Internationale Studie Was wir tun müssen, um zehn Milliarden Menschen zu versorgen

AFP/uri

17.1.2019

Kundin vor einem Fleischregal im Supermarkt. Forscher fordern eine drastische Umstellung der Ernährung  des Menschen. (Symbolbild)
Kundin vor einem Fleischregal im Supermarkt. Forscher fordern eine drastische Umstellung der Ernährung  des Menschen. (Symbolbild)
Bild: Keystone

Unsere Ernährung zeigt immer mehr katastrophale Folgen für die Erde. Die Menschheit müsse ihren Speiseplan deshalb drastisch umstellen, fordern Experten in einer Studie.

Um Millionen Todesfälle und «katastrophale» Schäden für die Erde zu vermeiden, muss die Menschheit ihre Essgewohnheiten und Nahrungsmittelproduktion einer Studie zufolge radikal ändern.

Dafür müssten die Menschen ihren Fleisch- und Zuckerkonsum um etwa die Hälfte reduzieren und zugleich doppelt so viel Gemüse, Obst und Nüsse zu sich nehmen, schlussfolgert ein Konsortium von 37 Experten aus 16 Ländern in der am Donnerstag im Fachblatt «The Lancet» veröffentlichten Studie.



«Die derzeitigen Ernährungsgewohnheiten gehen über die Kapazitäten der Erde hinaus und sind ein Grund für Krankheiten: Sie sind eine Bedrohung für Menschen und Erde gleichermassen», heisst es in der Studie.

Maximal 14 Gramm rotes Fleisch am Tag

«Wir sind in einer katastrophalen Situation», sagte Co-Autor Tim Lang von der Universität London der Nachrichtenagentur AFP. «Die Art und Weise, wie wir essen, ist einer der Hauptgründe für den Klimawandel, den Verlust von Biodiversität und für Krankheiten» wie Fettleibigkeit, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes. «So wie unser Ernährungssystem sich im 20. Jahrhundert radikal verändert hat, denken wir, dass es sich im 21. Jahrhundert radikal verändern muss.»

Wie viel Fleisch ist eigentlich gesund?

Der Co-Autor und Leiter des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung, Johan Rockström, sagte, um im Jahr 2050 zehn Milliarden Menschen ernähren zu können, müssten eine gesunde Ernährung eingeführt, das Wegwerfen von Lebensmitteln reduziert und in Technologien zur Reduzierung von Auswirkungen auf die Umwelt investiert werden.



Um Gesundheit und Umwelt zu schützen, müssten Menschen in reichen Ländern ihren Konsum von Fleisch- und Milchprodukten drastisch reduzieren, fordern die Wissenschaftler. Rotes Fleisch solle einen Konsum von sieben bis maximal 14 Gramm pro Tag nicht überschreiten - in einem typischen Hamburger etwa finden sich zwischen 125 und 150 Gramm.

Höchstens zwei Eier am Tag

Bei Milchprodukten sollte der tägliche Konsum demnach 250 Gramm nicht überschreiten, überdies sollten maximal ein bis zwei Eier pro Woche verzehrt werden. Zugleich rufen die Forscher zu einer mehr als hundertprozentigen Erhöhung beim Verzehr von Gemüse, Obst und Nüssen auf.

Bei der Lebensmittelindustrie und bei einigen Experten stiess die Studie auf Kritik: «Sie geht ins Extrem, um maximale Aufmerksamkeit zu erlangen», erklärte der Generalsekretär des europäischen Milchindustrie-Dachverbands EDA, Alexander Anton. Mit Ernährungsempfehlungen müsse «verantwortungsvoller» umgegangen werden. Christopher Snowdon vom Institute of Economic Affairs in London sprach von «Plänen von Überfürsorge-Staat-Aktivisten».

Der Weltwirtschaftsrat für nachhaltige Entwicklung (WBCSD) erklärte dagegen, Regierungen müssten dabei helfen, den Wandel mit nationalen Ernährungsrichtlinien und der Neuausrichtung von Agrarsubventionen voranzutreiben.

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