Öffentlicher Verkehr Bau einer Tramlinie nach Köniz kommt wieder aufs Tapet

SDA

9.9.2020 - 17:09

Für die Regionalkonferenz Bern-Mittelland stösst die heutige Tramachse durch die Marktgasse an die Grenzen ihrer Kapazität. (Archivbild)
Für die Regionalkonferenz Bern-Mittelland stösst die heutige Tramachse durch die Marktgasse an die Grenzen ihrer Kapazität. (Archivbild)
Source: KEYSTONE/ALESSANDRO DELLA VALLE

Sechs Jahre nachdem das Projekt eines Trams von Köniz nach Ostermundigen in diesen Gemeinden an der Urne scheiterte, kommt der Bau einer Strassenbahn nach Köniz wieder aufs Tapet. Die Regionalkonferenz Bern-Mittelland (RKBM) hat diese Idee in eine Netzstrategie für den öffentlichen Verkehr im Jahr 2040 aufgenommen.

RKBM-Vertreter präsentierten am Mittwoch vor den Medien in Bern den Bau einer Tramlinie von Bern nach Köniz als eine von zwei Varianten für die Verbesserung des Angebots im Korridor Bern-Köniz. Die zweite Variante ist die Umstellung der heutigen S-Bahn-Linie 6 der BLS (Bern-Schwarzenburg) auf RBS-Betrieb.

Die RBS-Züge würden gemäss dieser Idee vom neuen Tiefbahnhof aus, an welchem derzeit unter dem Bahnhof Bern gebaut wird, in Richtung Schwarzenburg weiterfahren. Auf dem Insel-Areal würden sie einen Halt einlegen. Diese Idee ist nicht neu.

Das Tram oder die RBS-Züge würden zwischen Bern Hauptbahnhof und Schliern bei Köniz den heutigen 10-er Bus von Berns städtischen Verkehrsbetrieben Bernmobil ersetzen. Dieser könne die Nachfrage selbst dann nur noch mittelfristig erfüllen, wenn auf dieser Linie Doppelgelenkbusse eingesetzt würden. Das sagte der Fachbereichsleiter Verkehr der RKBM, Martin Moser.

Der 2,5 Minuten-Takt der 10-er Busse zu den Hauptverkehrszeiten stosse an die Grenzen des betrieblich Machbaren, belaste den Stadtraum und sei unwirtschaftlich, sagte Moser. In der Netzstrategie steht, dass ein Tram über eine rund 60 Prozent grössere Kapazität aufweist als ein Doppelgelenkbus.

Sieben Korridore untersucht

In der Regionalkonferenz Bern-Mittelland arbeiten 77 Gemeinden der Agglomeration Bern zusammen. Sie koordinieren gemeindeübergreifende Aufgaben und realisieren gemeinsame Projekte. Eine Netzstrategie für den öffentlichen Verkehr (öV) ist zum ersten Mal erstellt worden.

Ausgangspunkt für die Arbeiten an ihr war, dass die Agglomeration Bern weiter wächst und die Behörden das Verkehrswachstum mit dem öffentlichen Verkehr auffangen möchten. Sieben Verkehrskorridore untersuchten die Fachleute.

Für den Korridor Bern-Wabern stellen sie den Betrieb einer zusätzlichen Tramlinie auf dem Trassee der Linie 9 (Bern-Wankdorf – Wabern) zur Diskussion. Dies wegen der gestiegenen Bevölkerungszahl im Gebiet Morillon.

Im Korridor Bern – Bern West reichen die Kapazitäten. In Richtung Fischermätteli könnten sich die Fachleute die Umstellung vom heutigen Tram- auf einen Busbetrieb vorstellen.

Im Korridor Bern – Bern Länggasse braucht es wegen der Überbauung des Viererfelds künftig Gelenkbusse nach Bremgarten. Der Bus von der Länggasse zum Zentrum Paul Klee ist durch ein Tram zu ersetzen.

Für den Korridor Bern – Bern Wankdorf/Ostermundigen denken die Behörden und Planer an den Bau einer neuen Tramlinie nach Bern-Wankdorf via Viktoriaplatz und Papiermühlestrasse. Die öV-Nachfrage sei in diesem Gebiet sehr gross. Gut genug erschlossen ist der Korridor Bern – Bern Ostring/Muri.

Zum Korridor Bern – Berner Insel-Areal gilt das für den Korridor Köniz Gesagte. Ob besser ein Tram oder ein Zug via Insel-Areal nach Köniz fährt, ist für die RKBM offen. Eine unter der Leitung des Kantons stehende Zweckmässigkeitsbeurteilung werde Anfang 2021 Ergebnisse für dieses Areal liefern.

Es braucht zweite Tramachse

Alle Erkenntnisse aus den Korridorstudien zusammengeführt, kommt die RKBM zum Schluss, dass die Zeit für den Bau einer zweiten Tramachse in Bern gekommen ist. Dies östlich und westlich des Berner Bahnhofplatzes, «und zwar schon bald», wie Moser vor den Medien sagte.

Die Belastung des Berner Hirschengrabens durch den öffentlichen Verkehr befinde sich heute an der Belastungsgrenze, steht in der Netzstrategie: Pro Stunde und Richtung gebe es dort zu den Hauptverkehrszeiten 42 Kurse. Es gelte, den öV-Knotenpunkt Bahnhof Bern durch die zweite Tramachse zu entlasten.

Die RKBM plädiert in ihrer Netzstrategie auch für mehr Doppelgelenkbusse, für Taktverdichtungen in verschiedenen öV-Korridoren und für verbesserte Tangentiallinien im Süden und Osten der Stadt Bern. Tangentiallinien sind Linien, welche die Passagiere nicht durch das Berner Stadtzentrum führen, sondern an ihm vorbei.

Bis zum 23. Oktober dauert die öffentliche Mitwirkung zur Netzstrategie. Die Unterlagen sind auf der Internetseite der Regionalkonferenz einzusehen.

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