Umwelt Bundesrat sieht bei Steinbruch Mitholz keinen Sanierungsbedarf

hn, sda

2.2.2023 - 16:30

Baumaschinen arbeiten im Steinbruch in Mitholz. Nach wie vor ist höchst umstritten, ob dort allenfalls eingelagerte Giftstoffe zu mehreren Fischsterben in einer nahen Fischzucht geführt haben. (Archiv).
Baumaschinen arbeiten im Steinbruch in Mitholz. Nach wie vor ist höchst umstritten, ob dort allenfalls eingelagerte Giftstoffe zu mehreren Fischsterben in einer nahen Fischzucht geführt haben. (Archiv).
Keystone

Der Bundesrat sieht keinen Anlass, den Steinbruch in Mitholz BE wegen Altlasten zu sanieren. Dem Bund seien bis heute keine «umweltmässig relevanten Auswirkungen» des dort abgelagerten Materials bekannt.

hn, sda

Das schreibt der Bundesrat in einer am Donnerstag veröffentlichten Antwort auf eine Interpellation der Grünen Nationalrätin Isabelle Pasquier-Eichenberger. Er verweist auf «zahlreiche Grundwassermessungen» und auf rund 80 Sondierbohrungen im Perimeter des Steinbruchs.

Der Steinbruch sei keine Altlast, sondern vom Kanton Bern partiell als «belasteter Standort ohne Überwachungspflicht» deklariert worden. Aus diesem Grund gebe es keinen Anlass für eine altlastenrechtliche Sanierung, hält der Bundesrat weiter fest.

Pasquier-Eichenberger gelangte im Zusammenhang mit der geplanten Räumung eines ehemaligen Munitionsdepots der Schweizer Armee in Mitholz an den Bundesrat. Angesichts der geografischen Nähe des Steinbruchs würde sich auch eine Sanierung desselben aufdrängen.

Unerklärliche Fischsterben

2020 berichteten Medien über unerklärliche Fischsterben in der Forellenzucht am Blausee und über die mutmasslich illegale Entsorgung von Material im nahen Steinbruch Mitholz.

In dem Steinbruch wurde vor Jahren Material des 2007 eröffneten Lötschberg-Basistunnels abgelagert. Aber auch Material aus anderen Quellen befindet sich seither dort. Medien berichteten 2020 von giftigem Altschotter, der im Steinbruch gelagert worden sei. Dieser fiel bei einer Sanierung des Lötschberg-Scheiteltunnels 2018 an. Auch Pressschlämme, die nicht in den Steinbruch gehört hätten, seien dort gelagert worden.

Die Besitzer des Blausees um Swiss Economic Gründer Stefan Linder vermuten bis heute einen Zusammenhang zwischen den illegalen Ablagerungen und dem Fischsterben. Der Baustoffkonzern Vigier, der den Steinbruch betreibt, verneinte einen Zusammenhang. Es läuft ein Strafverfahren.

Die Geschichte zog weite Kreise. Auch die Berner Kantonsregierung bekam schlechte Noten von der Geschäftsprüfungskommission des Grossen Rates. Der Kanton müsse sein Abbau- und Deponiewesen besser kontrollieren, so das Fazit eines Berichts.

Weitere Umwelt-Zeitbombe

Einen Katzensprung vom Steinbruch entfernt, tickt in Mitholz eine weitere Umwelt-Zeitbombe. Ein 1947 im Innern eines Felsens explodiertes Munitionslager der Armee.

In den eingestürzten Anlageteilen und Schuttkegel sollen noch Tausende Tonnen Munition liegen. 2018 kamen Experten zum Schluss, dass vom Lager eine grössere Gefahr ausgeht als bis dahin angenommen. Die Armee will es daher im Rahmen eines auf 25 Jahre angelegten Grossprojekts räumen. Die Kosten veranschlagt der Bund mit 2,59 Milliarden Franken.

Während der Räumung werden rund 50 Bewohnerinnen und Bewohner von Mitholz ihre Häuser verlassen müssen. Rund 90 weitere Personen in der äussersten Gefahrenzone können bleiben, wenn sie wollen.