Neue Studie Nur 20 Unternehmen verusachen ein Drittel aller Treibhausgase

tsha

11.10.2019

Ölförderung in den USA: Sind die Unternehmen, die Kohle, Gas und Öl ausbeuten, am Klimawandel schuld – oder die Verbraucher? (Archivbild)
Ölförderung in den USA: Sind die Unternehmen, die Kohle, Gas und Öl ausbeuten, am Klimawandel schuld – oder die Verbraucher? (Archivbild)
Bild: Keystone

Eine neue Studie lässt aufhorchen: Demnach sind nur 20 Unternehmen weltweit für einen Grossteil der Treibhausgase verantwortlich, die seit 1965 ausgestossen wurden.

Nur 20 Unternehmen sind für mehr als ein Drittel aller Treibhausgase, die seit dem Jahr 1965 in die Atmosphäre gelangt sind, verantwortlich. Das geht aus einer neuen Studie hervor, die der US-Forscher Richard Heede vom Climate Accountability Institute im Auftrag des «Guardian» erstellt hat. Das Institut gilt laut der britischen Zeitung als führend bei der Beschreibung der Verantwortung der Ölindustrie am Klimawandel.

Das Jahr 1965 wurde als Ausgangsdatum gewählt, da spätestens ab diesem Zeitpunkt bekannt war, welche Auswirkungen die Verbrennung von fossilen Rohstoffen auf das Weltklima hat. Im November 1965 hatte der damalige US-Präsident Lyndon B. Johnson einen Bericht (PDF) vorgestellt, der einen direkten Zusammenhang zwischen menschengemachtem CO2-Ausstoss und der Klimaerwärmung herstellt.

Seit jenem Jahr, so die nun veröffentlichte Untersuchung, hätten nur 20 Unternehmen ingesamt 480 Milliarden Tonnen an CO2-Äquivalenten zu verantworten. CO2-Äquivalente sind eine Masseinheit zur Vereinheitlichung der Klimawirkung der unterschiedlichen Treibhausgase – neben CO2 etwa Lachgas oder Methan. Diese 480 Milliarden Tonnen entsprechen 35 Prozent aller in den letzten 54 Jahren ausgestossenen CO2-Äquivalenten. Sie alle entstanden durch die Ausbeutung von Kohle, Gas und Öl sowie deren Nutzung.

Saudi Aramco auf Platz 1

Auf dem ersten Platz der Klimasünder landet das saudi-arabische Unternehmen Saudi Aramco, gefolgt von Chevron, Gazprom, ExxonMobil und der National Iranian Oil Co. Zwölf Unternehmen, die der Bericht auflistet, werden von Staaten kontrolliert, acht von privaten Investoren. Alle sind im Energiebereich tätig.

Als Basis für die Zahlen dienen Berichte der Unternehmen über die Menge der von ihnen ausgebeuteten Rohstoffe. Anschliessend wurde berechnet, wie viel Treibhaugas durch Erschliessung der Rohstoffe, ihre Verarbeitung, den Transport und schliesslich die Verbrennung entstanden ist. Den Löwenanteil von 90 Prozent macht dabei die Verbrennung aus – diese Summe geht also nicht direkt auf das Konto der Öl-, Kohle- oder Gasunternehmen, sondern wird von den Verbrauchern der Rohstoffe verursacht.

Für Studienautor Heede steht dennoch fest: «Dieses Firmen und ihre Produkte sind massgeblich verantwortlich für die Klimakrise. Sie haben gemeinam über Jahrzehnte nationale und globale Aktionsprogramme verzögert und können sich nicht mehr hinter der Behauptung verstecken, dass die Konsumenten verantwortlich seien.» Schon seit den späten 50er-Jahren sei den Unternehmen bekannt gewesen, dass ihre Produkte den Klimawandel verursachten.

«Grosses moralisches Versagen»

Der renommierte Klimaforscher Michael Mann sieht Saudi Aramco, Chevron und Co. ebenfalls in der Verantwortung. «Die grosse Tragödie der Klimakrise ist es, dass siebeneinhalb Milliarden Menschen den Preis – in Form eines zerstörten Planeten – zahlen müssen, damit ein paar Dutzend Verschmutzerunternehmen Rekordprofite machen können», zitiert der «Guardian» den Wissenschaftler. «Dass wir zugelassen haben, dass so etwas passiert, ist ein grosses moralisches Versagen unseres politischen Systems.»

Laut «Guardian» haben sieben der 20 in dem Bericht genannten Unternehmen auf Anfrage Stellung bezogen zu den Vorwürfen. Einige hätten argumentiert, sie seien nicht dafür verwantwortlich, was die Endverbraucher mit ihren Produkten machten. Ausserdem wird bezweifelt, dass schon seit Jahrzehnten bekannt sei, welche Auswirkungen die Verbrennung fossiler Rohstoffe auf das Klima habe. Alle Unternehmen behaupten jedoch, den Klimawandel heute ernstzunehmen.

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