Bis Ende 2021 soll der Kanton Bern ein Mädchenhaus schaffen. Das wünscht sich der Grosse Rat, wie er am Mittwoch mit einer Planungserklärung deutlich machte.
Allerdings sorgte das Parlament selber dafür, dass der Fahrplan womöglich nicht eingehalten werden kann. Denn der Rat beschloss am Mittwoch auch, zuerst eine kantonale Opferhilfestrategie ausarbeiten zu lassen und erst danach das Mädchenhaus im Detail zu planen.
Vergeblich machte Sozialdirektor Pierre Alain Schnegg (SVP) den Rat auf diesen Widerspruch aufmerksam. Wenn die Regierung die Motion von Vania Kohli (BDP) für eine Opferhilfestrategie erfüllen solle, reiche die Zeit nicht auch noch für die rechtzeitige Eröffnung des Mädchenhauses.
Der Bedarf an einer solchen Institution war im Rat unbestritten. Der Regierungsrat will diese Lücke im Angebot an Schutz- und Notunterkünften schliessen, wie er in einem Bericht deutlich gemacht hat.
Der Bericht wurde einstimmig zur Kenntnis genommen. Im Mädchenhaus sollen 14- bis 20-jährige Opfer von psychischer, physischer und sexueller Gewalt Zuflucht finden.
Promotorinnen enttäuscht
Der Verein MädchenHouse des Filles Biel-Bienne, der 2018 ein Pilotprojekt durchführte und sich weiter für die Schaffung einer Schutzunterkunft einsetzt, bedauerte den Parlamentsentscheid: Indem man zuerst eine Opferhilfestrategie ausarbeiten lasse, werde die Eröffnung des Mädchenhauses «auf unbestimmte Zeit verzögert», heisst es in einem Communiqué vom Mittwoch.
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