Debatte um Virus-Ursprung Was ist an der umstrittenen Corona-Labortheorie dran?

dmu

8.6.2024

Die These, dass das SARS-CoV-2-Virus in einem chinesischen Labor hergestellt wurde, hält sich hartnäckig.
Die These, dass das SARS-CoV-2-Virus in einem chinesischen Labor hergestellt wurde, hält sich hartnäckig.
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Wie nahm die Corona-Pandemie ihren Anfang? Auf einem Wildtiermarkt in Wuhan, sagt eine grosse Mehrheit der Wissenschaftler*innen. Eine US-Molekularbiologin verteidigt die umstrittene Laborthese.

dmu

8.6.2024

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Die allermeisten Wissenschaftler*innen sind sich einig: Das SARS-CoV-2-Virus, das die Corona-Pandemie auslöste, ist am Anfang von einem Tier auf den Menschen übergesprungen.
  • In einem grossen Artikel in der renommierten Zeitung New York Times widerspricht die US-Molekularbiologin Alina Chan.
  • Sie legt fünf Argumente dar, warum das Virus aus einem chinesischen Labor stamme.
  • Wissenschaftsredaktorin Katrin Zöfel ordnet die umstrittene These in einem SRF-Artikel ein.

Das SARS-CoV-2-Virus stammt aus einem chinesischen Labor in Wuhan. Diese These legt ein Meinungsartikel in der renommierten «New York Times» von dieser Woche nahe. Fünf Argumente sollen die Theorie stützen. «Reine Interpretation», ordnet nun SRF-Wissenschaftsredaktorin Katrin Zöfel ein.

Niemand könne zwar ausschliessen, dass das Virus tatsächlich aus dem Labor stammt – zumal das beschuldigte Labor in Wuhan wichtige Unterlagen nicht herausgibt. Dass der Artikel diese mangelnde Transparenz als Beweis für die Laborthese deutet, sei jedoch unzureichend, schreibt Zöfel bei SRF.

Den Artikel in der New York Times hat die Molekularbiologin Alina Chan verfasst. Gemeinsam mit anderen Forscherinnen und Forschern engagiert sie sich dafür, Forschung an Viren dort einzuschränken, wo sie die Forschung für gefährlich hält.

Fünf vermeintliche Argumente für Laborthese

In ihrem Text nennt Chan fünf Argumente. So habe es am Viren-Institut in Wuhan Forschung zu Corona-Viren gegeben. 2018 hätten US- und chinesische Forscher zudem überlegt, gezielt Corona-Viren herzustellen. Dann gäbe es keine gesicherten Beweise, dass die Pandemie ihren Anfang auf dem Wildtiermarkt in Wuhan genommen habe. Die Sicherheitsbedingungen im chinesischen Labor seien ungenügend. Und letztlich: Wenn das Virus tatsächlich aus dem Wildtierhandel stammen würde, fehlen zentrale Indizien dafür.

Die Argumente sind nicht neu, die Einordnung Chans weicht aber von der Meinung anderer Forscher*innen ab. So stuft eine Mehrheit der Expert*innen die Belege, dass die Pandemie auf dem Wildtiermarkt begann, als belastbar ein. Zudem interpretiere Chan gemäss Zöfel Wissenslücken so, dass sie die Laborthese stützen – auch wenn dies reine Spekulation sei. So bedeute das Nachdenken über die Herstellung eines Virus nicht, dass dies auch tatsächlich gemacht wurde.

Klar ist: Aus Sicht der überwiegenden Mehrheit der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ist die Wahrscheinlichkeit, dass das Virus von einem Tier auf den Menschen übergesprungen ist, deutlich höher, als dass es aus dem Labor stammt.


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