Jurafrage Für Bélier-Chef Jonathan Gosteli ist die Jurafrage noch offen

hn, sda

20.4.2021 - 17:41

Ende März konnten die projurassischen Kräfte in Moutier feiern. Die Bevölkerung hatte sich an der Urne für einen Wechsel der Stadt vom Kanton Bern zum Kanton Jura ausgesprochen.
Ende März konnten die projurassischen Kräfte in Moutier feiern. Die Bevölkerung hatte sich an der Urne für einen Wechsel der Stadt vom Kanton Bern zum Kanton Jura ausgesprochen.
Keystone

Für den Chef der separatistischen Jugendorganisation Bélier, Jonathan Gosteli, ist die Jurafrage nach dem Kantonswechsel von Moutier noch nicht abgeschlossen. Das Ideal einer vereinigten jurassischen Region wolle die Gruppe verteidigen, sagt Gosteli im Interview mit der «Berner Zeitung».

Keystone-SDA, hn, sda

Keine Regierung sei befugt, den Jurakonflikt für beendet zu erklären, sagte Gosteli. Die Jurafrage ist für den Chef der Béliers erst dann geklärt, «wenn niemand mehr diese Frage stellt». Im Berner Jura gebe es aber noch genug Leute, die mit dem Kanton Bern sehr unzufrieden seien.

Auch wenn dieser südliche, zum Kanton Bern gehörende Jurazipfel 2013 ein Zusammengehen mit dem Kanton Jura hochkant ablehnte, ist das für den Bélier-Chef keinen Grund, von seinen Idealen abzuweichen. Denn: Mehrheiten können sich verändern, wie Gosteli betont.

«Bei der ersten Juraabstimmung von 1959 wollten in Moutier 67 Prozent der Einwohner bei Bern bleiben. Am 28. März haben nun 55 Prozent für den Wechsel zum Kanton Jura votiert. Die Minderheit im Südjura kann also die anderen vielleicht dereinst überzeugen, dass ein Wechsel zum Jura für die Region eine gute Lösung wäre», hofft Gosteli.

Dem Berner Jura weitere Gemeinden absprengen will Gosteli aber nicht. «Auch wenn das utopisch tönt: Wir hoffen, dass im Südjura von selber die Einsicht wächst, dass ein Verbleib bei Bern für die Entwicklung der Region nicht gut ist. Die Jurafrage ist für den Süden keine Bedrohung, sondern eine Gelegenheit.»

Ende März sprach sich die bernjurassische Stadt Moutier für einen Anschluss an den Kanton Jura aus. Es ist dies das Ende eines langjährigen demokratischen Prozesses, der 1994 von der Interjurassischen Versammlung angestossen worden war. Das Ziel war eine friedliche Lösung der Jurafrage.

Nachdem der Berner Jura im Jahr 2013 ein Zusammengehen mit dem Kanton Jura abgelehnt hatte, liess es der Kanton Bern den Gemeinden in der Region offen, ob sie auf kommunaler Ebene noch über einen Kantonswechsel abstimmen wollten. Eine Handvoll Gemeinden taten dies, doch ausser Moutier haben sich alle für einen Verbleib bei Bern entschieden.

Die Jurafrage beschäftigt die Region seit Jahrzehnten. In den verschiedenen Phasen des Konflikts ging es zwischen den Separatisten und den Probernern mehr oder weniger hemdsärmlig zu und her. 1971 wurde schliesslich der nördliche Jurazipfel vom Kanton Bern abgespaltet. Der Kanton Jura entstand. Doch der Konflikt schwelte weiter und die Separatisten kämpften auch für den Anschluss des Südjuras an den jüngsten Kanton der Eidgenossenschaft.