Kalifornien Seltsames Phänomen – Wandernder Schlammgeysir bedroht Bahnlinie

tsha

11.12.2018

Der Niland-Geysir bedroht unter anderem diese Bahnlinie.
Der Niland-Geysir bedroht unter anderem diese Bahnlinie.
Bild: Imperial County

In Kalifornien bedroht ein wandernder Schlammgeysir einen Highway und eine Bahnlinie. Behörden und Forscher sind ratlos.

Jahrzehnte war der Schlammgeysir von Niland im Süden Kalifornien ruhig. Dann aber beschloss das blubbernde Erdloch, auf Wanderung zu gehen: Seit 2007 bewegt sich der Geysir vorwärts, zunächst langsam, zuletzt immer schneller. In der erste Hälfte dieses Jahres gab er dann richtig Gas und wanderte 18 Meter, wenig später noch einmal so weit. Ingesamt 70 Meter hat das Naturphänomen nun schon zurückgelegt, wie «Der Standard» schreibt.

Was nach einer Nachricht klingt, die höchstens Geologen interessieren dürfte, stellt die kleine Gemeinde Niland allerdings vor grosse Probleme. Nicht, weil es aufgrund des Austritts von Schwefelwasserstoff in der Gegend ziemlich stinkt. Sondern, weil der Geysir die umliegende Infrastruktur bedroht.

Denn unweit des wasserspuckenden Geysirs befindet sich eine Bahnlinie, über die alle 20 Minuten ein Güterzug rollt. Entsprechend alarmiert ist die Betreibergesellschaft Union Pacific (UP). Mit hohen Kosten wurde ein Abschnitt der Bahnstrecke bereits verlegt, doch die Gefahr ist noch nicht gebannt: Es bestehe «das Risiko, dass ein Zug von UP entgleist, was wir natürlich nicht wollen», sagt Alfredo Estrada, der Chef von Feuerwehr und Katastrophenschutz in Imperial County, gegenüber dem «Spiegel».

«Nur Mutter Natur wird das aufhalten»

Auch eine nahe Strasse wird vom Niland-Geysir bedroht. Eine Sperrung hätte weitreichende Folgen: Autofahrer müssten Umwege von mitunter mehr als 100 Kilometern auf sich nehmen, da es keine Ausweichstrecke gibt. Ebenfalls betroffen von der plötzlichen Wanderlust des Schlammgeysirs sind im Boden verlegte Leitungen, wie etwa Glasfaserkabel oder eine Benzinpipeline.

Eine Lösung für das Problem ist nicht in Sicht. «Das ist eine Sache, die Mutter Natur verursacht hat. Und nur Mutter Natur wird das aufhalten», zitiert «Der Spiegel» Feuerwehrchef Estrada. Mittlerweile ist das Areal um den Geysir zum Notstandsgebiet erklärt worden. Das soll es den Behörden leichter machen, Gegenmassnahmen zu ergreifen. Nur wie diese aussehen könnten, weiss momentan niemand.

«Bisher sind die Schlammvulkane immer an ihrem Platz geblieben», erklärt Ken Hudnut vom Geologischen Dienst der USA dem «Spiegel». «Das ist etwas, was wir so noch nicht gesehen haben.» Alle Massnahmen der Behörden, etwa unterirdische Absperrungen oder Versuche, das Wasser des Geysirs umzuleiten, sind bislang gescheitert.

Wieso der Geysir gerade hier sprudelt, ist hingegen bekannt: Niland liegt am südlichen Zipfel der San-Andreas-Linie. An dieser geologisch aktiven Verwerfung sind Erdbeben keine Seltenheit. Durch Risse in der Erde entstehen dann immer wieder auch Geysire – wie jener, der die kalifornischen Behörden nun zur Verzweiflung treibt.

Schutzwände haben es nicht geschafft, den Marsch des Geysirs aufzuhalten.
Schutzwände haben es nicht geschafft, den Marsch des Geysirs aufzuhalten.
Bild: Imperial County
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