Tiere 36 weitere Hefenhofener Pferde finden neue Besitzer

SDA

11.10.2017 - 17:47

Bern

Am Mittwoch sind weitere 36 beschlagnahmte Pferde des mutmasslichen Tierquälers von Hefenhofen im bernischen Schönbühl versteigert worden. Alle Tiere fanden Käufer, auch wenn das Interesse deutlich geringer war als noch bei einer ersten Versteigerung im August.

Damals kamen rund 80 Pferde vom Hefenhofener Hof unter den Hammer. Die Versteigerung zog hunderte Schaulustige an. Das Medienecho war riesig.

Am Mittwoch wurden im Kompetenzzentrum Veterinärdienst und Armeetiere im Sand bei Schönbühl jene Pferde versteigert, die den Sommer auf Alpen in den Kantonen Graubünden und St. Gallen verbracht hatten.

Die 36 Pferde befanden sich seit Ende September bei der Armee in Schönbühl. Wegen einer - inzwischen abgewiesenen - Beschwerde des Besitzers konnten sie vorerst nicht verkauft werden.

Drei Versteigerungsrunden

Das Interesse an die Tieren hielt sich am Mittwoch in Grenzen. Rund 200 Interessenten standen neben der Führstrecke. Bis am Mittag wurde nur rund ein Drittel verkauft, wie ein Journalist der Nachrichtenagentur sda feststellte. Die meisten Tiere gingen zum Schätzpreis oder leicht darüber weg.

Dies im Unterschied zur August-Versteigerung, bei der jeweils zahlreiche Interessenten den weit über dem Schätzpreis liegenden Maximalpreis boten und das Los entscheiden musste. Diesmal gab es keine Obergrenze.

Insgesamt mussten drei Versteigerungsrunden durchgeführt werden, bis alle Tiere Käufer gefunden hatten. Die Preise pro Pferd bewegten sich zwischen 600 und 2100 Franken, wie die Thurgauer Staatskanzlei am späten Nachmittag mitteilte. Insgesamt löste sie am Mittwoch aus der Versteigerung 42'600 Franken. Im August waren es für rund 80 Pferde 140'000 Franken gewesen.

Zur Normalität zurückgekehrt

Das Thurgauer Veterinäramt zeigte sich trotzdem zufrieden mit dem Verlauf des Verkaufs und insbesondere damit, dass für alle Pferde eine Käuferin oder ein Käufer gefunden werden konnte.

Auktionator Henri Spychiger, welcher auch als einer der Schätzexperten fungierte, meinte gegenüber der Nachrichtenagentur sda, nun sei man zur Normalität zurückgekehrt. Bei der ersten Versteigerung im August hätten Emotionen die Preise hochgetrieben.

Ein Züchter wolle nun mal kein Pferd ohne Zuchtpapiere kaufen, erklärte Spychiger. Bei einem Grossteil der angebotenen Pferde waren weder Name, noch Alter noch Herkunft bekannt. Für einige konnte das Ursprungszertifikat kurz vor der Versteigerung beigebracht werden.

Da die Tiere den Sommer auf einer Alp verbracht hatten, waren sie in besserem Zustand als jene Tiere vom Hof, die mutmasslich vernachlässigt worden waren. Ein Fohlen war unterernährt, was wohl Mitleid erweckte, da es als einziges Tier zum doppelten Schätzpreis ersteigert wurde.

Julien Schafer aus Les Breuleux, welcher bis zur Pause drei Pferde erstanden hatte, sagte auf Anfrage, er werde die Tiere nun auffüttern und ihre Entwicklung beobachten. Dann werde er sie verkaufen.

Imageschaden für den Thurgau

Anfang August war publik geworden, dass auf dem Hof eines Tierhalters in Hefenhofen TG in den letzten Monaten mehrere Pferde verendet waren. Weitere Tiere waren abgemagert und in schlechtem Zustand.

Die rund 250 Tiere auf dem Hof wurden beschlagnahmt. Die Pferde, die nicht auf der Alp waren, fanden temporär Unterschlupf bei der Armee in Schönbühl.

Der Fall schlug hohe Wellen und liess die Emotionen im Land hoch gehen. Mitte August wurden in Schönbühl rund 80 Pferde versteigert. Tierschützer kritisierten das Vorgehen heftig.

Image-Schaden

Der Fall des mutmasslichen Tierquälers von Hefenhofen hat dem Kanton Thurgau einen Image-Schaden verpasst. Die Regierung räumt Fehler ein und will Krisen in Zukunft besser bewältigen.

Der Fall Hefenhofen habe eine noch nie erlebte politisch-mediale Eigendynamik entwickelt, auf die man nicht vorbereitet war, gab die Thurgauer Regierung kürzlich Antwort auf Fragen zweier Parlamentsmitglieder.

Wichtigste Gegenmassnahme, um den Image-Schaden aufzuarbeiten sei das Einsetzen der Untersuchungskommission, welche Ende Jahr erste Ergebnisse vorlegen soll.

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