Manchmal ist ein Tod nicht genug. Die Bestrafung von Exekutierten hat deswegen eine lange Tradition. Ein besonders bizarrer Fall war die Leichensynode – ein Prozess gegen einen bereits beerdigten Papst.
Als italienische Partisanen Mussolini, seine Geliebte und einige seiner Getreuen im Frühling 1944 erschossen hatten, schleppten sie ihre toten Körper auf die Piazzale Loreto in Milano. Eine wütende Menge versammelte sich auf dem Platz und trat auf die Leichen ein, beschimpfte und bespuckte sie. Eine Frau feuerte sogar fünf Schüsse auf Mussolinis Leiche ab. Danach wurden die deformierten Leichen kopfüber an einer Tankstelle aufgehängt – wie Vieh nach der Schlachtung.
Eine lange Tradition
Damals zeigte sich die Weltöffentlichkeit schockiert über das Ausmass der Rache an den Toten. Selbst einen toten Diktator durfte man so nicht behandeln. Doch die Bestrafung nach dem Tod war über Jahrhunderte juristische Normalität gewesen: Noch an den Leichen von Hingerichteten wurde Vergeltung verübt. Man liess sie in Ketten aufhängen, in etlichen Städten benutzte man eiserne Käfige, in denen man die Hingerichteten ausstellte: Ihre versehrten Körper sollten als Symbole der Warnung dienen.
Doch was, wenn der Drang nach Gerechtigkeit erst mit Verspätung einsetzte, nachdem die tote Person bereits in Amt und Würden beerdigt worden war? Dann blieb den neuen Machthabern nichts anderes übrig, als die Schaufel zu holen. So erging es zum Beispiel Oliver Cromwell, der im 17. Jahrhundert den englischen König Karl I. köpfen liess – und seinen Platz einnahm. 1658 starb er und wurde würdevoll bestattet.
Doch zwei Jahre danach wollte sich der neu eingesetzte Karl II., Sohn von Karl I., am Mörder seines Vaters rächen: Er liess Cromwell ausgraben und mit seinen – noch lebenden – Komplizen hängen. Danach wurden ihre Köpfe auf der Westminster Hall, dem Londoner Parlamentsgebäude, aufgespiesst, von wo aus sie die nächsten zwanzig Jahre die Feinde der Monarchie warnten.
Der wohl aufsehenerregendste Fall einer Bestrafung nach dem Tode liegt aber noch weiter zurück: Er spielte sich im Vatikan ab und drehte sich um Formosus, der zwischen 891 und 896 als Papst amtete. Verschiedene Familien kämpften damals um Einfluss auf das Papstamt, denn hier wurde auch die weltliche Macht verteilt – die Päpste krönten letztlich die Kaiser. Die Kirchenoberhäupter führten deswegen ein ähnlich gefährliches Leben wie Anführer von Mafiapaten. Entweder setzten sie sich durch und starben an Altersschwäche oder sie wurden niedergemetzelt.
Das gefährliche Leben der Päpste
Formosus schien zunächst Glück zu haben, als er im stolzen Alter von 80 Jahren friedlich entschlief. Doch in Wahrheit begann damit erst sein grosser Auftritt in der Geschichte.
Formosus hatte zu Lebzeiten Fehler gemacht. Welche genau, das wird in der Papstforschung lebhaft diskutiert – kurz gesagt: Er hatte sich mit der falschen Familie angelegt. Bereits als Bischof wurde Formosus vom damaligen Papst, Johannes VIII, exkommuniziert, übermässiger Ehrgeiz, so lautetet der Vorwurf. Doch Johannes VIII. wurde vergiftet und vorsorglich auch noch mit einem Hammer erschlagen.
Mit dem neuen Papst änderte sich die Lage für Formosus grundlegend, er konnte nach Rom zurückkehren und bestieg neun Jahre, zwei altersschwache Amtsinhaber und einen weiteren Papstmord später selbst den Heiligen Stuhl. Nun war es sein weltliches Gegenstück, der Kaiser, der ihm bald Kummer machte: Guido von Spoleto, Mitglied einer einflussreichen römischen Familie, wollte über die eigene Krone hinaus noch eine für seinen Sohn.
Von zwei Kaisern gefordert, holte Formosus den befreundeten König Arnulf von Kärnten und dessen Armee zu Hilfe, um die Doppelkaiser zu vertreiben. Aus Dank machte er den Retter in der Not auch zum Kaiser. Das alles verärgerte die Familie Spoleto masslos. Doch eben, Formosus entzog sich ihrer Rache durch den Tod. Bereits 896 wurde er im Petersdom beerdigt.
Leiche auf der Anklagebank
Aber der Tod schützte ihn nicht vor Rache. Sein Nachfolger, Papst Stephan VI, der als Günstling der Casa Spoleto an die Macht gekommen war, berief 897 eine Bischofsversammlung ein und liess Formosus’ Leiche aus der Gruft zerren. Man kleidete seine Überreste in päpstliche Gewänder und setzte sie auf den Thron, so als wäre Formosus noch am Leben. Dann begann der Gerichtsprozess gegen ihn. Zwei Bischöfe klagten ihn an, das Papst-Amt unrechtsmässig ausgeführt zu haben, auch ein Verteidiger sprach für ihn. Der Angeklagte schwieg natürlich.
Das Urteil fiel eindeutig aus: Dem toten Formosus wurde die päpstliche Amtswürde aberkannt. Nach dem Richtspruch wurde die Leiche Formosus vom Thron gezerrt, und die Kardinäle rissen ihr die Kleider vom Leib und kleideten sie in jene von Normalsterblichen.
Als ob es damit noch nicht genug gewesen wäre, schnitt man auch noch die Finger an der Schwurhand ab, und verscharrte den entehrten Papst auf dem Friedhof dort, wo Fremde und unbekannte Leichen bestattet wurden. Das war Papst Stephan VI. aber immer noch zu viel der Totenruhe für einen Feind der Familie Spoleto. Darum liess er Formosus abermals ausbuddeln und in Rom in den Fluss Tiber werfen.
Wie ein Fingerzeig Gottes
Noch im selben Jahr zerstörte ein Erdbeben die Basilika, in der die Leichenschändung stattgefunden hatte. Viele sahen das als sehr deutlichen Wink Gottes, dass er mit der Störung von Formosus Totenruhe keineswegs einverstanden gewesen sei. Aufständische strangulierten Stephan VI. Formosus’ Leiche, die von einem Mönch heimlich gerettet worden war, wurde wieder in den Petersdom umgebettet. Für sieben Jahre. Dann mordete sich erneut ein Verbündeter der Familie Spoleto, Sergius III, auf den Heiligen Stuhl und warf Formosus Leiche als erste Amtshandlung wieder in den Tiber.
Doch damit war Formosus’ Odysse noch immer nicht am Ende: Seine Leiche verhedderte sich in einem Fischernetz und konnte doch noch ehrenhaft beerdigt werden. Nun zum vierten und letzten Mal.
Untote Macht
Wenn Mächtige sterben, betreibt man immer einen grösseren Aufwand, um sie zu verabschieden. Für Lady Di wurden beispielsweise 10'000 Tonnen Blumen niedergelegt. Aber manche Mächtige gelten als so unentbehrlich, dass man sie gar nicht gehen lassen will. Sie werden mumifiziert, in Mausoleen verehrt und beschäftigen noch als Tote die Nachwelt. Um Anekdoten aus der Geschichte dieser untoten Macht dreht sich diese Reihe.
Kronen gibt es viele, die meisten jedoch sind – wie diese russische Zarenkrone – längst nur noch Museumsstücke. Ausser in den wenigen verbliebenen Monarchien. Können Sie zuordnen, welche Krone zu welchem aktuellen Monarchen gehört?
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«Sie wiegt eine Tonne», erinnerte sich die Königin, die mit dieser Krone gekrönt wurde, in einem TV-Interview. Ganz so schwer ist sie nun auch nicht, aber mit 2,5 Kilogramm schon ein ganz schöner Brocken. Aushalten musste betreffende Dame dieses Gewicht nur ein einziges Mal, ...
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... nämlich zu ihrer Krönung 1953: Queen Elizabeth II., natürlich. Die St.-Edwards-Krone, die sie seither «zum Glück» nicht mehr oft gesehen hat, wurde 1661 geschaffen und ist mit 444 Edelsteinen besetzt. Irgendwoher muss das Gewicht ja kommen. Doch Moment, haben wir die Queen seither nicht auch schon mit einer Krone gesehen?
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Richtig, zur Eröffnung des Parlaments etwa. Da trägt sie allerdings die Imperial State Crown, die ebenfalls kein Leichtgewicht ist. Darum halte sie den Zettel mit ihrer Rede immer auf Augenhöhe, verriet die Queen der BBC: «Denn, wenn man den Kopf senken würde, würde man sich das Genick brechen, oder die Krone würde runterfallen.»
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Auch diese Krone wurde während Elizabeths II. Krönung getragen – allerdings nicht von Elizabeth II. selbst. Dabei enthält das edle Stück einen der wertvollsten Diamanten der Welt: Den Koh-i-Noor, der der Legende nach einst den indischen Pfauenthron schmückte und nur von Frauen getragen werden darf, weil er Männern Unheil bringen soll. Letzte Eigentümerin?
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Elizabeth Bowes-Lyon, besser bekannt als Queen Mum. Die Krone wurde 1937 im Vorfeld der Krönung ihres Mannes, König George VI., extra für sie angefertigt. Neben dem Koh-i-Noor, der zuvor schon die Kronen von Königin Alexandra und Königin Mary zierte, finden sich noch 2'800 weitere Diamanten in dem Schmuckstück. Als Queen Mum 2002 starb, wurde die Krone während des Trauerzugs auf ihren Sarg gelegt.
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Dass Kronen tatsächlich noch getragen werden, kommt in den verbliebenen Monarchien inzwischen ausgesprochen selten vor. Ob etwa diese Krone hier überhaupt jemals ein königliches Haupt berührt hat, kann nicht mit Sicherheit gesagt werden. Dabei ist sie seit 1775 Teil ...
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... der spanischen Kronjuwelen. Doch da die Könige des Landes seit etwa dem 17. Jahrhundert nicht mehr gekrönt, sondern nur noch proklamiert werden, liegt der goldene, Lorbeerzweigen nachempfundene Reif bei Thronwechselzeremonien auf einem Kissen vor dem neuen Monarchen. Seit 2014 ist das Felipe VI.
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Immerhin wird die spanische Krone seither im Palast von Madrid ausgestellt. Die niederländische Krone hingegen ist seit der Krönung von Königin Wilhelmina im Jahr 1898 nur im Rahmen einer Ausstellung, einer Beerdigung und natürlich der Investitur des neuen Monarchen aus dem Tresor geholt worden.
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Auch dieses schöne Stück wird ganzjährig ausgestellt – es wäre ja auch sonst zu schade: Seit 1561 ist sie in Gebrauch, das ging aus der einer Quittung des verantwortlichen Goldschmieds hervor. Im Laufe der Jahrhunderte wurde sie mehrfach überarbeitet und ist in ihrer heutigen Form 1,7 Kilogramm schwer.
Bild: Kungl. Hovstaterna
Ein Gewicht, dass Carl XVI. Gustaf zu seiner Thronbesteigung nicht schultern musste: Die Erikskrone landete nicht auf seinem Kopf, sondern ruhte auf einem Kissen. Das wird auch bei Taufen und Hochzeiten so gehandhabt – mit jeweils der Krone, die dem betreffenden Mitglied der Königsfamilie zugeordnet ist.
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Sie hätten für Schweden eigentlich etwas Gelb-Blaues erwartet? Bitte sehr, hier die Prinz-Oskar-Krone, die König Oskar I. anlässlich seiner Krönung für seinen drittgeborenen Sohn Oskar anfertigen liess. Verwirrenderweise ist die Prinz-Oskar-Krone heute nicht dem aktuellen Prinzen Oscar zugeordnet, ...
Bild: Instagram / kungligaslotten
... sondern seiner grossen Schwester Estelle, der zukünftigen Königin Schwedens. Die nahm «ihre» Krone kürzlich in der Stockholmer Schatzkammer in Augenschein.
Bild: Instagram / kungahuset
Auch diese Krone fristet ihr Dasein vorwiegend hinter Glas: Obwohl die Monarchie in dem Land, zu dem sie gehört, immer noch besteht, wurde zuletzt 1906 ein Herrscher mit ihr gekrönt. Zwei Jahre später schaffte das Parlament die Krönungszeremonie ab: Der aktuelle Monarch konnte sie 1991 bei seiner Segnung immerhin auf dem Hochaltar der Kirche bewundern. Es war ...
Bild: Facebook / nidarosdomen
... Harald V. von Norwegen, der auch ohne Kranz aus goldenen Eichenblättern eine herrschaftliche Erscheinung ist.
Bild: Keystone
Fast 450 Jahre ist dieses wunderschöne Stück alt, doch aus der Schatzkammer wird es nur ganz, ganz selten geholt. Zum Glück! Seit der Abschaffung des Absolutismus wird die Krone Christians V. nämlich nur noch bei der Aufbahrung verstorbener Monarchen verwendet.
Bild: Facebook / Kosa
Und da Margrethe II. von Dänemark doch eine sehr sympathische Königin ist, hoffen wir natürlich, dass die Krone noch lange, lange Zeit in der Vitrine der Schatzkammer von Schloss Rosenborg bleibt.
Bild: Keystone
Gold hin, Diamanten her, am Ende sehen Kronen irgendwie alle gleich aus? Dann dürfte Sie dieses Bild erfreuen. Die Rabenkrone, von der im Laufe der Jahrzehnte verschiedene Ausführungen angefertigt wurden, stellt ihren Träger unter den Schutz der Gottheit Mahakala und lässt ihn auch an dessen Kräften teilhaben. Verehrt wird Mahakala bis heute ...
Bild: Keystone
... im Königreich Bhutan. Seit seiner feierlichen Krönung im Jahre 2008 steht Jigme Khesar Namgyel Wangchuck unter Mahakalas Schutz.
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