Antarktis So wollen Forscher das legendäre Wrack von Shackletons gescheiterter Expedition finden

tsch / dpa

25.5.2018

Vor mehr als 100 Jahren verschwand die «Endurance» im ewigen Eis. Jetzt wollen Foscher an die Stelle vordringen, an der das Schiff von Abenteurer Ernest Shackleton sank. Unterstützt werden sie dabei von Hightech-Robotern.

Gescheitert, aber dennoch für viele ein Held: Dreimal versuchte der Brite Ernest Shackleton, die Antarktis zu erobern, und dreimal gelang es ihm nicht. Die Ehre, den Südpol als erster erreicht zu haben, gebührt nicht ihm, sondern Roald Amundsen, und auch bei der Durchquerung des antarktischen Kontinents von Küste zu Küste scheiterte Shackleton. Unsterblich wurde der Polarforscher dennoch: Als sein Schiff während der Endurance-Expedition 1915 im Weddell-Meer im Eis stecken blieb, gelang es Shackleton, sich in einer spektakulären Aktion zu retten. Jetzt soll das Schiff des Abenteurers, das damals in der Antarktis zurückblieb, gesucht werden.

Wenige Monate, nachdem Shackletons Schiff, die «Endurance», im Eis festgesetzt wurde, zerquetschten Eisschollen die Schonerbark. Keiner von Shackletons Männern kam dabei zu Schaden, doch es begann ein Kampf ums Überleben. Denn die nächste bewohnte Insel lag Hunderte von Kilometern entfernt. Wochenlang zogen die Männer auf Schlitten so viel Ausrüstung wie möglich über das Eis: Vorräte, Zelte, einen Ofen und sogar drei Beiboote, die sie vom Schiff gerettet hatten. Als das Essen knapp wurde, jagten sie Tiere. Nachdem die Eisschollen, über die sie liefen, zu schmelzen begannen, stiegen sie in ihre Schiffe.

Nach etlichen Tagen auf dem Eismeer erreichten die ausgezehrten Männer mit Mühe und Not eine unbewohnte Insel, die Elefanten-Insel. Manch einer hatte so unter der Kälte gelitten, dass seine Zehen abgestorben waren. Doch das Abenteuer war noch längst nicht vorbei: Erst mehrere Wochen später erreichten die Männer schliesslich auf der Insel Süd-Georgien den Hafen, von dem sie fast zwei Jahre zuvor zu ihrer Expedition aufgebrochen waren. Wie durch ein Wunder war auf ihrer langen Reise niemand gestorben. Und obwohl sie ihr eigentliches Ziel nicht erreicht hatten, wurde Ernest Shackleton in seiner Heimat wie ein Held gefeiert: Er hatte alle seine Männer wieder lebend nach Hause gebracht.

Roboter helfen bei der Suche

Seitdem ist die «Endurance» einer der grössten Mythen der Forschungsgeschichte. Wissenschaftler der Universität Cambridge wollen das Schiff nun auf einer mehrwöchigen Expedition ausfindig machen, berichtet «20 Minuten». Demnach werden die Überreste des Segelschiffs in einer Tiefe von etwa 3200 Metern unter dem Larsen-C-Schelfeis vermutet. Unterstützt werden die Forscher bei ihrer Suche von autonomen Untersee-Robotern, die in derartige Tiefen vordringen können. «Kameras und Sonar auf autonomen Unterwasserfahrzeugen anzubringen hat den Vorteil, dass wir nicht direkt über das Wrack fahren müssen», erklärt Expeditionsleiter Julian Dowdeswell gegenüber NBC.com. So sei es möglich, dass die Roboter schon hundert Kilometer vom vermuteten Ruheort des Schiffes ins Wasser gelassen werden und sich selbstständig bis zum Wrack vorarbeiten.

Ein Erfolg der Expedition sei dennoch alles andere als sicher. So sei es ungewiss, ob das Schiff der Forscher überhaupt in die Nähe des Einsatzortes gelangen könne. Dies hänge von der Eisschicht in der Antarktis ab.

Sollte die Expedition ihr Ziel erreichen, wolle man das Wrack näher untersuchen. Es wird davon ausgegangen, dass sich die «Endurance» in einem relativ guten Zustand befinde, da es am Ort des Sinkens keine Organismen gebe, die Holz zersetzen könnten. Sollten die Tauchroboter an Bord des Wracks persönliche Gegenstände der Shackleton-Expedition finden, sollen diese aber dort belassen werden: Das habe man mit den Nachfahren des Abenteurers vereinbart.

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