70-prozentiger SchutzZum dritten Mal Hoffnung – auch Astrazeneca legt Impfstoff-Daten vor
Von Larissa Schwedes, dpa/uri
23.11.2020 - 17:27
Das undatierte Handout-Foto, herausgegeben von der Univerität von Oxford, zeigt Adrian Hill, Direktor des Jenner-Instituts. Professor Hill ist Teil des Teams, das an dem von AstraZeneca und der Universität Oxford entwickelten Coronavirus-Impfstoff arbeitet.(Archiv)
Bild: John Cairns, University of Oxford via AP/Keystone
Nach den vielversprechenden Nachrichten aus Deutschland und den USA legt nun die Universität Oxford mit dem Pharmakonzern Astrazeneca nach: Ihr Impfstoff soll ebenfalls wirksam gegen Covid-19 sein. Er ist eines der Mittel, auf das die EU grosse Hoffnungen setzt.
Es ist das dritte Zeichen der Hoffnung innerhalb weniger Wochen: Mit dem britisch-schwedischen Pharmakonzern Astrazeneca scheint ein weiteres Unternehmen einen wirksamen Corona-Impfstoff gefunden zu haben. Das mit der Universität Oxford entwickelte Mittel biete nach vorläufigen Studiendaten im Mittel einen 70-prozentigen Schutz vor Covid-19, teilte Astrazeneca am Montag mit. Bei spezieller Dosierung könnte die Wirksamkeit demnach womöglich noch deutlich höher liegen, dazu sind aber zunächst weitere Analysen nötig. Die sogenannten mRNA-Impfstoffe von Pfizer/Biontech und Moderna haben nach vorläufigen Daten rund 95 Prozent Wirksamkeit, wie die Hersteller mitgeteilt hatten.
Ein Vorteil des britischen Mittels: Anders als etwa das Pfizer-Präparat kann der Astrazeneca-Impfstoff bei Kühlschranktemperaturen von zwei bis acht Grad transportiert und aufbewahrt werden.
Today marks an important milestone in the fight against #COVID19. Interim data show the #OxfordVaccine is 70.4% effective, & tests on two dose regimens show that it could be 90%, moving us one step closer to supplying it at low cost around the world>> https://t.co/fnHnKSqftTpic.twitter.com/2KYXPxFNz1
«Auch wenn die Effektivität insgesamt ein wenig geringer erscheint als mit mRNA-Impfstoffen, hat AZD1222 einen grossen Vorteil: Er ist robust und einfach in der Handhabung, quasi die «Arbeitsbiene» unter den potenziell verfügbaren Impfstoffen gegen Covid-19», erklärte der Münchner Infektiologe Clemens Wendtner. Das mache es einfacher, ihn auch in Ländern mit weniger Ressourcen für aufwendige Kühlketten einzusetzen.
Bei halber Impfdosis zu Beginn offenbar effektiver
Der Oxford/Astrazeneca-Wirkstoff gehörte bereits seit längerem zu den vielversprechenden Kandidaten: So hatte die EU bereits vorab bis zu 300 Millionen Dosen davon bestellt. Insgesamt wurden weltweit bereits mehrere Milliarden Dosen bei Astrazeneca in Auftrag gegeben. Man wolle – nach den noch notwendigen Zulassungen – noch vor Jahresende mit der Auslieferung beginnen, so der Konzern. Weltweit sollten bis Ende März bereits mehr als 300 Millionen Impfdosen ausgeliefert sein.
Hoffnung auf eine womöglich über 70 Prozent liegende Wirksamkeit macht den Forschern zufolge ein überraschendes Teilergebnis der klinischen Tests: Der Impfstoff wirkt ersten vorläufigen Daten zufolge offenbar effektiver, wenn den Probanden beim ersten Mal nur eine halbe Impfdosis statt einer ganzen verabreicht wird.
«Erfreulicherweise haben wir herausgefunden, dass das Dosierungsschema sogar eine 90-prozentige Wirksamkeit haben könnte und, wenn es eingesetzt wird, noch mehr Menschen mit den verfügbaren Dosen geimpft werden könnten», sagte der Chef-Forscher der Impfstoffentwicklung von der Universität Oxford, Andrew Pollard.
Abgeschwächten Version von Erkältungsvirus
Pollard und seine Kollegen erklären diese – bislang nur vorläufigen Hinweise – damit, dass eine niedrigere erste Impfdosis das körpereigene Immunsystem vielleicht besser ankurbeln und die zweite Dosis dann einen stärkeren «Booster-Effekt» haben könnte.
Der Wirkstoff AZD1222 beruht auf der abgeschwächten Version eines Erkältungsvirus von Schimpansen. Es enthält genetisches Material eines Oberflächenproteins, mit dem der Erreger Sars-CoV-2 an menschliche Zellen andockt. Das Mittel wirkt zweifach: Es soll sowohl die Bildung von spezifischen Antikörpern als auch von T-Zellen fördern – beide sind für die Immunabwehr wichtig.
Anders als die Impfstoffe der deutschen Firma Biontech und des Pharmakonzerns Pfizer sowie der US-Firma Moderna gehört das britisch-schwedische Präparat nicht zu den mRNA-Impfstoffen.
Gute Wirkung bei älteren Probanden
Die Oxford-Forscher hatten erst kürzlich im Fachmagazin «The Lancet» berichtet, dass ihr Impfstoff in klinischen Tests der Phase II auch bei den besonders gefährdeten älteren Probanden gut wirke. In der Phase-II-Studie habe es bei Teilnehmern sowohl unter als auch über 56 Jahren eine gute Immunantwort gegeben, schrieb das Team.
Das Vakzin sei von Älteren sogar besser vertragen worden als von Jüngeren. Ausserdem sehen die Forscher erste Hinweise darauf, dass das Mittel auch die Übertragung des Virus positiv vermindern könnte.
Ob heute ein aufregender Tag sei, fragte ein Journalist die Forscher aus Oxford kurz nach der Ankündigung in einer Online-Pressekonferenz. Vorsichtiges Nicken und Lächeln in der Runde. Ein wirklich aufregender Tag sei es aber gewesen, als Pfizer und Biontech ihren Durchbruch verkündeten hätten. «Sie haben erstmals gezeigt: Es ist möglich», sagte Oxford-Forscherin Sarah Catherine Gilbert.
«Es gibt dabei nicht wirklich einen Wettstreit. Wir brauchen so viele Impfstoffe, wie wir kriegen können. Nur zusammen können wir einen Unterschied machen.»
Konklave beginnt: Katholische Kirche wählt neuen Papst
Das Konklave beginnt: Ab Mittwoch wird im Vatikan ein neuer Papst gewählt. Zweieinhalb Wochen nach dem Tod von Papst Franziskus versammeln sich dazu 133 Kardinäle aus aller Welt in der Sixtinischen Kapelle. Der erste Wahlgang findet am Nachmittag statt, mit einer Entscheidung wird aber noch nicht gerechnet. Für die Wahl des Pontifex, dem 267. Papst in zwei Jahrtausenden Kirchengeschichte, ist eine Zweidrittelmehrheit nötig. Weltweit gibt es 1,4 Milliarden Katholiken. Als Favorit gilt bei Medien und Buchmachern Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin, die bisherige Nummer zwei des katholischen Kirchenstaats.
07.05.2025
In den 50er-Jahren: Das waren die Ski-Groomer, die Pistenbullys auf zwei Beinen
Hast du schon einmal gesehen, wie ein Skifahrer mit einer Walze die Skipiste glättet? Im Video erfährst du die Geschichte, die hinter den sogenannten Ski Groomern steckt.
20.03.2025
5 Jahre Corona-Pandemie: Die viralsten Momente im Video
Vor 5 Jahren rief die WHO aufgrund der Corona-Pandemie weltweit den Notstand aus. Auch in der Schweiz kam das öffentliche Leben mehrheitlich zum Erliegen. Einige Momente aus dieser Zeit werden uns für immer in Erinnerung bleiben.
10.03.2025
Starship: Testflug erneut misslungen
Das, was am Himmel über den Bahamas wie ein Feuerwerk aussah, waren Trümmer des «Starships» von US-Milliardär Elon Musk. Zuvor hatte es für das grösste jemals gebaute Raketensystem der Raumfahrtgeschichte einen weiteren Rückschlag gegeben. Zum wiederholten Mal war die Riesenrakete explodiert. Die 123 Meter hohe Rakete hob um 0.30 Uhr deutscher Zeit vom Weltraumbahnhof Boca Chica im US-Bundesstaat Texas ab. Kurz nach dem Start verlor SpaceX den Kontakt zur Rakete.
07.03.2025
Antikes Kulkturgut: Gestohlene Artefakte kehren nach Ägypten zurück
Ägypten fordert Artefakte, die einst gestohlen wurden, zurück. Zusammen mit Frankreich konnte die geschmuggelte Ware sichergestellt werden. Im Video siehst du, um welches Kulturerbe es sich dabei handelt.
14.02.2025
Konklave beginnt: Katholische Kirche wählt neuen Papst
In den 50er-Jahren: Das waren die Ski-Groomer, die Pistenbullys auf zwei Beinen
5 Jahre Corona-Pandemie: Die viralsten Momente im Video
Starship: Testflug erneut misslungen
Antikes Kulkturgut: Gestohlene Artefakte kehren nach Ägypten zurück