Riesige Aschewolke Vulkanausbruch in Russland bedroht internationale Luftfahrt

SDA/AFP/uri

11.4.2023 - 13:01

Aktivität des Vulkans Schiwelutsch auf der Kamtschatka-Halbinsel am 6. November 2022.
Aktivität des Vulkans Schiwelutsch auf der Kamtschatka-Halbinsel am 6. November 2022.
Archivbild: Keystone

Der russische Riesenvulkan Schiwelutsch auf der fernöstlichen Halbinsel Kamtschatka hat am Dienstag den grössten Ascheregen seit 60 Jahren ausgelöst. Auch der internationale Luftverkehr kann betroffen sein.

11.4.2023 - 13:01

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  • Der russische Riesenvulkan Schiwelutsch auf Kamtschatka hat am Dienstag den grössten Ascheregen seit 60 Jahren ausgelöst.
  • Eine riesige Aschewolke gefährdet den internationalen Luftverkehr.
  • Flüge zwischen Japan und den USA könnten betroffen sein.

Der russische Vulkan Schiwelutsch ist am Dienstag ausgebrochen und hat eine grosse Aschewolke über die spärlich besiedelte Kamtschatka-Halbinsel geschickt. «Asche-Explosionen von bis zu 15 Kilometer Höhe können jederzeit vorkommen», warnte das örtliche Vulkan-Beobachtungszentrum. Es gab eine Warnung für den Luftverkehr heraus.

Die Aschewolke breitete sich den Angaben zufolge über Hunderte Kilometer aus. Sie war nach Einschätzung örtlicher Vulkanologen dicht genug, um den internationalen Flugverkehr und tief fliegende Flugzeuge zu beeinträchtigen. An Kamtschatka liegt auch die Hauptflugroute zwischen den USA und Japan.

Für den Luftverkehr wurde die höchste Alarmstufe Rot ausgerufen. Der Ausbruch des 60'000 bis 70'000 Jahre alten Vulkans «geht noch weiter», warnte das Vulkan-Beobachtungszentrum der Kamtschatka-Halbinsel.

Grösster Ascheregen seit 60 Jahren

Der Ausbruch führte zudem zum grössten Ascheregen seit 60 Jahren. Auf dem Boden habe sich in der Ortschaft Kljutschi innerhalb von vier Stunden eine 8,5 Zentimeter dicke Schicht aus Asche gebildet, teilte der Direktor des Instituts für Vulkanologie und Seismologie der Russischen Akademie der Wissenschaften, Alexej Oserow, mit.

In dem Dorf, das mit 47 Kilometern Entfernung am nächsten an dem Vulkan liegt, sei zuletzt 1964 eine solche Menge an Asche registriert worden.

Auch andere Ortschaften waren betroffen. Auf Bildern in sozialen Netzwerken war eine riesige Aschewolke zu sehen. Die Vulkanologen veröffentlichten auch Videos, auf denen Häuser, Autos und Strassen mit einer dicken Ascheschicht zu sehen waren. In einem Clip wurde gezeigt, wie Menschen mit Händen die graue Masse auf einer Schneedecke wegschoben. Der Schiwelutsch gehört mit mehr als 3000 Metern Höhe zu den grössten Vulkanen der für ihre geologische Aktivität weltberühmten Halbinsel.

Die Aschewolke soll teils eine Höhe bis zu 20 Kilometer erreicht haben. Behörden zufolge dauerte der Ascheregen an. Die Partikel fielen demnach teils mit Schnee vermischt auf den Boden. Menschen wurden aufgerufen, ihre Wohnungen nicht zu verlassen. Die Schulen sagten den Unterricht ab. Teilweise fiel die Stromversorgung aus.

Auswirkungen auf Trinkwasser

In Kljutschi berichteten Bewohner, aus ihren Wasserhähnen komme aschgraue Flüssigkeit. Die russische Zeitung «Kommersant» berichtete unter Berufung auf den örtlichen Zivilschutz, dass eine Versorgung mit Trinkwasser von einer Militärbasis aus organisiert werde. Vulkanologen warnten, dass die Aschewolke sich von dem Riesenvulkan bis in die 450 Kilometer entfernte regionale Hauptstadt Petropawlowsk-Kamtschatski erstrecken könnte.

Experten waren im Einsatz, um das konkrete Ausmass der Gefahr für die Bevölkerung auf der dünn besiedelten Halbinsel zu bewerten. Demnach hatten die Vulkanologen schon seit Monaten mit einem solchen Ausbruch des Schiwelutsch gerechnet. Vor einigen Tagen hatte auch der Vulkan Besymjanny eine rund zehn Kilometer hohe Aschesäule in die Luft geblasen.

Die Halbinsel liegt etwa 6600 Kilometer östlich von Moskau und ist mit etwa 30 aktiven Vulkanen eines der Gebiete mit der weltweit höchsten Konzentration geothermischer Aktivität. Wegen seiner Vulkane, Geysire und Thermalquellen ist Kamtschatka ein Sehnsuchtsziel vieler Naturliebhaber. Die 1200 Kilometer lange und bis zu 450 Kilometer breite Halbinsel Kamtschatka zählt rund 160 Vulkane, doch nur die wenigsten davon sind noch aktiv. Die Vulkanregion gehört zum UNESCO-Weltnaturerbe.

SDA/AFP/uri