Kaum in Bern angesiedelt, soll der Lastwagen-Bremsenhersteller Wabco bereits den Besitzer wechseln. Der deutsche Automobilzulieferer ZF Friedrichshafen will sich die Übernahme umgerechnet rund 6,9 Mrd. Schweizer Franken kosten lassen. Die beiden Unternehmen sind handelseinig geworden.
Vorbehalten bleibt noch die Zustimmung der Wabco-Aktionäre, wie die Deutsche Presseagentur dpa in einer Mitteilung vom Donnerstag schreibt. Die Übernahme soll 2020 unter Dach und Fach sein.
Die Übernahmepläne sickerten vor rund einem Monat durch. Für Bern ist der Besitzerwechsel bei Wabco deshalb von Bedeutung, weil das Unternehmen eben erst seinen Hauptsitz nach Bern verlegt hat.
Ob der Kanton Bern bei der Ansiedlung von Wabco irgendwelche Verbindlichkeiten oder Garantien für den Verbleib im Kanton Bern erhalten hat, gab der Regierungsrat mit Blick auf das Amts- und Steuergeheimnis nicht bekannt. Er zeigte sich auch nicht sonderlich beunruhigt durch die Übernahmepläne.
Ganz allgemein sei es aber so, dass der Kanton Ansiedlungsverhandlungen immer mit einer Standortgarantie verknüpfe, hiess es von regierungsrätlicher Seite. Würden diese Garantie oder andere vertragliche Abmachungen vor Ablauf des festgelegten Zeitrahmens aufgekündigt, so mache der Kanton einen Rückforderungsanspruch geltend.
SRG-Immobilie im Brennpunkt
Mitte Februar vermeldete die bernische Volkswirtschaftsdirektion die Ansiedlung des internationalen Grosskonzerns Wabco Automation in Bern. In einer ersten Phase sollen bis zu 40 Mitglieder der obersten Konzernleitung nach Bern ziehen. Später wolle Wabco ein Technologiezentrum realisieren. Mittelfristig hofft der Kanton auf 100 bis 200 zusätzliche Arbeitsplätze.
Der amerikanische Konzern schlägt sein neues Hauptquartier im Hochhaus der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft SRG an der Giacomettistrasse auf. Dort übernimmt Wabco die oberste Etage.
Der neue Standort ist von Interesse, weil die Immobilie an der Giacomettistrasse in den vergangenen Monaten eine Rolle spielte im Kampf um den Erhalt des Radiostudios in Bern.
Die SRG plant im Rahmen eines grossen Spar- und Reinvestitionsprojekts den Umzug des Berner Studios nach Zürich und die Konzentration ihrer Berner Standorte auf die Schwarztorstrasse. Davon erhofft sich die SRG Einsparungen von rund fünf Millionen Franken.
Der Umzug des Radiostudios stiess im Kanton Bern und darüber hinaus auf Widerstand. Die Gegner sind der Ansicht, dass der Umzug keine wesentlichen Einsparungen bringen würde. Die SRG sieht sich mit der Mieterin Wabco und allfälligen weiteren Interessenten beim gesteckten Sparziel hingegen auf Kurs.
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