Dreidimensionale Karte So hat man die Erde noch nicht gesehen

uri

15.10.2018

Eine Weltkarte in grösstmöglicher Detailtiefe ist nun kostenlos abrufbar – zumindest für die Wissenschaft. Jahrelang haben zwei Radarsatelliten dafür die Landoberfläche überflogen und erfasst.

Die bislang vollständigste und genaueste dreidimensionale Darstellung der Erde zeigt Berge und Täler in noch nicht gekannter Genauigkeit. Die Karte bildet dabei die gesamte Landoberfläche des Globus ab – insgesamt mehr als 148 Millionen Quadratkilometer.

Laut dem «Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt» (DLR) soll die absolute Höhengenauigkeit des Datensatzes bei einem Meter liegen und damit rund 30 Mal präziser sein als bisher bekannte Datensätze. Zudem sei der Planet nun erstmalig mit einheitlicher Genauigkeit und ohne Lücken erfasst worden.

Daten aus fünf Jahren

Möglich wurde das neue Höhenmodell der Erde durch zwei deutsche Erdbeobachtungssatelliten – der «TerraSAR-X» nahm seinen operativen Betrieb im Januar 2008 auf, sein Zwilling «TanDEM-X» folgte ihm gut ein Jahr später. Die beiden Satelliten fliegen noch immer in äusserst geringem Abstand zueinander – mitunter lediglich 120 Meter voneinander entfernt – um den blauen Planeten.

Bei ihrem bisherigen Flug registrierten die Radarsatelliten fünf Jahre lang die Topografie der Erde unter einem jeweils gering abweichenden Blickwinkel. Durch die Verrechnung der Messungen beider Satelliten konnte das extrem präzise Höhenmodell der Welt entstehen.

Wertvoll sind dessen Daten nicht zuletzt für die Klima-und Umweltforschung oder den Stadt- und Strassenbau. Vor allem auch das Militär hat allergrösstes Interesse an den Daten, um Marschflugkörper und Raketen präzise und erdnah unterhalb von Radaranlagen zu navigieren.

Nur geringste Auflösung ist kostenlos

Verfügbar sind jedoch unterschiedliche Auflösungen des Höhenmodells, nämlich mit einem Messpunktabstand von 90 Metern, von 30 Metern und von 12 Metern. Der nun veröffentlichte und kostenlos erhältliche Datensatz hat die geringste Auflösung. Die präziseren Modelle des öffentlich-privaten Projektes müssen hingegen beim Partner Airbus käuflich erworben werden, wie der «Spiegel» berichtet.

Das habe auch zur Folge, dass das deutsche Verteidigungsministerium die Daten für umgerechnet rund 460 Millionen Franken von Airbus kaufen wolle, obwohl das am Projekt beteiligte DLR dem deutschen Wirtschaftsministerium unterstellt sei. Der Grund: Auch die USA wollten die höchstaufgelösten Daten vom Verbündeten aus Deutschland für umsonst. Andernfalls hätten sie damit gedroht, den Deutschen keine hochauflösenden Bilder ihrer eigenen Spionagesatelliten mehr zur Verfügung zu stellen.

Laut DLR arbeiten bereits über 2'400 Wissenschaftler aus 70 verschiedenen Ländern mit den Daten der Satelliten. Für ihre kostenlose Variante rechnet man hier in den nächsten Monaten mit 100'000 weiteren Downloads.

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