Der Mann, der im Herbst 2010 seine Frau mit einem Hammer und einem Messer angriff und sich danach vom Balkon stürzte, kann sich die ihm vorgeworfene Tat nicht recht erklären. Es erschrecke ihn, an das Geschehene zurückzudenken, sagte der Mann am Mittwoch in Bern vor Gericht.
Tatsächlich wiegen die Vorwürfe gegen den Afrikaner schwer. Ihm werden unter anderem versuchte vorsätzliche Tötung seiner damals getrennt von ihm lebenden Ehefrau vorgeworfen sowie Brandstiftung und versuchte Explosion.
Am 9. November 2010 kam es in der Wohnung des Mannes zu wüsten Szenen. Die gebürtige Portugiesin wollte dort Post abholen. Dabei kam es zu Diskussionen mit dem Mann. In der Küche schlug er unvermittelt mit einem Hammer zweimal auf den Hinterkopf der Frau und verletzte sie.
Nachdem er sie zu Boden geworfen hatte, versuchte der Afrikaner laut Anklage, die Frau mit einem Messer zu stechen. Dabei soll er sie an mehreren Körperstellen verletzt haben. Die Frau versuchte zu fliehen, doch vor der verschlossenen Wohnungstüre holte sie der Angreifer ein und würgte sie laut Anklage heftig.
Daran, dass er die Frau gewürgt und mit einem Messer auf sie eingestochen habe, könne er sich nicht erinnern, sagte der Angeklagte am Mittwoch vor Gericht.
Der Frau gelang schliesslich die Flucht durch ein Fenster. Die Polizei fand sie verletzt im Eingangsbereich der Wohnung in Bern-Bethlehem. Ob er seine Frau habe umbringen wollen, fragte Staatsanwalt César Lopez den Angeklagten am Mittwoch direkt. Dieser verneinte.
Gasflasche aufgedreht
Nach der Flucht der Frau hantierte der Afrikaner mit einer Gasflasche und zündete das ausströmende Gas an. Es kam zu einem Brand in der Wohnung. Mehrere Dutzend Bewohnerinnen und Bewohner wurden aus Sicherheitsgründen aus dem Wohnhaus evakuiert.
Er wisse nicht, was er sich damals dabei gedacht habe, sagte der Angeklagte vor Gericht. Aber: «Heute denke ich, dass ich mich verbrennen wollte.»
Wenig später sprang der mutmassliche Täter vom Balkon seiner Wohnung im sechsten Stock in die Tiefe. Er wurde dabei schwer verletzt. Die Verletzungen seien verheilt, er könne sich nicht beklagen, sagte er auf die Frage von Gerichtspräsident Peter Müller nach seinem heutigen Befinden.
Was geschehen sei, tue ihm leid. «Ich wünschte, das alles wäre nie passiert», betonte der ansonsten nicht sonderlich gesprächige Mann vor dem fünfköpfigen Gericht. Seiner Ex-Frau hatte der Mann einen Brief geschrieben, in dem er sich für die Tat entschuldigte. Aus der Strafanstalt Thorberg, wo sich der Mann im vorzeitigen Strafantritt befindet, liegt ein positiver Führungsbericht vor.
Die Frau wurde am Mittwochmorgen ebenfalls vom Gericht befragt, allerdings unter Ausschluss der Öffentlichkeit und ohne auf ihren Ex-Mann zu treffen. Vom Rest der Verhandlung ist die Frau dispensiert. Sie wird von einer Anwältin vertreten.
Am Mittwochnachmittag stehen die Plädoyers auf dem Programm.
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