Kommunale Abstimmung Gegner pochen auf Alternativen zu Berner Bahnhofunterführung

hn, sda

11.2.2021 - 15:32

Ein gegnerisches Komitee kritisiert die Pläne der Stadt für eine Fussgängerunterführung vom Bahnhof zum Hirschengraben. (Archivbild)
Ein gegnerisches Komitee kritisiert die Pläne der Stadt für eine Fussgängerunterführung vom Bahnhof zum Hirschengraben. (Archivbild)
Keystone

Vor der Abstimmung über die neue Fussgängerunterführung zwischen Bahnhof Bern und Hirschengraben, haben die Gegner die Vorlage am Donnerstag heftig kritisiert. Die Passage sei unnötig, teuer und nicht mehr zeitgemäss. Zudem werde der historische Hirschengrabenpark zerstört.

«Rettet den Hirschengraben», nennen sich denn auch die in einem Abstimmungskomitee vereinten Kräfte. Unterstützt wird das Komitee unter anderem von der Berner Sektion des Schweizerischen Ingenieur- und Architektenvereins (SIA), dem Berner Heimatschutz oder der Fondation Franz Weber.

Der Hirschengraben würde durch die Umgestaltung für die Personenunterführung und allenfalls später auch eine unterirdische Velostation sein Gesicht verlieren. Aus einer historischen Parkanlage würde ein kahles Umsteigeperron, befürchten die Gegner.

Sorgfalt und Umsicht

Bern sei wegen der hohen Qualität seines Stadtorganismus zum Unesco Weltkulturerbe erhoben worden, gab der ehemalige kantonale Denkmalpfleger Jürg Schweizer vor den Medien zu bedenken. Das Weltkulturerbe sei selbstverständlich «keine Käseglocke», die Veränderungen fernhalte.

Vielmehr brauche es Veränderungen mit Sorgfalt und Bedacht, führte Schweizer aus. Und genau diese Eigenschaften vermisst er an der Abstimmungsvorlage. Die Stadt wolle den Park kahl schlagen und umpflügen. Das Denkmal Adrian von Bubenbergs würde versetzt und die kleine Brunnentempelanlage müsse weichen, ohne zu wissen, wohin.

Schweizer wünschte sich, dass die Stadt einen ganzheitlicheren Ansatz sucht, der das ganze Gebiet zwischen dem Baldachin und dem Hirschengraben ins Visier nimmt.

Das gegnerische Komitee zweifelte auch die dem Projekt zugrundeliegenden Prognosen zur Entwicklung des öffentlichen Verkehrs an. Diese stammten noch aus einer Wachstumsphase. In den kommenden Jahrzehnten sei aber – und das nicht erst seit der Corona-Pandemie – mit keinen solchen Zuwachsraten mehr zu rechnen, sagte Verkehrsplaner Pierre Pestalozzi.

Alternativen vorhanden

Für das Komitee ist die Fussgängerpassage nicht «alternativlos». Pestalozzi verwies auf die geplante Reduktion des motorisierten Individualverkehrs auf der Bahnhofachse. Diese werde dafür sorgen, der Fussgängerverkehr an den Ampeln flüssig abgewickelt werden könne.

Aus Sicht des Komitees wäre eine einfache Möglichkeit, den Fussgängerstreifen auf 25 Meter zu verbreitern und die Warteräume zu vergrössern.

Damit könnte das durch den Bahnhofausbau generierte Personenaufkommen bewältigt werden, zeigte sich auch Architekt Arpad Boa überzeugt. Überdies wäre es viel billiger, einen breiteren Fussgängerstreifen aufzumalen, statt einen 36 Millionen Franken teuren Tunnel zu bauen, der pro Jahr Betriebskosten von 290'000 Franken generiere, was zwei Vollzeitstellen entspreche, so Boa.

Als Fürsprecher der Bäume am Hirschengraben trat Baumpfleger Fabian Dietrich vor die Medien. Die 25 Rosskastanien am Hirschengraben seien alle in gutem Zustand. Er bezeichnete die Bäume als wichtiges Gestaltungselement. Ausserdem seien sie gut für die Biodiversität.

Den Rosskastanien sagte Dietrich noch eine jahrzehntelange Lebenserwartung voraus. Sie seien weder krank noch bruchgefährdet.

Alt Stadtrat Luzius Theiler (gap) erinnerte an die 1950-er Jahre, als in Bern eine historische Häuserzeile in der Gerechtigkeitsgasse hätte abgerissen werden sollen. Die Bevölkerung wehrte sich dagegen erfolgreich. Der Stadt Bern ebnete dies den Weg zum Weltkulturerbe.

Am 7. März stimmen die Stadtbernerinnen und Stadtberner über flankierende Massnahmen zum Ausbau des Bahnhofs ab. Es geht um einen Kredit von 112 Millionen Franken. Rund die Hälfte soll als Beiträge von Bund und Kanton in die Stadtkasse zurückfliessen.

Das Projekt sieht unter anderem eine neue Fussgänger-Unterführung vom Bahnhofzugang Bubenberg zum Hirschengraben vor. Der Hirschengraben-Park soll neu gestaltet und der Autoverkehr rund um den Bahnhof deutlich reduziert werden. Hintergrund des Grossprojekts ist die laufende Modernisierung und Vergrösserung des Bahnhofs, der aus allen Nähten platzt.

Die Befürworter halten die Fussgängerpassage für notwendig, um das durch den Bahnhofausbau grössere Personenaufkommen zu bewältigen. Ohne die Unterführung würden rund drei Mal mehr Leute an den Ampeln bei längeren Rotphasen waren müssen, so die Haltung der Befürworter.

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