Die Wirtschaftsvereinigung Entente Bernoise hat bei 20 Firmenchefs im Kanton Bern den Puls gefühlt. Die Befragten erteilen der Berner Standortpolitik ungenügende Noten – mit Ausnahme der Infrastruktur, die als gut beurteilt wird.
Der am Dienstag vor den Medien präsentierte Bericht zu den «Bedürfnissen der Berner Wirtschaft» basiert auf 20 Einzelinterviews mit CEOs und Verwaltungsräten der laut Entente Bernoise wichtigsten Unternehmen im Kanton Bern.
Befragt wurden Unternehmensführer aus verschiedenen Branchen von Industrie, Produktion und Dienstleistungen. Die Auswertung erfolgte anonym. Aus Sicht der Firmenchefs verschlechtern sich die Rahmenbedingungen im Kanton laufend. 19 der 20 Befragten gaben aber an, ihre Wirtschaftstätigkeit im Kanton Bern fortsetzen zu wollen.
Ihre «generelle Zufriedenheit» bewerteten die Firmenchefs mit der Note 4 als genügend. Ungenügende Noten erteilten sie hingegen bei den Standortkriterien Steuern, Innovation&Digitalisierung, Fachkräfte, Verwaltung und Strategie. Gut schnitt lediglich die Infrastruktur mit öffentlichem Verkehr, Strassen, Logistikwegen und Telekommunikation ab.
Mehr Wertschätzung erwünscht
Der Bericht verzichtet auf konkrete Forderungen, zeigt jedoch «Handlungsfelder» auf. So wünschen sich die Wirtschaftsführer mehr Wertschätzung der Verwaltung gegenüber den Unternehmen als Leistungserbringer und Steuerzahler. Gewünscht wird eine bessere Zusammenarbeit durch Vernetzung, Austausch und Partnerschaften.
Zudem erwarten die Befragten wettbewerbsfähige Steuern sowie weniger Regulierungen und Gesetze. Bei der Standortpromotion soll sich der Kanton Bern besser verkaufen – nach dem Motto: «Gutes tun und darüber sprechen».
Der Kanton Bern nutze seine Trümpfe zu wenig, lautet das Fazit des Berichts. Zwar sei Bern der grösste Industrie-, Landwirtschafts- und Verwaltungskanton: In diesen Bereichen mangle es jedoch an Innovation.
Trümpfe besser ausspielen
Zu den Trümpfen, die es vermehrt auszuspielen gelte, gehörten zudem der vorhandene Wohnraum, die Lebenshaltungskosten, die moderaten Löhne, die Zweisprachigkeit und die gute Vernetzung. Grosses Potential sieht der Bericht bei Spin-offs zusammen mit Fachhochschulen – mit dem Ziel, Nachwuchskräfte im Kanton zu halten.
Gefragt ist aus Sicht der Unternehmen zudem ein ganzheitliches Verkehrs- und Raumplanungskonzept. Bei Verkehrserschliessungen müsse sich der Kanton rascher an den Bedürfnissen der Wirtschaft orientieren. Beim Flughafen Bern-Belp vermissen die Befragten eine klare Strategie und ein Bekenntnis der Politik.
Die bürgerlich-liberale Vereinigung Entente Bernoise versteht sich als wirtschaftliche «Vordenkerorganisation» im Kanton Bern.
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