Archivfund in Israel Was wollte SS-Mann Leopold von Mildenstein 1933 in Jerusalem? 

AFP

2.5.2019

Im Gästebuch von Moshe Yaakov Ben-Gavriel wurde die Unterschrift von SS-Mann Leopold von Mildenstein gefunden.
Im Gästebuch von Moshe Yaakov Ben-Gavriel wurde die Unterschrift von SS-Mann Leopold von Mildenstein gefunden.
Bild: Thomas Coex / AFP

Im Jahr 1933 reiste der ranghohe Nazi Leopold von Mildenstein nach Jerusalem. Neu entdeckte Dokumente geben nun Aufschluss über seinen Aufenthalt in der Stadt.

Ein Archivfund wirft ein neues Licht auf den Jerusalem-Besuch des ranghohen Nazis Leopold von Mildenstein im Jahr 1933. Die israelische Nationalbibliothek veröffentlichte anlässlich des Holocaust-Gedenktages am Donnerstag einen bislang unbekannten Gästebucheintrag, der die Teilnahme des späteren SS-Offiziers an einer privaten Veranstaltung zur jüdischen Kultur belegt.

Mildenstein, der zusammen mit einem befreundeten jüdischen Ehepaar das damalige britische Mandatsgebiet Palästina bereiste, sei bei einem zionistischen Schriftsteller zu Gast gewesen, sagte der Archivar Stefan Litt der Nachrichtenagentur AFP.

Die gemeinsame Reise Mildensteins und seines deutschen Freundes Kurt Tuchler ist bereits gut dokumentiert, etwa in dem 2011 erschienenen Film «Die Wohnung». Mildensteins Besuch bei dem Schriftsteller Mosche Jaakov Ben-Gavriel war bislang aber unbekannt.

«Eine unglaubliche Geschichte»

«Das war unglaublich», sagte der Historiker Litt über den Fund des Gästebucheintrags. Er habe dann in Ben-Gavriels Tagebuch nach weiteren Hinweisen gesucht. Dieser habe zum Besuch des ranghohen Nazis notiert, er sei «nicht sicher, was ich davon halten soll».

Einige Gäste hätten die Veranstaltung verlassen, andere hätten sich mit dem deutschen Gast unterhalten. Mildenstein habe «versucht, einige Worte Hebräisch zu sprechen und war bemüht, sich kultiviert zu verhalten», schrieb Ben-Gavriel.  Mildensteins Besuch bei Ben-Gavriel und seine Freundschaft zu Tuchler seien «eine unglaubliche Geschichte, die zeigt, dass die Geschichte in Wirklichkeit niemals nur schwarz und weiss ist», sagte Litt.

Mildenstein vertrat damals den Standpunkt, dass die deutschen Juden nach Palästina auswandern sollten. 1936 wurde er als Leiter der entsprechenden SS-Abteilung von Adolf Eichmann abgelöst, der später die Deportation der europäischen Juden in die NS-Vernichtungslager koordinierte und mitverantwortlich für die Ermordung von sechs Millionen Juden war.

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