Enorme Eruption Vulkanausbruch beförderte die Christianisierung Islands

sda

23.3.2018

Vulkanausbruch auf Island. (Symbolbild)
Vulkanausbruch auf Island. (Symbolbild)
Keystone

Forschende unterschiedlicher Disziplinen haben einen grossen Vulkanausbruch in Island um das Jahr 1000 n. Chr. genau datiert. Sie gehen auch davon aus, dass die Eruption und deren Folgen die Christianisierung der Insel beförderten.

Der Ausbruch des Eldgjá im Süden Islands produzierte riesige Lavaströme und eine Wolke von vulkanischen Gasen. Die Eruption war so enorm, dass sich nahezu 20 Kubikkilometer Lava über die Landschaft ergoss - genug um theoretisch ganz England zu bedecken, wie die Universität Genf in einer Mitteilung schreibt.

Der Ausbruch ereignete sich weniger als ein Jahrhundert nachdem die Wikinger und Kelten die Insel im Jahr 874 besiedelt hatten. Wann Eldgjá aber genau Lava zu spucken begann, war bisher unklar.

Einbohrkerne aus Grönland können einen Teil der Geschichte erzählen, da sie Asche von Eldgjá enthalten. Ein Forschungsprojekt unter der Leitung der britischen Universität Cambridge mit Beteiligung der Universität Genf analysierte diese Rückstände. Die Wissenschaftler kamen zum Schluss, dass der Ausbruch im Frühling 939 begann und bis mindestens im Herbst 940 dauerte, wie sie in der Fachzeitschrift "Climatic Change" berichten.

Rötliche Sonne

Die zweite oder dritte Generation der Siedler dürfte die Eruption miterlebt haben. "Es ist sogar möglich, dass einige der ersten Einwanderer, die im Kindesalter nach Island gekommen waren, Zeugen des Ausbruchs wurden", wird Erstautor Clive Oppenheimer vom Departement für Geographie der Universität Cambridge in der Mitteilung zitiert.

Nach der genauen Datierung gingen die Forschenden den Folgen der Eruption nach. Verschiedenen Chroniken entnahmen sie, dass es nach dem Vulkanausbruch aussergewöhnlich strenge Winter und kalte Sommer in Europa, im mittleren Osten und in China gegeben hatte. Die Chroniken berichteten auch von einer schwachen, rötlich schimmernden Sonne sowie von Nahrungsmittelknappheit und gar Hungersnöten.

Dies untermauern Untersuchungen an Bäumen auf der nördlichen Halbkugel, deren Jahresringe zeigen, dass auf den Ausbruch von Eldgjá eines der kältesten Jahre der vergangenen 1500 Jahre folgte. "Im Jahr 940 führten die Aerosole, welche der Vulkan in die Atmosphäre ausstiess, zu einer deutlichen Abkühlung um bis zu zwei Grad in Zentraleuropa, Skandinavien, Kanada, Alaska und Zentralasien", so Markus Stoffel, Professor am Institut für Umweltwissenschaften der Universität Genf.

Das Ende der heidnischen Götter

Für die junge Kolonie hatte die Eruption schlimme Folgen. Wahrscheinlich verliessen die Menschen ihre Felder und litten Hunger. Dafür spricht in den Augen der Wissenschaftler auch ein in Island sehr populäres mittelalterliches Gedicht.

Voluspá, verfasst gegen 1270, ist ein Aggregat aus Bruchstücken älterer Gedichte und Folklore. Der Text prophezeit das Ende der heidnischen isländischen Götter und die Ankunft eines neuen Gottes. Dies entspricht der Christianisierung Islands, die sich um das Jahr 1000 vollzog.

Das Gedicht beschreibt auch einen grossen Ausbruch, dessen Explosionen den Himmel erleuchteten. Zudem ist die Rede von einer verdunkelten Sonne und von mehreren kalten Sommern.

Für die Forscher ist das Gedicht eine direkte Anspielung auf den Ausbruch von Eldgjá. Sie gehen zudem davon aus, dass die Erinnerung an dieses traumatisierende Ereignis aktiv dazu benutzt wurde, um die Christianisierung der Insel zu fördern.

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