SozialdiensteEinheitliches Fallführungssystem im Berner Sozialwesen rückt näher
zc, sda
16.7.2024 - 15:16
Das geplante einheitliche Fallführungssystem im bernischen Sozialwesen rückt näher. Das teilte der Kanton am Dienstag mit. Für die Stadt Bern bedeutet dies, dass ihr eigenes, teures System Citysoftnet bald ausgedient haben könnte.
Keystone-SDA, zc, sda
16.07.2024, 15:16
SDA
Citysoftnet war von den Städten Bern, Zürich und Basel gemeinsam entwickelt worden. Die Gesamtkosten wurden ursprünglich mit gut 42 Millionen Franken veranschlagt. Das Ziel war eine Software, die schweizweit zur Standardlösung werden sollte.
Im Alltag angekommen ist Citysoftnet erst in der Stadt Bern – und diese kämpft seit der Einführung im Juni 2023 mit massiven Problemen. Mehrere Nachkredite wurden nötig.
Wie lange das System im Einsatz bleibt, ist offen. Denn der Kanton Bern hatte 2020 entschieden, ein eigenes, einheitliches Fallführungssystem für das Sozialwesen im Kanton aufzugleisen. Der Grosse Rat sprach dafür einen Kredit von insgesamt 52 Millionen Franken.
Nun kann der Pilotbetrieb mit zehn Sozialdiensten beginnen, wie die kantonale Gesundheits-, Sozial- und Integrationsdirektion mitteilte. Sie verspricht sich viel vom neuen Fallführungssystem (NFFS).
Die administrativen Arbeiten bei den Sozialdiensten, den Kindes- und Erwachsenenschutzbehörden (KESB) und den Partnern im Bereich der Arbeitsintegration sollen vereinheitlicht werden. Für die Gemeinden und den Kanton soll so die Transparenz im Sozialwesen steigen, und es sollen Infrastrukturkosten gespart werden können.
Mit den zehn Sozialdiensten, die sich für die Teilnahme am Pilotbetrieb gemeldet haben, wurden Zusammenarbeitsvereinbarungen unterzeichnet. Sie sollen Erfahrungen bei der Migration von Daten und Dokumenten sammeln und den Einführungsprozess erproben. Dereinst sollen 85 Organisationen das neue System nutzen.
Umstellung in den nächsten Jahren
Laut Kanton soll ab 2025 «ein einsatzfähiges Fallführungssystem für die tägliche Arbeit» bereit stehen. Parallel dazu laufen demnach die Vorbereitungen für die Migrations- und Einführungsprojekte. Von 2026 bis 2028, nach Abschluss der Pilotphase, sollen die weiteren Nutzer schrittweise ins neue System migriert werden.
Den Entscheid für das einheitliche Fallführungssystem gefällt haben 2020 die Gesundheits-, Sozial- und Integrationsdirektion, die Direktion für Inneres und Justiz, die Berner Konferenz für Sozialhilfe, Kindes- und Erwachsenenschutz (BKSE) sowie der Verband Bernischer Gemeinden.
Stadt brauchte Nachfolgelösung
Die Stadtberner Sozialdirektorin Franziska Teuscher hatte Anfang Jahr im Parlament Vorwürfe zurückgewiesen, die Stadt habe viel zu lange am eigenen System «herumgedoktert», obwohl man Kenntnis der Kantonspläne gehabt habe.
Die Stadt habe eine Nachfolgelösung für ihr bisheriges System namens KiSS benötigt, machte Teuscher geltend. Deshalb habe man zusammen mit Basel und Zürich ein neues Fallführungssystem entwickelt, das den Bedürfnissen der Städte gerecht werde. Der Gemeinderat sei nach wie vor überzeugt, dass sich die Investition gelohnt habe.
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