Klima Pause bei der Erwärmung des Permafrosts

sda

9.4.2018

Forschende überwachen die Entwicklung des Permafrosts mit einem Messsystem. Im Jahr 2016/17 wurde die stetige Erwärmung des Permafrosts dank schneearmer Winter vorübergehend gestoppt. (Archiv)
Forschende überwachen die Entwicklung des Permafrosts mit einem Messsystem. Im Jahr 2016/17 wurde die stetige Erwärmung des Permafrosts dank schneearmer Winter vorübergehend gestoppt. (Archiv)
Source: Permos/Cécile Pellet

Zum ersten Mal seit 2009 hat sich der alpine Permafrost nicht erwärmt. Dies ist zwei besonders schneearmen Wintern zu verdanken. Die Erwärmungspause dürfte aber nur vorübergehend sein.

Zudem ist der Erwärmungstrend in steilen Felswänden, wo typischerweise wenig Schnee liegt, ungebrochen. Dies zeigen die neusten Resultate des Schweizer Permafrostmessnetzes (Permos), wie die Akademie der Naturwissenschaften (SCNAT) am Montag mitteilte.

Im Winter 2016/2017 lag in der Schweiz an so wenigen Tagen eine isolierende Schneedecke wie noch nie seit Messbeginn. Zudem waren die Lufttemperaturen sehr tief. Dadurch konnten die oberflächennahen Schichten an Standorten wie Schutthalden und Blockgletschern, an denen der Schnee einen wichtigen Einfluss hat, effizient abkühlen.

Auswirkungen in der Tiefe

Die winterliche Auskühlung an der Oberfläche beeinflusste auch die Temperaturen in der Tiefe und damit die des dauerhaft gefrorenen Untergrunds (Permafrost). In den meisten Bohrlöchern des Permafrostmessnetzes wurden in zehn Metern Tiefe deutlich niedrigere Temperaturen gemessen als in den Jahren zuvor. An einigen Stellen war dieser Temperaturrückgang sogar bis in eine Tiefe von zwanzig Metern feststellbar.

An Felswänden stellten die Forschenden im Gegensatz dazu keinen Temperaturrückgang fest. Da an diesen Stellen eine isolierende Schneedecke fehlt, entwickelten sich die Temperaturen dort gleich wie jene der Luft.

Auch an Messstandorten mit Permafrosttemperaturen nahe 0 Grad war die Auskühlung deutlich geringer. Beispielsweise waren die während des Sommers in zehn Metern Tiefe gemessenen Temperaturen auf dem Schilthorn in den Berner Alpen die zweithöchsten nach 2015. Hier massen die Forscher auch die tiefsten elektrischen Widerstandswerte des Untergrunds seit 17 Jahren. Dies lässt auf eine Zunahme an flüssigem Wasser im Permafrost und damit auf eine Eisschmelze schliessen.

Gletscher kriechen langsamer

Dank der allgemein verhältnismässig tieferen Permafrosttemperatur haben sich auch die Blockgletscher, die aus Gesteinsblöcken und Eis bestehen, im Jahr 2016/2017 allgemein langsamer bewegt. Im Durchschnitt waren ihre Geschwindigkeiten um 30 Prozent tiefer als im Vorjahr.

Allerdings kriechen sie immer noch deutlich schneller Richtung Tal, als dies zu Beginn der Messungen in den 2000er-Jahren beobachtet wurde, wie die SCNAT weiter schreibt. Mancherorts bewegen sich die Gletscher mit mehreren Metern pro Jahr.

Laut den Forschern ist die beobachtete Pause im Erwärmungstrend die Folge eines besonders schneearmen Winters, in den östlichen Alpen sogar von zwei schneearmen Wintern. Sie sei auf besondere Witterungsbedingungen zurückzuführen und dürfte nur vorübergehend sein, da der Einfluss des Hitzesommers 2017 in den Messungen in der Tiefe noch nicht voll zum Tragen gekommen sei.

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