LuftfahrtFast-Kollision zweier Kleinflugzeuge in Grenchen SO
ga, sda
31.1.2022 - 12:08
Beim Flugplatz Grenchen SO sind sich im Juli 2020 zwei Kleinflugzeuge gefährlich nahe gekommen. Eine Cessna war am Starten, während sich eine zweite Maschine, die Fallschirmspringer in die Luft gebracht hatte, im Landeanflug befand. Der Grund: Der Platzverkehrsleiter hatte das anfliegende Flugzeug vergessen.
ga, sda
31.01.2022, 12:08
31.01.2022, 13:55
SDA
Es handelte sich um «einen schweren Vorfall», wie es im am Montag publizierten Bericht der Schweizerischen Sicherheitsuntersuchungsstelle (Sust) heisst. Die beiden Flugzeuge hatten sich in den Mittagsstunden des 18. Juli 2020 vertikal auf 30,5 Meter genähert. Die Kollisionswarngeräte der Kleinflugzeuge schlugen an – diese konnten letztlich sicher landen.
Die Durchführung von Anflügen in Gegenrichtung zum übrigen Verkehr führe besonders während Segelflug- und Fallschirmabsetzbetrieb zu komplexen Situationen mit geringer Fehlertoleranz, hält die Sust in ihren Schlussfolgerungen fest. Eine entsprechende Bewilligung könne daher zu einer Überforderung führen.
Anfliegendes Flugzeug vergessen
Der schwere Vorfall sei darauf zurückzuführen, dass der Platzverkehrsleiter das anfliegende Flugzeug vergessen hatte und in der Folge keine Verkehrsinformationen erteilte, wie die Sust schreibt.
Die bordeigenen Kollisionswarngeräte hätten ein gutes Sicherheitsnetz dargestellt, indem die Piloten der beiden Flugzeuge auf die gefährliche Annäherung aufmerksam gemacht worden seien.
Der gleichzeitige Segelflug- und Fallschirmabsetzbetrieb in Grenchen stellten hohe Anforderungen und wiesen nur eine geringe Fehlertoleranz auf, was zur Entstehung des schweren Vorfalls beitrug.
Mehr Ausbildung und Sorgfalt
Verbesserungen für den sicheren Flugbetrieb in Grenchen sind gemäss Sust getroffen worden. Zur Bewirtschaftung der so genannten «Parabox», die ein erhöhtes Situationsbewusstsein und ein erhebliches Mass an mentaler Kapazität seitens des Platzverkehrsleitung erfordert, wurde von Skyguide am 22. September 2021 ein standardisiertes Verfahren eingeführt.
Demnach wurden die Übergabe- und Schulungssituationen verbessert. Während des Fallschirmsprungbetriebs besteht mit der «Parabox» ein für andere Luftfahrzeuge gesperrter Luftraum nördlich der Pistenachse. Die Aktivierung der «Parabox» wird im Tower nicht grafisch dargestellt und muss vom Flugverkehrsleiter jederzeit im Gedächtnis behalten werden, wie die Sust festhält.
13 Fallschirmspringer abgesetzt
Konkret hatte eine Maschine des Vereins Skydrive Grenchen an jenem Samstag im Juli 2020 insgesamt 13 Fallschirmspringende in die Luft gebracht. Der Platzverkehrsleiter erteilte die Bewilligung, die Fallschirmspringer abzusetzen. Rund vier Minuten nach dem Absetzen meldete der Pilot, dass er am Absinken sei und soeben «FL 100» durchfliege.
Fast gleichzeitig meldete die Cessna-Besatzung – an Bord war neben dem Piloten auch ein Experte -, dass sie soeben «FL 100» durchfliege. Die Besatzung durchflog während des Durchstartverfahrens die Piste 24 und stieg gemäss ihrer Freigabe auf 1220 Meter in Richtung Westen.
Gleichzeitig befand sich die Fallschirmabsetz-Maschine im rechten Gegenanflug zur Piste 06 und sank. Sie war gemäss Sust in dieser Position für den Platzverkehrsleiter noch nicht sichtbar. Und zu dieser Zeit war die Frequenz von Grenchen Tower durch verschiedene Flugzeuge stark belegt.
Es gelang dem Piloten der Maschine nicht, im Queranflug eine Positionsmeldung abzusetzen. Der Verkehrsleiter gab gemäss Untersuchungsbericht den beiden Maschinen keine Verkehrsinformation betreffend das jeweils andere Flugzeugs durch.
Kollisionswarngerät schlug an
An Bord der Cessna wurde durch das Kollisionswarngerät sowie das Verkehrshinweissystem eine Warnung ausgegeben. Die Besatzung erblickte nach dem Überfliegen der Piste die leicht leicht höher fliegende andere Maschine.
Der Pilot dieser Maschine wurde ebenfalls durch sein Kollisionswarngerät auf die andere Maschine aufmerksam. Beide Piloten führten ein Ausweichmanöver durch. Die Flugzeuge landeten letztlich heil in Grenchen.
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