Preis an zwei FrauenChemie-Nobelpreis geht an die Erfinderinnen der Gen-Schere
dpa/SDA/uri
7.10.2020
Der diesjährige Chemie-Nobelpreis geht an zwei Frauen, wie die Königlich-Schwedische Akademie der Wissenschaften in Stockholm bekannt gibt. Sie werden für ihre Arbeiten an der Genomeditierung ausgezeichnet.
Der Nobelpreis für Chemie geht in diesem Jahr an die derzeit in Deutschland arbeitende Genforscherin Emmanuelle Charpentier (Frankreich) sowie an Jennifer A. Doudna (USA) für die Entwicklung von Methoden zur Erbgut-Veränderung. Das teilte die Königlich-Schwedische Akademie der Wissenschaften am Mittwoch in Stockholm mit.
Die Wissenschaftlerinnen haben die Genschere Crispr/Cas9 massgeblich entwickelt. Crispr/Cas9 habe die molekularen Lebenswissenschaften revolutioniert, neue Möglichkeiten für die Pflanzenzüchtung gebracht, trage zu innovativen Krebstherapien bei und könne den Traum von der Heilung vererbter Krankheiten wahr werden lassen.
Emmanuelle Charpentier und Jennifer Doudna machten eines der schärfsten Werkzeuge der Gentechnologie nutzbar: Crispr/Cas9-Genscheren. Mit ihr können Forscher die DNA von Tieren, Pflanzen und Mikroorganismen mit höchster Präzision verändern, wie es zur Begründung hiess.
Beim Nobelpreis sind Frauen abgeschlagen
Nachdem am Dienstag erst zum vierten Mal eine Frau den Physiknobelpreis erhielt, sind Emmanuelle Charpentier und Jennifer A. Doudna Chemie-Nobelpreisträgerinnen Nummer sechs und sieben. Beim Nobelpreis besteht aber weiterhin ein eklatantes Geschlechtsungleichgewicht.
Von den bis heute 927 Ausgezeichneten sind nun 56 Frauen. n der Mitte dieser Nobelpreis-Woche gibt es 17 Friedens-, 15 Literatur-, zwölf Medizin, vier Physik-, sieben Chemie- und zwei Wirtschafts-Nobelpreisträgerinnen, wobei Marie Curie den Preis gleich zweimal erhielt, nämlich erst 1903 für Physik und acht Jahre später für Chemie.
Acht Schweizer Preisträger
Dotiert sind die Nobelpreise in diesem Jahr pro Kategorie mit zehn Millionen schwedischen Kronen, was umgerechnet rund einer Million Franken entspricht. Im Vorjahr war es noch eine Million Kronen weniger gewesen. Damals hatten drei Batterieforscher den Chemie-Nobelpreis bekommen, nämlich der Deutschland geborene US-Amerikaner John Goodenough, der in Grossbritannien geborene Stanley Whittingham und der Japaner Akira Yoshino. Der damals 97-jährige Goodenough war bis heute der älteste Empfänger eines Nobelpreises überhaupt.
Der Nobelpreis für Chemie ging bisher achtmal an Schweizer, beziehungsweise Schweizer Doppelbürger, das letzte Mal vor drei Jahren.
Die Schweizer Chemie-Nobelpreisträger
2017: Jacques Dubochet für das von ihm entwickelte Verfahren der Kryo-Elektronenmikroskopie.
2002: Kurt Wüthrich für seine bahnbrechenden Arbeiten zur Strukturaufklärung von Proteinen mittels kernmagnetischer Resonanzspektroskopie.
1991: Richard Ernst für seine bahnbrechenden Beiträge zur Entwicklung der hochauflösenden magnetischen Kernresonanz-Spektroskopie (NMR).
1975: Vladimir Prelog (geboren in Bosnien/Herzegowina, Schweizer seit 1959) für seine Arbeiten über die Stereoisomerie von organischen Molekülen.
1953: Hermann Staudinger (gebürtiger Deutscher, Schweizer seit 1920) für seine Entdeckungen auf dem Gebiet der makromolekularen Chemie.
1939: Leopold Ružička (geboren in Kroatien/Slawonien, seit 1917 Schweizer) für seine Arbeiten über Polymethylene und höhere Terpenverbindungen.
1937: Paul Karrer. Er enträtselte die chemische Struktur von Pflanzenfarbstoffen und Vitaminen. Und er zeigte, wie im Körper aus dem Rüebli-Farbstoff Beta-Carotin Vitamin A entsteht.
1913: Alfred Werner (gebürtiger Elsässer, seit 1895 Schweizer) für seine Arbeiten über die Bindungsverhältnisse der Atome im Molekül. Dadurch hat er ältere Forschungsgebiete geklärt und neue erschlossen, besonders im Bereich anorganische Chemie.
Zum Start der Woche der Nobelpreis-Bekanntgaben war am Montag den US-Amerikanern Harvey J. Alter und Charles M. Rice sowie dem Briten Michael Houghton der Preis in der Kategorie Medizin zugesprochen worden. Sie erhalten ihn für die Entdeckung des Hepatitis-C-Virus. Am Dienstag hatte die Akademie der Wissenschaften verkündet, dass der Preis in Physik zur einen Hälfte an den Briten Roger Penrose sowie zur anderen Hälfte an Genzel und Andrea Ghez aus den USA geht. Sie werden damit für ihre Forschungen zu Schwarzen Löchern ausgezeichnet.
Nach Medizin, Physik und Chemie folgen am Donnerstag und Freitag die Bekanntgaben in den Kategorien Literatur und Frieden. Zum Abschluss werden am Montag die Nobelpreisträger für Wirtschaft verkündet. Verliehen werden die Preise am 10. Dezember, dem Todestag von Preisstifter und Dynamit-Erfinder Alfred Nobel. All das findet dann aufgrund der Coronavirus-Pandemie in deutlich kleinerem Rahmen statt.