Sind wir wirklich allein? Grösster Lauschangriff auf unsere Galaxie – jeder kann mithören

dpa/SDA/tafi

16.2.2020

Forscher haben unter anderem mit dem Parkes-Radioteleskop in Australien den bislang grössten Lauschangriff auf unsere Heimatgalaxie unternommen.
Forscher haben unter anderem mit dem Parkes-Radioteleskop in Australien den bislang grössten Lauschangriff auf unsere Heimatgalaxie unternommen.
CSIRO/dpa

Seit Jahren fahnden Wissenschaftler nach Zeichen für ausserirdische Zivilisationen – bislang erfolglos. Nun machen Forscher enorme Datenmengen öffentlich. Sie wollen wissen, ob da draussen nicht doch jemand zuhört.

Auf der Suche nach ausserirdischen Zivilisationen haben Forscher nach eigenen Angaben den bislang grössten Lauschangriff auf unsere Heimatgalaxie unternommen. Die Rohdaten stellten sie nun ins Internet. Davon kann auch die Suche nach natürlichen astronomischen Phänomenen profitieren.

Fast zwei Petabyte an Beobachtungsdaten der Milchstrasse hat die privat finanzierte Initiative «Breakthrough Listen» nun öffentlich zugänglich gemacht, wie die an der Suche nach extraterrestrischer Intelligenz (SETI) beteiligte Universität von Kalifornien in Berkeley berichtet. Das Projekt wurde am Freitag (Ortszeit) auf der Jahrestagung der Amerikanischen Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften (AAAS) in Seattle (US-Staat Washington) vorgestellt.

Zwei Milliarden Megabyte

Zwei Petabyte sind rund zwei Milliarden Megabyte, das entspricht etwa einer Billion Seiten Text. «Das ist die grösste Veröffentlichung von SETI-Daten in der Geschichte», betonte «Breakthrough Listen»-Chefwissenschaftler Andrew Siemion von der Universität von Kalifornien. Die Daten stammen vor allem vom Parkes-Radioteleskop in Australien und vom Green-Bank-Radioteleskop in den USA. Sie hatten in den vergangenen vier Jahren die von Sternen dicht bevölkerte Scheibe der Milchstrasse nach möglichen Funksignalen ausserirdischer Zivilisationen abgehorcht.



Bei der Auswertung geht es darum, Signale zu ermitteln, die sich vom natürlichen astrophysikalischen Hintergrundrauschen abheben, andererseits aber auch nicht von irdischen Quellen wie etwa Satelliten stammen können. Für diese Herkulesaufgabe hofft die Initiative auf die Hilfe von anderen Forschern wie etwa Experten für Maschinenlernen und künstliche Intelligenz. wie Siemion erläuterte.

Auch Bürger können sich beteiligen. Ein Teil der Daten kann über das Bürgerforschernetzwerk SETI@Home der Universität von Kalifornien auf heimischen PCs analysiert werden.

Supercomputer im Einsatz

Allerdings seien die Datenmengen so riesig, dass sie sich nicht alle direkt über das Internet senden liessen, erklärte Siemion. Stattdessen würden die Rohdaten mit Hilfe von Supercomputern verkleinert, wobei die Empfindlichkeit für ein möglichst breites Spektrum von Signalen erhalten bleibe.



Die Beobachtungen dienten nicht allein zum Aufspüren ausserirdischer Rundfunksender oder anderer künstlicher Signale, betonten die Wissenschaftler. Sie seien auch eine Goldmine für die Suche nach natürlichen astronomischen Phänomenen, die sich im Bereich der Radiowellen bemerkbar machen.

Rätselhafteste Beobachtungen

So habe eine Analyse vor etwas mehr als einem Jahr mehr als 70 Radiopulse von einem sich wiederholenden sogenannten Fast Radio Burst (FRB; kurzer Radioblitz) aufgespürt. Die zufällig auftretenden FRB gehören derzeit zu den rätselhaftesten Beobachtungen im Kosmos. Sie sind natürlichen Ursprungs, aber ihre genaue Ursache ist noch nicht geklärt. Astronomen sind daher auf möglichst viele Beobachtungen angewiesen.



«Breakthrough Listen» ist eine der vom russischen Unternehmer Juri Milner gegründeten und privat finanzierten Forschungsinitiativen. «Für die gesamte Menschheitsgeschichte hatten wir eine begrenzte Datenmenge, um nach Leben jenseits der Erde zu suchen. Daher konnten wir nur spekulieren», erläuterte Milner in der Mitteilung der Universität.

«Jetzt, wo wir eine grosse Menge Daten bekommen, können wir echte Wissenschaft betreiben, und indem wir diese Daten für die allgemeine Öffentlichkeit verfügbar machen, kann das jeder, der die Antwort auf diese tiefgreifende Frage wissen möchte.»

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