Der Energiekonzern BKW steht im Vorfeld der Generalversammlung wegen der Managerlöhne in der Kritik. Der Kanton Bern als Mehrheitsaktionär erachtet die Entwicklung der Saläre für das oberste Kader als problematisch.
«Mit Sorge» beobachtet der Berner Regierungsrat die Entwicklung der Topsaläre, wie aus einer Mitteilung vom Dienstag hervorgeht. Von einem Reputationsrisiko für den Berner Energieversorger ist die Rede. Der Regierungsrat fordert daher vom Verwaltungsrat, das Vergütungsmodell zu überprüfen.
Gleichzeitig sei er sich bewusst, dass die auffällige Lohnsteigerung im Jahr 2018 wesentlich durch Sondereffekte verursacht wurde. Der Verwaltungsrat solle das Vergütungsmodell anpassen, um künftig eine Entwicklung in dieser Art zu vermeiden.
Zudem erkenne der Regierungsrat die erfolgreiche Unternehmensführung durch den Verwaltungsrat und die Konzernleitung an: «Der Unternehmensspitze ist es gelungen, die BKW strategisch neu auszurichten und beachtliche Profite zu erzielen, die sich in den letzten Jahren positiv auf den Aktienkurs ausgewirkt haben.»
Für den Kanton als Mehrheitsaktionär und damit für seine Bevölkerung sei so ein Mehrwert geschaffen worden. Auch im Branchenvergleich habe sich BKW in den letzten Jahren «herausragend gut entwickelt».
Über die Anträge zuhanden der Generalversammlung am kommenden Freitag werde der Regierungsrat am (morgigen) Mittwoch beschliessen.
Thoma mit deutlich höherem Salär
Der Verwaltungsrat der BKW hat die Forderung zur Kenntnis genommen: Er habe den Vergütungs- und Nominationsausschuss beauftragt, das heute gültige Entschädigungsmodell zu überprüfen, heisst es in einer Mitteilung des Konzerns. Verwaltungsratspräsident Urs Gasche werde sich anlässlich der Generalversammlung zu dem Thema äussern.
Für das Geschäftsjahr 2018 erhielt CEO Suzanne Thoma als Vergütung mit 2,03 Millionen nach 1,3 Millionen deutlich mehr als im Vorjahr, wie aus dem Geschäftsbericht hervorgeht. Die Konzernleitung insgesamt erhielt 5,67 Millionen Franken nach 4,82 Millionen. Der Verwaltungsrat wurde mit insgesamt 932'000 Franken nach 888'000 Franken im Vorjahr entlöhnt.
BKW hatte im vergangenen Jahr den Umsatz um 7 Prozent auf 2,68 Milliarden Franken gesteigert, unter dem Strich allerdings einen zum Vorjahr um 25 Prozent tieferen Reingewinn von 203 Millionen Franken ausgewiesen.
Der Grund dafür war die Entwicklung der Anlagen im milliardenschweren Stilllegungs- und Entsorgungsfonds: Nachdem dieser im Vorjahr eine sehr hohe Rendite erzielt hatte, fiel diese 2018 im volatilen Finanzmarktumfeld negativ aus.
«Ans Marktniveau heranführen»
Gleichzeitig hatte der Verwaltungsrat beschlossen, ab dem Jahr 2018 die festen Entschädigungen für den Verwaltungsrat – erstmals seit 2009 – leicht anzuheben. Zudem sollten die Gesamtvergütungen für die Konzernleitung «schrittweise an das Marktniveau herangeführt werden». Die Erhöhung trage gleichzeitig dem starken Wachstum von BKW Rechnung, hiess es im Vergütungsbericht.
Der Kanton Bern hält 52,5 Prozent an BKW. Im Streubesitz befinden sich 37 Prozent. Die Aktie legte im vergangenen Jahr knapp 19 Prozent zu, während der Gesamtmarkt gemessen am SPI 8,6 Prozent nachgab. Im laufenden Jahr stehen BKW gut 4 Prozent im Minus.
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