AutobahnBewegung im Westast-Streit – doch zentrale Streitpunkte bleiben
SDA
11.8.2020 - 15:49
In den Bieler Westast-Streit kommt Bewegung: Befürworter und Gegner der geplanten Autobahn-Umfahrung sind einander näher gekommen. Ob und wie das vorliegende 2-Milliarden-Projekt realisiert werden soll, bleibt aber umstritten.
Das zeigte sich am Dienstag an einer Medienkonferenz der sogenannten Kerngruppe in Biel. Unter Leitung des Verkehrsexperten Hans Werder ringen Befürworter und Gegner seit Anfang 2019 um einen Konsens. Sie haben Zeit bis Mitte Dezember 2020, den Behörden Empfehlungen zum weiteren Vorgehen zu unterbreiten
In einigen Fragen sind sich mittlerweile einig, wie Werder sagte – etwa, was das sogenannte Zukunftsbild der Stadt betrifft. Durchgehende Frei- und Grünflächen sollen entstehen, attraktive Orts- und Quartierzentren sollen die Lebensqualität steigern.
Kurzfristige Massnahmen
Ein Konsens besteht laut Werder auch bei den kurz- und mittelfristigen Massnahmen. So soll der Fuss- und Langsamverkehr gefördert werden, der Autoverkehr nicht weiter zunehmen.
Dieser soll zudem möglichst unter den Boden verbannt werden. Die unterirdische Führung des motorisierten Individualverkehrs sei für Biel eine «wichtige strategische Option», sagte Werder. Eine Tunnellösung müsste Biel, Nidau und Umgebung vom Verkehr entlasten, und der Bieler Bevölkerung dürften nicht jahrzehntelang offene Baustellen zugemutet werden.
Weiter uneins sei man in der Frage von Autobahn-Anschlüssen in der Stadt Biel. Eine «elegante Lösung» könnten unterirdische Anschlüsse sein, sagte Werder. Dass der Bund dafür seine Normen anpassen müsste, sei kein unüberwindbares Hindernis.
«Optimierungen nötig»
Inwiefern sich das bestehende Ausführungsprojekt eignet, um die Wünsche der Kerngruppe zu erfüllen, wird unterschiedlich beurteilt. «Ich gehe politisch nicht davon aus, dass das Projekt in unveränderter Form irgendwie durchgeboxt werden kann», sagte der Bieler Stadtpräsidenten Erich Fehr (SP).
Zwei Elemente seien dafür verantwortlich: Zum einen die Bauzeit und die drohende «Operation am offenen Herzen» mitten in der Stadt, zum anderen der Umstand, dass es sich doch um einen grossen Eingriff ins Stadtbild handeln würde.
Die Nidauer Stadtpräsidentin Sandra Hess (FDP) widersprach der These eines Journalisten, das Projekt sei «klinisch tot». Es sei aber klar, dass es Optimierungen brauche, räumte Hess ein.
«Mobilität im Wandel»
Gegen das Projekt gibt es nach wie vor auch Fundamentalopposition: Die Mobilität sei stark im Wandel, es mache wenig Sinn, heute ein Projekt von 2,2 Milliarden Franken anzustossen. Weiterhin gibt es auch andere – unterschiedlich ausgereifte – Varianten, die von manchen Beteiligten favorisiert werden.
Das legt alles die Vermutung nahe, dass sich die Kerngruppe bis Ende Jahr nicht auf eine bestimmte Variante wird einigen können. Gewisse Empfehlungen zum weiteren Vorgehen scheinen aber möglich zu sein, wie mehrere Beteiligte durchblicken liessen.
Wahlkampf-Pause
Die Kerngruppe legt nun eine wahlkampfbedingte Pause ein. Erst nach den Bieler Wahlen vom 27. September wird sie sich wieder treffen.
Der sogenannte Westast ist seit Jahren heiss umstritten. Gemäss dem Ausführungsprojekt soll die A5 an zwei Stellen als offene Autobahn durch die Stadt geführt werden. Das Projekt ist zurzeit auf Eis gelegt – mit Rücksicht auf den Dialogprozess in Biel.
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