Der verbesserte Jugendschutz bei E-Zigaretten sorgt im bernischen Grossen Rat für erhitzte Debatten, obwohl das Anliegen eigentlich unbestritten ist.
Der Grund: Die Ratsmehrheit möchte das Handels- und Gewerbegesetz nicht nur in diesem Punkt revidieren, sondern bei dieser Gelegenheit auch gleich die Ausdehnung der Ladenöffnungszeiten regeln.
Dagegen wehren sich all jene, die den Jugendschutz zügig festschreiben möchten. Sie befürchten eine längere Verzögerung, wenn wegen der Ladenöffnungszeiten das Referendum gegen die Vorlage ergriffen wird.
Für ein rasches Verbot des E-Zigarettenverkaufs an Minderjährige kämpft insbesondere Ruedi Löffel, der bald abtretende EVP-Grossrat. Es handle sich um eine wichtige Gesundheitsvorlage, die nicht auf die lange Bank geschoben werden dürfe. Da eine Bundesregelung nicht in Sicht sei, brauche es den Druck der Kantone.
Unterstützung fand er am Dienstag bei SP, EVP, Grünen und einer knappen Mehrheit der EDU. Auch der Regierungsrat sprach sich fürs Splitting aus.
Gegen taktische Manöver
Nichts von einer Aufteilung der Gesetzesvorlage wissen wollten SVP, FDP sowie die Mehrheit von BDP und GLP. Die Ausdehnung der Ladenöffnungszeiten sei zwar umstritten, aber ebenfalls beschlussreif, eine Verschiebung auf den Herbst daher fehl am Platz. Dasselbe Gesetz innert einem halben Jahr zweimal zu revidieren, sei widersinnig und verursache bloss zusätzliche Kosten.
Das taktische Manöver sei auch staatspolitisch bedenklich: Mache das Beispiel Schule, würden künftige Gesetzesrevisionen wohl auch in heikle und nicht heikle Aspekte aufgeteilt.
Der Rat beschloss schliesslich mit 75 zu 64 Stimmen bei 4 Enthaltungen, beide Themen im Rahmen derselben Gesetzesrevision zu beraten. EVP-Grossrat Löffel reichte darauf einen Eventualantrag ein, der darauf abzielt, dass dem Volk zwei Varianten unterbreitet werden könnten – erstens das volle Paket, zweitens nur die E-Zigaretten.
Sitzung unterbrochen
Die Fraktionen wussten nicht so recht, was sie von diesem Antrag zu halten hatten. Die Sitzung wurde darauf vorübergehend unterbrochen.
Bei der Ausdehnung der Ladenöffnungszeiten geht es um eine zusätzliche Stunde an den Samstagen, wo die Läden neu bis 18 Uhr statt 17 Uhr geöffnet sein sollen, und um vier statt bloss zwei Sonntagsverkäufe pro Jahr. Die Ratslinke und die Gewerkschaften bekämpfen die Neuerung vehement.
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