Immer mehr Plastik Wie die Corona-Krise das Müllproblem in den Weltmeeren verschärft

tsha

4.5.2020

Schon jetzt sind die Weltmeere voller Plastik. Die Corona-Krise könnte das Problem verschärfen.
Schon jetzt sind die Weltmeere voller Plastik. Die Corona-Krise könnte das Problem verschärfen.
Bild: Keystone

Die Corona-Pandemie ist auf viele Arten eine Katastrophe. Umweltschützern zufolge leiden auch die Weltmeere unter der Krise.

In regelmässigen Abständen ploppen sie in den sozialen Medien oder auf Nachrichtenseiten auf: Bilder von toten Meeresbewohnern, aus deren Mägen Unmengen an Kunststoff geholt wurde, oder Fotos von Vögeln und Schildkröten, die sich in Plastikmüll verfangen haben. Laut einem CNN-Bericht dürften wir diese verstörenden Aufnahmen bald noch häufiger zu sehen bekommen. Denn die Corona-Krise sorgt dafür, dass der Plastikmüll, der durch die Weltmeeren schwimmt, weiter zunimmt. 

Grund dafür seien die vielen Einwegprodukte, die im Zuge der Krise benutzt werden: Schutzmasken, Plastikhandschuhe und Hygienekittel, aber auch Leichensäcke. Alle sind sie ganz oder zumindest zum Teil aus Kunststoff. Und ein Teil davon, so befürchten Umweltschützer, findet sich eines Tages im Meer wieder.

So berichtet John Hocevar, bei der US-amerikanischen Sektion von Greenpeace für den Schutz der Ozeane zuständig, dass in seiner Wohngegend in Washington DC immer mehr weggeworfene Einmalhandschuhe und Schutzmasken auf der Strassen liegen würde. Der Regen wasche den Müll zunächst in die Kanalisation, dann in einen Fluss und schliesslich in den Atlantik.



Daneben befürchten die Aktivisten, dass Plastikproduzenten die Krise nutzen könnten, um die Regierungen zu drängen, Regulierungen aus den letzten Jahren rückgängig zu machen. «Wir wissen, dass Plastikmüll ein globales Problem ist – es war schon vor der Pandemie da», sagt Nick Mallos von der US-NGO Ocean Conservancy gegenüber CNN. «Wir beobachten aber, wie die Industrie versucht, die Fortschritte, die gemacht wurden, zurückzudrängen.» 

Aus dem Meer in unsere Nahrung

Schon seit Jahren nimmt die Produktion von Plastik weltweit zu – in den vergangenen 40 Jahren um das Vierfache. Sollte sich der Trend fortsetzen, so eine Studie, könnte die Plastikherstellung im Jahr 2050 für 15 Prozent aller CO2-Emissionen verantwortlich sein.

Besonders gefährlich für die Ozeane sei Einweg-Schutzausrüstung, wie sie derzeit massenhaft produziert werde, so John Hocevar von Greenpeace. So könnten Plastikhandschuhe – wie auch Plastiktüten – auf Meerestiere wie Quallen wirken und von diesen verschluckt werden. Und an den Gummibändern, die an Gesichtsmasken befestigt sind, könnten sich Meeresbewohner leicht verfangen. 

Kunststoff, der ins Meer gelange, zersetzt sich langsam und gelangt in Form von Mikroplastik auch in die Nahrungskette und schliesslich in den menschlichen Organismus. Wie gefährlich das ist, ist derzeit noch umstritten. Man müsse Schutzkleidung entwickeln, die wiederverwendet werden könne, fordert deswegen Nick Mallos von Ocean Conservancy. «Wir müssen erkennen, dass das Müllproblem, das durch diese Pandemie verschärft wird, wirklich wichtig ist», fordert er. 

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