In der Küche des ehemaligen Zieglerspitals hat die erste Quartierküche der Stadt Bern den Betrieb aufgenommen. Sie versorgt 19 Tagesschulen, Kindertagesstätten (Kitas) und Tagesstätten (Tagis) mit Mahlzeiten und löst das externe Catering einer Zürcher Firma ab.
Wie die Stadt Bern am Donnerstag mitteilte, werden in der Quartierküche im so genannten «Cook and Chill»-Verfahren täglich 650 Menüs für 19 Kinderbetreuungsinstitutionen produziert. «Cook and Chill» bedeutet, dass die Mahlzeiten sofort nach der Produktion auf drei Grad gekühlt und von der Lieferung bis hin zur Aufbereitung an den jeweiligen Standorten kühl gehalten werden.
Pro Woche werden dreimal vegetarische Mahlzeiten und zweimal Speisen mit Fisch oder Fleisch an jeweils abwechselnden Wochentagen ausgeliefert. Dabei werden aktuelle ernährungsphysiologische Aspekte berücksichtigt und die Vorgaben des Labels «fourchette verte» sowie die Ernährungsrichtlinien der Stadt Bern eingehalten.
Ein fünfköpfiges Team hat bereits während der Sommerferien für verschiedene Tagis und Kitas gekocht. Der grosse Start erfolgte am Montag mit dem Beginn des neuen Schuljahrs.
Die Quartierküche steht der Quartierbevölkerung nicht offen, sondern definiert sich als Produktionsküche für städtische, familienergänzende Betreuungseinrichtungen eines Schulkreises. Das sagte Irene Hänsenberger, Leiterin des städtischen Schulamts, auf Anfrage.
Auch eine Weiterbildungsstätte
In der Produktion von Mahlzeiten arbeiten langzeitarbeitslose Menschen mit. Dank der Zusammenarbeit mit dem Restaurant- und Hotellerieverband Gastro Bern konnte das Kompetenzzentrum Arbeit (KA) der Stadt Bern Qualifizierungsangebote kreieren, welche laut Mitteilung in der Praxis sehr gut anwendbar sind.
Die Kursteilnehmer absolvieren ein sechsmonatiges Qualifizierungsprogramm, welches sie für eine Stelle im ersten Arbeitsmarkt vorbereitet. Gegen Ende des Programms erhalten die Teilnehmer Unterstützung beim Erstellen ihrer Bewerbungsunterlagen und bei der Suche nach einer geeigneten Stelle.
«Ein professionell geführter Betrieb, der für Schulkinder feines und gesundes Essen herstellt und gleichzeitig Arbeitsintegrations- und Qualifizierungsplätze anbietet: Das ist eine Kombination, wie ich sie mir nicht besser wünschen kann», sagte die Berner Gemeinderätin Franziska Teuscher laut Mitteilung am Donnerstag bei der Präsentation der Quartierküche vor den Medien.
Bauliche Anpassungen an der 2015 stillgelegten ehemaligen Küche des Zieglerspitals kosteten 2,5 Mio. Franken. Der Stadtrat bewilligte 2018 einen entsprechenden Kredit. Auch die zu beliefernden Institutionen mussten baulich angepasst werden. Beispielsweise brauchte es sogenannte «Regeneriergeräte» zur Aufbereitung der gekühlt angelieferten Speisen.
Anderswo betriebseigene Küchen
2014 stellte sich für den Berner Gemeinderat die Frage, wie die Verpflegung der Kinder und Jugendlichen in der familienexternen Betreuung am besten zu organisieren sei. Dies, nachdem mit steigenden Kinderzahlen in Bern auch die Nachfrage nach Tagesbetreuungsplätzen stark angestiegen war.
Für den Gemeinderat war laut Mitteilung klar, dass insbesondere kleine Produktionsküchen nicht wirtschaftlich arbeiten können. Im Februar 2016 beschloss der Gemeinderat das Modell «Vielfalt» mit einem Mix aus sogenannten Quartierküchen, betriebseigenen Produktionsküchen und externen Catering-Lösungen.
Je nach bestehender Infrastruktur, örtlich-räumlicher Gegebenheiten und den wirtschaftlichen Erfordernissen kommt die eine oder die andere Lösung zur Anwendung.
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