Viele betroffen, wenige reden«Solltest glücklich sein»: Selbst Promis leiden unter postnataler Depression
ap/phi
31.8.2018
Selbst Gwyneth Paltrow, Model Chrissy Teigen oder Adele kennen das: Ein Kind kommt auf die Welt, doch bei der Mutter keine Freude auf. Diagnose: postnatale Depression.
Das Baby ist da. Doch statt Freude ist die Mutter niedergeschlagen. Wenn dieser Zustand länger anhält, muss er ärztlich behandelt werden. Doch viele Frauen scheuen sich, Hilfe in Anspruch zu nehmen, sehen darin ein Versagen als Mutter. Da täte mehr Publizität in der Sache gut: Kürzlich ging Tennisstar Serena Williams mit dem Thema an die Öffentlichkeit.
Nach ihrem blamablen Ausscheiden in der ersten Runde des Tennisturniers von San Jose erklärte sie via Instagram, sie leide unter dem Gefühl, eine schlechte Mutter zu sein, seit Ihre Tochter Alexis Olympia Ohanian Jr. im vergangenen September auf die Welt gekommen sei. «Gespräche mit meiner Mutter, meiner Schwester, meinen Freunden haben mir gezeigt, dass diese Gefühle völlig normal sind», erklärte sie.
Kids humble us. The other day on a flight home Olympia insisted on running up and down the aisle and when I finally got her to sit still, she threw up all over me. #ThisMama would love to hear your stories of motherhood.. even ones like this! Share and tag them with #ThisMama. pic.twitter.com/9N5duB2M3t
Postnatale (von lateinisch «natus»=geboren) oder auch postpartale («partus»=Entbindung) Depressionen lassen sich nicht auf einen Grund zurückführen. Das National Institute of Mental Health, das dem US-Gesundheitsministerium untergeordnet ist, macht dafür vielmehr einen Mix aus körperlichen und emotionalen Faktoren verantwortlich.
Der Zustand kann bis zu drei Jahre nach der Geburt anhalten. Die Symptome reichen von Niedergeschlagenheit bis weit über den sogenannten Baby Blues hinaus zu Gedanken, sich oder dem Kind etwas anzutun.
We love that #CelebMoms are pushing conversations on postpartum experiences! “Mamas talk about how you’re feeling…because in some cases it could save yours or someone else’s life.” We agree with @Adele, it's crucial to keep communicating before, during, and after pregnancy. https://t.co/HF6DHX8aHZ
Nach Zahlen des Fachverbands American Psychological Association leidet jede siebte Frau nach der Entbindung unter schwerwiegenden Störungen des Gemütszustandes oder noch schlimmeren Symptomen. Die Weltgesundheitsorganisation WHO schätzt, dass etwa 20 Prozent der Mütter in Entwicklungsländern weltweit eine klinische Depression nach der Geburt erfahren.
«Menschen haben Angst, darüber zu sprechen»
Obwohl das Thema in der Öffentlichkeit noch nie so viel debattiert wurde wie heute, ist es immer noch stigmatisiert. Freunde, Kollegen und Angehörige, die eine solche Depression nicht selbst durchgemacht haben, sind oft überfordert, den betroffenen Frauen zu helfen.
Die Bildergalerie: Beyoncés krasse Zwillingsgeburt
Beyoncé: So dramatisch war die Geburt ihrer Zwillinge
Vor rund einem Jahr wurde Beyoncé Mutter von Zwillingen - unter dramatischen Umständen.
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Auf der Bühne inszenierte sich Beyoncé als schwangere Madonna. Doch ein Zuckerschlecken war die Schwangerschaft nicht: Sie hatte Bakterien im Blut. «Meine Gesundheit und die meiner Babys war in Gefahr, also wurde ein Not-Kaiserschnitt vorgenommen.»
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Ihr Mann Jay-Z habe sie in der Zeit sehr unterstützt. Das Musikerpaar ist seit 2008 verheiratet.
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2012 kam ihre erste gemeinsame Tochter Blue Ivy zur Welt.
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Beyoncé ist eine der erfolgreichsten Künstlerinnen unserer Zeit.
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«Ich denke, die Menschen haben Angst, darüber zu sprechen», sagt Talya Knable, Beraterin aus Baltimore mit mehreren Fällen von postnataler Depression unter ihren Klienten und im Freundeskreis. «Aber viele Menschen leiden darunter und wollen erfahren, dass sie nicht allein sind. Diese Menschen brauchen eine Menge Unterstützung.»
Wenn Betroffene Hilfe in Anspruch nehmen wollten, bekämen sie oft zu hören: «Jeder hat mal eine schwere Zeit. Du wirst damit klarkommen. Ich war nicht depressiv, als ich ein Baby bekommen habe. Das kann doch nicht so schlimm sein. Liebst Du Dein Kind nicht? Du solltest glücklich sein.»
Alles bloss Einbildung?
Wichtig sei es, betroffene Mütter positiv zu bestärken, sagt Knable. Das gehe mit Sätzen wie «Du bist eine tolle Mutter und machst einen tollen Job. Du bist nicht allein damit. Ich bin hier, um Dir zu helfen, wenn Du mich brauchst. Ich weiß, dass Du Dich wirklich anstrengst. Du kannst das schaffen.»
Therapeutin Heidi McBain aus Flower Mound in Texas ist spezialisiert auf Müttergesundheit. Sie litt selbst unter einer postnatalen Depression, nachdem sie zunächst eine Fehlgeburt erlitten hatte und danach erneut schwanger geworden war.
Nach der Geburt ihres Sohnes, der heute neun Jahre alt ist, hatte sie lange mit der Krise zu kämpfen. Für sie ist es am wichtigsten, dass man Betroffene fragt, wie man ihnen helfen kann. Tabu seien dagegen Sätze wie «Warum brauchst Du Medikamente von Deinem Arzt? Bist Du sicher, dass Du Dir das alles nicht einbildest?»
Einen Arzt aufsuchen ist genau das, was Frauen tun sollten, wenn sie das Gefühl haben, dass der «Baby Blues» in gefährliche Gefilde abgleite, rät das National Institute of Mental Health. Der Ausdruck «Baby Blues» werde meist verwendet, um «Gefühle der Sorge, des Unglücks und der Erschöpfung» zu bezeichnen, die viele Frauen nach der Geburt durchlebten.
Baby, Blues, Behandlung
Bis zu 80 Prozent der Mütter seien in einer leichten Form davon betroffen. Das dauere ein bis zwei Wochen und verschwinde dann von allein. Eine postpartale Depression (PPD) liegt dem Institut zufolge vor, wenn Traurigkeit und Angst extrem gesteigert sind und die Fähigkeit der Frau beeinträchtigen, sich um sich selbst und ihre Familie zu kümmern. Das erfordere in der Regel eine Behandlung.
Im Video: Wie Brooke und Jen die postnatale Depression überlebt haben
«Dass ich einen Therapeuten gefunden habe, der auf postpartale Stimmungsstörungen spezialisiert war, und dass ich die richtigen Medikamente unter Aufsicht eines Psychiaters bekommen habe, hat mir geholfen, mich besser zu fühlen», sagt Jen Schwartz, Mitbegründerin des Blogs motherhood-understood.com.
Doch aus dem Haus zu gehen und sich Hilfe zu holen, kann für eine betroffene Mutter ein Problem sein, wie Carole Brody Fleet aus Orange County in Kalifornien berichtet. Ihre Tochter kam vor 29 Jahren zur Welt - in einer Zeit, in der das Thema noch stärker tabuisiert war.
Keine Scheu mehr - Promis enthüllen ihre psychischen Probleme
Sängerin Mariah Carey leidet an einer bipolaren Störung, wie vor Kurzem bekannt wurde. Und sie ist nicht die einzige Prominente, die unter psychischen Problemen leidet.
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Dwayne «The Rock» Johnson gab offen zu, Depressionen zu haben. «Ich glaube, dass jeder, der darüber spricht, hilft, der Sache im Laufe der Zeit das Stigma zu nehmen», sagte Johnson kürzlich in einem Interview.
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Grossbritanniens Prinz Harry suchte therapeutische Hilfe, um Trauer und Zorn nach dem Unfalltod seiner Mutter Prinzessin Diana bewältigen zu können. Er habe mehrere Male am Rande eines Zusammenbruchs gestanden, offenbarte der Prinz in einem Interview.
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Auch «Deadpool»-Star Ryan Reynolds hat mit psychischen Problemen zu kämpfen. Der 41-Jährige hatte es mit Angststörungen zu tun. «In diesem Zeitalter toxischer Männlichkeit gibt es eine Menge von Typen mit einer Tendenz, es im eigenen Innern zu begraben, zu denken, dass sie starke Kerle sein müssen. Aber das ist nicht zwangsläufig wahr», so der Schauspieler.
Bild: Bennett Raglin/WireImage
Schauspielerin Mayim Bialik («The Big Bang Theory») erinnert sich noch sehr gut daran, wie isoliert sie sich fühlte, als sie mit Depressionen zu kämpfen hatte. Sie hofft, dass die Scham, die psychische Erkrankungen oft begleitet, bald ganz der Vergangenheit angehört
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