Die Stadt Bern hat beim Brand von Anfang Juli im historischen Morell-Haus in der Altstadt Glück im Unglück gehabt: Die erst kürzlich entdeckten, gut 300 Jahre alten Deckenmalereien sowie elegante Barocktäfer blieben weitgehend erhalten.
Wie sich am Mittwoch bei einem Augenschein im Haus an der Postgasse zeigte, weisen die bemalten Decken zwar Verfärbungen auf. Doch sagte Berns Denkmalpfleger Jean-Daniel Gross bei einem Rundgang für Medienschaffende, nach jetziger Einschätzung könnten die Malereien im ersten Obergeschoss erhalten werden.
Dasselbe gilt für elegante Barock-Wandtäfelungen im Erdgeschoss. Sie werden in diesen Tagen ausgebaut, so dass sie besser trocknen können. Das sei eine Lehre aus dem grossen Berner Altstadtbrand von 1997 in der Junkerngasse, sagte Gross.
Jeweils nach Bränden in solchen Patrizierhäusern gelte es, Holzelemente auszubauen und das Haus so rasch wie möglich zu trocknen, so Gross. Der Junkerngass-Brand von 1997 beschädigte fünf herrschaftliche Wohnhäuser. Eine Person kam ums Leben.
Wie gross die Schäden durch Rauch und Wasser im Morell-Haus sind, müssen aber Restauratoren noch genau untersuchen. Das schreibt die Stadt Bern in einer Mitteilung. Ihr gehört das Haus. Die Deckenmalereien waren bei der Sanierung des Hauses unter Pavatex-Abdeckungen und Gips zum Vorschein gekommen.
Nicht bemalte Decke total schwarz
Der Brand im Morell-Haus war am Abend des 9. Juli ausgebrochen. Die Berner Berufsfeuerwehr bekämpfte ihn mit einem Grossaufgebot. Ein technischer Defekt an einer temporären Elektroinstallation löste das Feuer aus, wie Untersuchungen ergaben.
Das Patrizierhaus, in dem lange das Büro des Berner Stadtparlaments arbeitete, wurde bei Brandausbruch immer noch saniert. Wohnungen sollten eingebaut werden.
Der Dachstock wurde zerstört und auch im 2. Obergeschoss ist viel kaputt - auch Wandtäfelungen, wie Gross sagte. Glücklicherweise befand sich laut Martin Allenbach von der Berufsfeuerwehr Bern der Brandherd aber just dort im 2. Obergeschoss, wo keine bemalte Decke darunter liegt.
Die Decke des 1. Obergeschosses unter der Stelle, wo das Feuer ausbrach, ist total schwarz, wie sich beim Augenschein zeigte. Diese Decke war nicht bemalt. Bemalt sind Decken in den Nachbarräumen. Eine der Malereien wurde mit wasserlöslichen Farben ausgeführt und hielt sich trotz des Löschwassers.
Die andere Deckenmalerei wurde mit Ölfarben ausgeführt. Sie ist noch weitgehend von einer Farbschicht verdeckt, wie sich beim Augenschein zeigte.
Nach dem Brand hiess es, das Feuer sei im Dachstock ausgebrochen. Laut Allenbach war aber wegen der Sanierungsarbeiten das 2. Obergeschoss zum Dachstock hinauf offen. Insofern sei es eine Interpretationsfrage, ob man vom Dachstock oder vom 2. Obergeschoss rede.
Notdach wird erstellt
Noch in der Brandnacht installierte die Berner Feuerwehr Eisenstützen und Querverstrebungen im Haus, um die Stabilität zu erhöhen. Um das Gebäude vor Regenwasser zu schützen, ist in den letzten Tagen das Dach mit Kunststoffplanen abgedeckt worden.
Nun wird das Baugerüst verstärkt, so dass darauf ein Notdach erstellt werden kann. Von diesem Notdach aus werden die weiteren Aufräumarbeiten ausgeführt. Die Arbeiter seilen sich von diesem Notdach aus ab, wie es am Mittwoch hiess. Danach gehen die Sanierungs- und Umbauarbeiten am Haus weiter.
Die Schadensumme wird auf zwei Mio. Franken geschätzt. Ursprünglich sollten die Umbau- und Sanierungsarbeiten bis Mitte 2019 abgeschlossen sein. Vorgesehen ist der Einbau von sieben 2- und 3-Zimmerwohnungen. Deren Bezug dürfte sich verzögern.
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