Prozess Frau von «Love Scammer» betrogen – und in Bern vor Gericht

SDA

22.1.2020 - 11:08

In Bern hat am Mittwochmorgen der Prozess gegen eine Bernerin begonnen, welche auf einen sogenannten «Love Scammer» hereinfiel – also die angeblich grosse Liebe im Internet. Nun steht sie selber wegen des Vorwurfs der Veruntreuung und der Urkundenfälschung vor Gericht.

Ein Berner Staatsanwalt wirft der Frau vor, 2018 rund 106'000 Franken nach Nigeria geschickt zu haben – für ein angebliches Projekt eines Mannes im afrikanischen Land. Dieses Geld bezog die 56-Jährige vom Konto eines guten Bekannten, der sie darum gebeten hatte, sich um sein Geld zu kümmern.

Die Frau war damals stellvertretende Leiterin einer Bank im Berner Oberland und verfügte über eine Vollmacht für die Konten ihres Bekannten. In der Anklageschrift steht, die Frau habe das Geld abgezweigt, nachdem sie zuvor zugunsten der Internet-Bekanntschaft ihre eigenen flüssigen Mittel aufgebraucht habe.

Der Urkundenfälschung bezichtigt wird die Frau, weil sie laut Anklageschrift für die Überweisungen nach Nigeria einen Auftrag des Kontoinhabers – ihres Bekannten – fälschte. Der Vorgesetzte der Frau verlangte Auskunft zu den Überweisungen nach Nigeria.

Schon zehn Jahre zuvor soll die Frau allerdings Geld ihres Bekannten unterschlagen haben, nachdem dieser ausgewandert war. Diese rund 125'000 Franken verwendete die Frau laut Anklageschrift für persönliche Bedürfnisse und für Aktienkäufe.

Bei ihrer Befragung vor dem kantonalen Wirtschaftsstrafgericht gab die Frau am Mittwoch die Vorwürfe im Wesentlichen zu. Sie sei 2018 nicht sich selbst gewesen, sagte sie schluchzend und bat um Vergebung.

Traumpartner im Netz

Ebenfalls am Mittwoch stehen die Parteivorträge auf dem Programm. Auch das Urteil will das Wirtschaftsstrafgericht noch am Mittwoch bekanntgeben. Die Berner Kantonspolizei hat in den vergangenen Jahren immer wieder vor «Love Scams» oder «Romance Scams» gewarnt, wie sie sie nennt.

«Die Partnersuche übers Internet ist weit verbreitet», schreibt die Kantonspolizei Bern auf ihrer Internetseite, «der Traummann oder die Traumfrau nur ein Mausklick entfernt. Rasch kann aus dem anfänglichen ,Chatten' eine Romanze werden.»

«Aber Vorsicht», heisst es auf der Internetseite der Kantonspolizei weiter: «Hinter der vermeintlichen Liebe des Lebens können Betrüger stecken.»

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