Wissenschaftler zu Klimawandel und RekordhitzeWissenschaftler: Klimawandel trägt zu Rekordhitze und Waldbränden bei
AP
30.7.2018
Hitze in Nordeuropa und Japan, Waldbrände in Griechenland und Kalifornien - wegen des Klimawandels sind solche Ereignisse häufiger geworden, sagen Forscher. Und wenn die Menschheit weiter Kohle und Öl verbrennt, könnte es noch schlimmer kommen.
Hitzewellen haben rund um den Globus neue Temperaturrekorde aufgestellt - wieder einmal. In Griechenland wütete der Waldbrand mit den meisten Toten seit mehr als einem Jahrhundert. In den USA lodern fast 90 grosse Feuer und eines führt dazu, dass mindestens 37 000 Menschen in Kalifornien ihre Häuser verlassen mussten. Heftiger Regen hat im Osten der USA vor wenigen Tagen Überschwemmungen verursacht.
Hitze, Brände und Starkregen sind normal im Sommer - aber der von Menschen verursachte Klimawandel macht all das noch schlimmer, sagen Wissenschaftler.
In den gewöhnlich kühlen Ländern Norwegen, Schweden und Finnland sind höhere Temperaturen als je zuvor erreicht worden, über 32 Grad Celsius. In Japan stieg das Quecksilber am Montag auf 41 Grad, die höchste jemals dort gemessene Temperatur. Auch die US-Staaten Massachusetts, Maine, Wyoming, Colorado, Oregon, New Mexico und Texas stellten Temperaturrekorde auf.
Wald, Häuser, Autos: In Mati, östlich von Athen, hat das Feuer alles zerstört.
Bild: Keystone
Die schweren Waldbrände in Griechenland hatten verheerende Folgen. Überall sind zerstörte Autos und Häuser zu sehen. Die Flammen wurden durch den starken Wind immer wieder neu entfacht.
Bild: Yorgos Karahalis/AP
Feuerwehrleute bekämpfen einen Waldbrand in der Nähe von Athen.
Bild: Eurokinissi
Asimina Psaltira sitzt bei ihrem komplett zerstörten Haus, nachdem dort ein Feuer in der letzten Nacht gewütet hat.
Bild: Christoph Soeder/dpa
Eine Rauchwolke färbt Teile des Himmels über Athen orange.
Bild: Aristidis Vafeiadakis/ZUMA Wire
Feuerwehrleute inspizieren ein verbranntes Gebiet.
Bild: Thanassis Stavrakis/AP
Bei extremer Trockenheit und starken Winden ist ein Waldbrand nahe der griechischen Ferienortschaft Kineta ausser Kontrolle geraten.
Bild: Lefteris Partsalis/XinHua
Tücher und Schnorchel bieten Schutz vor dem beissenden Qualm im griechischen Kineta.
Bild: Thanassis Stavrakis/AP
Rund um Athen sieht es derzeit aus, als wäre die Apocalypse eingetreten.
Bild: KEYSTONE/EPA/ALEXANDROS VLACHOS
Über der weltberühmten Akropolis steigt Rauch auf.
Bild: Yorgos Karahalis/AP
Die ausser Kontrolle geratenen Waldbrände nahe Athen haben mindestens 50 Menschen das Leben gekostet.
Bild: KEYSTONE/AP/THANASSIS STAVRAKIS
Einige Griechen stehen nach den verheerenden Waldbränden in ihrer Heimat vor dem Nichts.
Bild: AP / THANASSIS STAVRAKIS
118 Hitzerekorde oder gebrochen
Im Juli wurden bislang rund um den Globus 118 Hitzerekorde erreicht oder gebrochen, berichtete die amerikanische Wetter- und Ozeanbehörde NOAA.
«Wir haben nun sehr klare Belege dafür, dass die globale Erwärmung einen Daumen auf die Skalen gelegt hat und die Wahrscheinlichkeit von Extremen wie grosser Hitze und heftigem Regen erhöht hat», sagt der Klimaforscher Noah Diffenbaugh von der Universität Stanford. «Wir haben herausgefunden, dass die globale Erwärmung die Wahrscheinlichkeit rekordbrechender Hitzeereignisse auf mehr als 80 Prozent des Planeten erhöht hat und die Wahrscheinlichkeit rekordbrechender Regenereignisse auf etwa der Hälfte des Planeten.»
Verursacht wird die Erderwärmung von Treibhausgasen, die von der Verbrennung von Kohle und Öl und von anderen menschlichen Aktivitäten stammen.
Experten zufolge verhält sich der Jetstream, der das Wetter auf der nördlichen Erdhalbkugel bestimmt, seltsam. «Seit Wochen steckt ein ungewöhnlich scharf gewellter Jetstream an einem Ort fest», sagt Jeff Masters, Direktor der Privatfirma Weather Underground. Dadurch verharre die Hitze an drei Orten, wo die Wellen seien: Europa, Japan und der Westen der USA.
Das gleiche Jetstream-Muster habe schon 2003 in Europa und 2010 in Russland Hitzewellen verursacht sowie 2011 eine Dürre in Texas und Oklahoma und die kalifornischen Waldbrände von 2016, berichtet der Klimaforscher Michael Mann von der Pennsylvania State University und verweist auf Studien von ihm und anderen. Wegen des menschenverursachten Klimawandels und insbesondere der Erwärmung in der Arktis würden Extreme häufiger.
Wahrscheinlichkeit einer Hitzewelle in Europa verdoppelt
Klimaforscher haben in den vergangenen Jahren mithilfe von Beobachtungen, Statistiken und Computersimulationen errechnet, ob die globale Erwärmung bestimmte Ereignisse wahrscheinlicher macht.
Europäische Wissenschaftler kommen in einer am Freitag veröffentlichten Studie zu dem Schluss, dass die Wahrscheinlichkeit einer Hitzewelle in Europa wie der aktuellen sich wegen der menschenverursachten globalen Erwärmung verdoppelt hat. Das Forscherteam verglich Hitzedaten von drei Tagen und Vorhersagen für die Niederlande, Dänemark und Irland mit historischen Daten, die bis ins frühe 20. Jahrhundert zurückreichten. «Die Welt wird wärmer und somit werden Hitzewellen wie diese häufiger», sagt Friederike Otto vom Environmental Change Institute an der Universität Oxford, ein Mitglied des Teams.
Erich Fischer, ein Experte für Wetterextreme an der Eidgenössischen Technischen Hochschule in Zürich, der an der Analyse nicht beteiligt war, sagt, die Autoren hätten ihre Schlussfolgerungen mithilfe etablierter Methoden getroffen. «Ihre Schätzungen könnten eher konservativ sein», sagt er.
Die Klimaforscherin Kim Cobb vom Georgia Institute of Technology sagt, der Zusammenhang zwischen dem Klimawandel und Bränden sei nicht so stark wie bei Hitzewellen, aber er werde klarer.
Der Waldbrand in Griechenland vor wenigen Tagen mit mindestens 86 Toten hat mehr Menschen das Leben gekostet als jedes andere Feuer in Europa seit 1900. Das geht aus der internationalen Katastrophen-Datenbank des Brüsseler Katastrophen-Forschungszentrums CRED hervor.
«Es ist kein Mysterium»
In den USA brannten am Freitag 89 grosse Feuer, die etwa 3700 Quadratkilometer Land zerstört haben, wie das National Interagency Fire Center berichtete. Seit Jahresbeginn haben Feuer 16 795 Millionen Quadratkilometer der USA abgebrannt, eine fast 14 Prozent grössere Fläche im Durchschnitt der vergangenen zehn Jahre.
Die erste grosse wissenschaftliche Studie, die einen Zusammenhang zwischen Treibhausgasen und stärkeren und längeren Hitzewellen herstellte, erschien 2004. Sie trug den Titel «Intensivere, häufigere und länger andauernde Hitzewellen im 21. Jahrhundert». Der Studienautor Gerald Meehl vom Nationalen Zentrum für Atmosphärenforschung der USA sagte am Freitag, dass die Studie sich nun wie die Vorhersage dessen lese, was geschehen sei und weiter geschehen werde, solange die durchschnittlichen Temperaturen mit den stets zunehmenden Emissionen von Treibhausgasen von der Verbrennung fossiler Brennstoffe weiter ansteigen. «Es ist kein Mysterium», sagte er.
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