An den Winter angepasst Rentiere wechseln ihre Augenfarbe und sehen UV-Licht

AP/tgab

26.12.2023

Die Suche nach Nahrung in einer schneebedeckten Landschaft ist eine Herausforderung, aber Rentiere haben dafür einen Seh-Trick entwickelt.
Die Suche nach Nahrung in einer schneebedeckten Landschaft ist eine Herausforderung, aber Rentiere haben dafür einen Seh-Trick entwickelt.
Bild: Imago images/Nordphoto

Das Rentier ist durch ein Weihnachtslied weltberühmt – wegen seiner Nase. Forscher haben neue Erkenntnisse zu den Augen der Tiere gewonnen, die für die Nahrungssuche in einer kargen Landschaft sehr wichtig sind.

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  • Eine Studie zeigt, dass Rentiere ihre Sehfähigkeiten auf ungewöhnliche Weise an ihre karge Umgebung angepasst haben.
  • Anders als andere tagaktive Säugetiere können sie im ultravioletten Spektrum sehen, das normalerweise Schneeblindheit hervorruft.
  • Dadurch können sie ihr Futter – helle Flechten – besser auf dem schneebedeckten Boden erkennen. Denn diese Flechten absorbieren UV-Licht und erscheinen dem Rentier daher dunkel vor hellem Grund.

Das Rentier hat durch die Liedzeile «Rudolph the red-nosed reindeer» internationalen Bekanntheitsstatus. Doch die Tierart hat es bei der Nahrungssuche in einer kargen und kalten Landschaft nicht leicht. Forscher vom Dartmouth College im US-Staat New Hampshire und von der University of St. Andrews in Schottland haben sich mit den Augen der Tiere befasst. Sie kamen zu der Erkenntnis, dass sich die Augen mit der Zeit angepasst haben könnten, um leichter Nahrung zu erspähen.

Wissenschaftlern ist bereits seit Jahren bekannt, dass ein spiegelähnliches Gewebe in den Augen von Rentieren die Farbe mit den Jahreszeiten ändert – von einem grünlichen Gold im Sommer zu einem intensiven Blau im Winter. Dadurch wird Vermutungen zufolge das schwache Licht des polaren Winters verstärkt.

Man wusste aber nicht, was es damit auf sich hat, dass Rentiere im Unterschied zu anderen Säugetieren Licht im ultravioletten Spektrum sehen können.

UV-Licht verursacht Schneeblindheit

«Die meisten Tiere, die unter Tageslicht-Bedingungen aktiv sind, wollen UV-Licht vermeiden», sagt Nathaniel Dominy, Co-Autor einer Studie in der Fachzeitschrift «i-Perception». «UV-Licht ist schädlich. Schnee reflektiert UV-Licht, was ein Problem ist, deshalb bekommen Menschen die Schneeblindheit.»

Rentiere ernähren sich hauptsächlich von einem hellfarbenen Moos, bei dem es sich eigentlich um eine Art Flechte handelt, die in den nördlichen Breitengraden wächst.

Wissenschaftler forschten im Cairngorms-Gebirge in den schottischen Highlands, in denen es mehr als 1500 Flechtenarten sowie die einzige Rentierherde Grossbritanniens gibt. Sie fanden heraus, dass das Rentier-Moos UV-Licht absorbiert. Dadurch sticht die für Menschen im Schnee schwer zu erkennende Flechte für Rentiere als etwas Dunkles hervor.

Flechten kontrastieren dunkel im weissen Schnee

«Wenn du ein Rentier bist, kannst du es sehen und du hast einen Vorteil, weil du dann nicht in der Landschaft herumirrst.» Indem die Tiere auf direktem Weg zur Nahrung gelangten, könnten sie Energie sparen, erklärt Dominy.

Ein Experte für evolutionäre Ökologie vom Spanischen Rat für Wissenschaftliche Forschung, Juan Jose Negro, sagte, Erkenntnisse, wie sie die Studie liefere, seien nützlich, um ein besseres Verständnis dafür zu bekommen, wie Tiere mit einer schwierigen Umwelt umgehen.

Dominy findet, die Forschung habe auch Auswirkungen für den Menschen. Flechten sollen antioxidative Eigenschaften haben. Die Augen von Rentieren hätten viel Vitamin C und dieses «ist einfach fantastisch, um beschädigte Zellen zu reparieren», sagte Dominy.