Sehr unterschiedliche Haltungen Was aus den Kindern von Hauptverbrechern des NS wurde

jfk/dpa

3.7.2018

Bis zuletzt betätigte sich Heinrich Himmlers Tochter Gudrun Burwitz in rechtsextremen und neonazistischen Kreisen. Nach ihrem Tod vor einigen Wochen fragt man sich, wie Kinder von weiteren NS-Verbrechern mit dem braunen Erbe ihrer Familiengeschichte umgegangen sind. Die Antworten darauf fallen sehr unterschiedlich aus.

Der Reichsführer SS, so Himmlers offizieller Titel, gilt Historikern im Machtgefüge der Nationalsozialisten als zweiter Mann hinter Adolf Hitler. Himmler (1900-45) war Organisator der Konzentrationslager, einer der Hauptverantwortlichen des deutschen Vernichtungsfeldzuges in Osteuropa und des Massenmords an den europäischen Juden. Er nahm sich kurz nach seiner Festnahme in alliierter Gefangenschaft das Leben.

Seine einzige leibliche Tochter Gudrun Burwitz (1929-2018) blieb bis ins hohe Alter in rechtsextremen Gruppierungen wie der Wiking-Jugend oder der Stillen Hilfe aktiv und nahm auch an Aufmärschen von alten und neuen Nazis teil. Von ihrem Vater und seinen Verbrechen distanzierte sie sich nie. Pikanterweise arbeitete sie für zwei Jahre bis 1963 unter anderem Namen für den deutschen  Auslandsgeheimdienst BND als Sekretärin.

Joachim von Ribbentrop (1893-1946) war unter Hitler von 1938 bis zum Ende der NS-Diktatur Aussenminister des Deutschen Reiches. Als Hauptkriegsverbrecher wurde er im Nürnberger Prozess vom Internationalen Militärgerichtshof zum Tode verurteilt und gehängt. Über kaum eine andere Führungsfigur des Dritten Reiches wurde so abschätzig geurteilt wie über den Handelsvertreter und Politiker Ribbentrop, sowohl im In- als auch im Ausland.

Edda Göring führte jahrzehntelang Klagen

Sein ältester Sohn Rudolf von Ribbentrop (geb. 1921) kämpfte als SS-Offizier im Zweiten Weltkrieg. Er brachte 2008 im rechten Ares-Verlag das Buch «Mein Vater Joachim von Ribbentrop: Erlebnisse und Erinnerungen» heraus. In einem Interview mit einem russischen Fernsehsender erklärte der in der Bundesrepublik erfolgreiche Geschäftsmann, er sei dankbar für das Schicksal, das ihm einen bekannten Vater geschenkt habe und für das, was er durch ihn erleben durfte.

Albert Speer junior (1934-2017) trat als Architekt zwar in die beruflichen Fussstapfen seines Vaters, der vom Nürnberger Tribunal als NS-Rüstungsorganisator zu 20 Jahren Haft verurteilt wurde. Doch im Gegensatz zu Albert Speer senior (1905-1981), der eine nationalsozialistische Architektur und gigantomanische Städteplanung propagierte, setzte sich der Sohn in der Bundesrepublik für eine demokratische und behutsame Baukultur ein, wofür er zahlreiche Preise und Auszeichnungen erhielt.

Edda Göring (geb. 1938), die einzige Tochter des Reichsmarschalls Hermann Göring (1893-1946), stritt in der Nachkriegszeit jahrzehntelang vor Gericht um Teile vom Erbe ihres Vaters, der sich seiner Hinrichtung durch Selbstmord entzogen hatte. Noch 2014 versuchte sie durch eine Petition beim Bayerischen Landtag die Herausgabe von eingezogenem Vermögen ihres Vaters zu erwirken, das dieser sich unter anderem durch Raub und Erpressung in der NS-Zeit angeeignet hatte. Ihre Klagen blieben erfolglos.

In unserer Bildergalerie beleuchten wir diese und weitere Biographien von Nachkommen einflussreicher NS-Funktionäre im Deutschland der Nachkriegszeit.

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