BahninfrastrukturBahnhof Thun Nord findet Aufnahme im Bahnausbauschritt 2035
SDA
4.6.2019 - 16:44
Der angedachte S-Bahnhof Thun Nord hat Eingang gefunden in den nächsten Ausbauschritt der Bahninfrastruktur. Nach dem Ständerat hat am Dienstag auch der Nationalrat das Budget für den Ausbau des Schienennetzes weiter aufgestockt.
Mit der Erhöhung der Mittel sollen der S-Bahnhof Thun Nord und der Bahnhof Winterthur Grüze in den sogenannten Ausbauschritt 2035 aufgenommen werden. Der Entscheid fiel im Nationalrat mit 150 zu 36 Stimmen. Gegner hatten argumentiert, die Haltestellen seien nicht prioritär, es genüge, sie in den nächsten Ausbauschritt 2040 aufzunehmen.
Im Norden von Thun befindet sich ein wirtschaftlicher Entwicklungsschwerpunkt von kantonaler Bedeutung. Ein rund 60 Hektar grosses Militär und Rüstungsgelände wird seit dem Jahr 2000 sukzessive umgenutzt für zivile und wirtschaftliche Zwecke. Bisher sind rund 2300 Arbeitsplätze in dem Gebiet entstanden. Längerfristig bietet das Areal Platz für bis zu 8500 Arbeitsplätze.
Das Gebiet ist mit der neuen Aareüberquerung, dem Bypass Thun Nord, von der Strasse her gut erschlossen. Weniger gut ist hingegen die Erschliessung durch den öffentlichen Verkehr. Abhilfe schaffen soll eine neue S-Bahn-Haltestelle Thun Nord.
Freude in Thun
Die Stadt Thun reagierte am Dienstag erfreut über den Entscheid. «Das ist eine gute Nachricht für die Region und den ganzen Kanton», wird Stadtpräsident Raphael Lanz (SVP) in einer Mitteilung zitiert. Eine ideale Erschliessung des Entwicklungsschwerpunkts Thun Nord steigere die Attraktivität für Unternehmen und Investoren.
Die Haltestelle ermögliche insbesondere in Kombination mit einer Bus-Tangentiallinie zwischen Steffisburg und dem Südwesten von Thun eine Entlastung des Bahnhofs Thun. Laut einer Potentialstudie der Verkehrskonferenz Oberland-West weist die neue Haltestelle Thun Nord ein Potential von rund 6000 Ein- und Aussteigern pro Werktag auf. Damit wäre das Verkehrsaufkommen vergleichbar etwa mit Münsingen, Belp oder Ostermundigen.
Mit der Aufstockung des Bahninfrastruktur-Kredits will der Nationalrat nicht zuletzt eine sinnvolle Weiterentwicklung der Agglomerationen ermöglichen, wie es am Dienstag in der Grossen Kammer verschiedentlich hiess. Ähnlich begründete der Ständerat in der Frühjahrssession seine Spendierlaune. Die vom Ständerat beschlossenen Mehrkosten hiess der Nationalrat vorbehaltlos gut.
Geld für Planungsstudie an der Grimsel
In diesem Zusammenhang wurden am Dienstag im Nationalrat auch die drei Millionen Franken für die Planungsstudie eines kombinierten Bahn- und Stromtunnels durch die Grimsel bestätigt, wie Peter Teuscher, Verwaltungsratspräsident der Grimselbahn AG, auf Anfrage bestätigte.
Das Projekt fand noch keine Aufnahme im Ausbauschritt 2035, hingegen wird es in einer Liste mit Projekten geführt, die Gelder für Planungsstudien erhalten. Die dort geführten Projekte sowie einige weitere wurden laut Teuscher am Dienstag von Bundesrätin Simonetta Sommaruga bestätigt. Der Verwaltungsratspräsident der Grimselbahn AG freute sich, «dass wir nun in Planung gehen können».
Zusammen geht es günstiger
Die Idee eines Tunnels durch die Grimsel geistert seit Jahrzehnten herum. Realisiert wurde sie nie. Erst als die Stromnetzbetreiberin Swissgrid Ausbaupläne für das Hochspannungsnetz anmeldete, sprang der Funke über. Gemeinsam liesse sich das Projekt günstiger realisieren, so die Idee.
Auch für den Tourismus soll der Tunnel von Innertkirchen im Kanton Bern nach Oberwald im Kanton Wallis einen Mehrwert schaffen. Mit einem Schmalspurbahn-Tunnel durch das Grimselmassiv liesse sich auf einen Schlag ein 850 Kilometer langes Schmalspur-Netz mit Tourismusorten wie Montreux, Interlaken, Zermatt und St. Moritz zusammenschliessen.
Naturschützern gefällt die Idee, weil mit dem Tunnel eine geschützte Gebirgslandschaft von Stromleitungen befreit würde.
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