Kantonale Abstimmung Gegner der Umfahrung Aarwangen blasen zum Abstimmungskampf

hn, sda

6.1.2023 - 11:01

Unfälle zwischen motorisiertem Verkehr und dem Regionalbähnchen sind in Aarwangen nicht selten. Eine Umfahrung soll Abhilfe schaffen, doch sie ist umstritten. (Archivbild)
Unfälle zwischen motorisiertem Verkehr und dem Regionalbähnchen sind in Aarwangen nicht selten. Eine Umfahrung soll Abhilfe schaffen, doch sie ist umstritten. (Archivbild)
Keystone

Im Hinblick auf die kantonalen Abstimmungen über Umfahrungsstrassen im Emmental und Oberaargau im kommenden März lancieren die Gegner dieser Tage den Abstimmungskampf. Besonders heftig umstritten ist die geplante Umfahrung in Aarwangen.

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Die 3,6 Kilometer lange Strasse soll mitten durch eine bislang intakte Landschaft führen und hat den Verlust von Kulturland zur Folge. Mit dem Projekt will der Kanton die Oberaargauer Gemeinde künftig vom Durchgangsverkehr entlasten.

Gegner wie Befürworter sind sich zwar einig, dass die Verkehrssituation in Aarwangen nicht tragbar ist. Durch den Ortskern zwängen sich zu Spitzenzeiten 1500 Fahrzeuge pro Stunde – darunter viele Lastwagen. Doch zur Frage, wie das Problem zu lösen ist, gehen die Positionen auseinander.

Wer Strassen sät, wird Verkehr ernten

Der Kanton plane seit über dreissig Jahren eine millionenteure Umfahrung. Nun liege ein Projekt vor, das «völlig aus der Zeit fällt», kritisieren die Gegnerinnen und Gegner, die sich unter anderem in der Interessengemeinschaft Natur statt Beton zusammengefunden haben.

Neue Strassen fördern nach Ansicht der Interessengemeinschaft nur den Mehrverkehr und verlagern die Probleme an einen anderen Ort, statt sie dauerhaft zu lösen. Der Kanton habe sich einzig auf Lösungen für den motorisierten Individualverkehr beschränkt, anstatt das Problem ganzheitlich anzugehen.

Für die Interessengemeinschaft ist klar: Der Kanton muss zurück auf Feld eins und die Planung durch weitere Varianten ergänzen. Zudem brauche es Zusammenarbeit mit verschiedenen Planungsbüros in einem Testplanungsverfahren, Sofort-Massnahmen für die Verkehrsprobleme in Aarwangen und ein ernsthafter Einbezug der Betroffenen für das Bestimmen der Bestvariante.

Viele Gegner der Umfahrung sind der Ansicht, dass das Problem vor allem durch die strassengebundene Führung der Regionalbahn der Aare Seeland Mobil entsteht. Im Volksmund wird das Bähnchen «Bipperlisi» genannt. Unfälle zwischen ihm und Autos sind in Aarwangen nicht selten. Ein Vorschlag lautet, dass die Bahn in einen Tunnel verlegt und so von der Strasse getrennt werden soll.

Die Interessengemeinschaft ist nach eigenen Angaben eine Koalition aus Bauern, Anwohnern, Verbänden und Parteien. Unterstützt wird die Gruppierung unter anderem vom VCS und vom WWF. Für Freitagabend wurde in der Region zum Auftakt des Abstimmungskampfs ein Mahnfeuer entzündet.

Ein grosses Bedürfnis

Die Befürworter betonen ihrerseits, dass die Massnahmen in enger Zusammenarbeit mit der Region und auch mit Umweltverbänden erarbeitet wurden. Die Umfahrung sei ein grosses Bedürfnis der Bevölkerung.

Im Mai 2017 genehmigten die Stimmberechtigten des Kantons Bern mit über 60 Prozent Ja-Stimmen den Projektierungskredit. In der betroffenen Region Oberaargau lag der Ja-Stimmen-Anteil bei fast 69 Prozent.

Im Berner Kantonsparlament, dem Grossen Rat, verteidigte der kantonale Baudirektor Christoph Neuhaus (SVP) die geplante Verkehrssanierung als angemessen. Weitere Abklärungen führten einzig zu Verzögerungen, gefährdeten bereits zugesicherte Bundesgelder und lösten die Verkehrsprobleme nicht.

Für die Umfahrungsprojekte im Oberaargau und im Emmental sprach der Grosse Rat in der vergangenen Junisession Kredite im Umfang von total 412 Millionen Franken.

Gegen beide Strassenprojekte wurde mit über 23'000 Unterschriften erfolgreich das Referendum ergriffen. Die Projekte kommen daher im März vors Volk.

3,6 Kilometer Umfahrungsstrasse

Die Umfahrung Aarwangen will den Durchgangsverkehr über eine 3,6 Kilometer lange, zweispurige Umfahrungsstrasse an Aarwangen vorbei lenken. Die neue Strasse zweigt nordwestlich von Aarwangen von der Kantonsstrasse ab, quert die Aare auf einer 480 Meter langen Brücke, führt beim Spichigwald in einen rund 500 Meter langen Tunnel und mündet östlich von Bützberg in die Bern-Zürich-Strasse.

Auch im Emmental will der Kanton den Raum Burgdorf/Oberburg/Hasle vom Verkehr entlasten. Dort soll ein Zusammenspiel von 19 Massnahmen Abhilfe schaffen. Als Hauptmassnahmen umfasst das Projekt mit dem Namen «Emmentalwärts» Umfahrungen für Oberburg und Hasle sowie zwei neue Bahnunterführungen in Burgdorf.