AutismusKanton Bern will Autismus-Betroffene besser unterstützen
SDA
11.11.2019 - 13:55
Die Berner Kantonsregierung ist bereit zu prüfen, mit welchen Massnahmen autistische Personen rascher abgeklärt und besser beraten werden können. Der Regierungsrat empfiehlt dem Parlament die Forderung in der Form eines Postulats anzunehmen.
Mit Autismus-Spektrum-Störungen wird eine ganze Palette von mehr oder minder ausgeprägten Entwicklungsstörungen beschrieben. Die Krankheit hat viele Gesichter und ist daher nicht ganz einfach zu diagnostizieren.
Viele Betroffene hätten daher oft schon eine lange Odyssee mit Abklärungen, Therapien oder Klinikaufenthalten hinter sich, bis sie endlich richtig diagnostiziert und beraten würden, schreiben die Urheber des Vorstosses. Zudem verweisen sie auf die langen Wartezeiten auf eine Abklärung. Für Kinder und Jugendliche beträgt sie derzeit etwa ein Dreiviertel Jahr, für Erwachsene etwa ein Jahr.
Dazu komme, so die Urheber des Vorstosses, dass im Kanton Bern eine Fallführung fehle. Weil kein Versorgungskonzept bestehe, müssten sich die Betroffenen und ihre Familien selbst organisieren und Therapieangebote suchen.
Der Regierungsrat betont in seiner Antwort, dass der Kanton in den vergangenen Jahren verschiedene Massnahmen getroffen habe, um die Situation für Betroffene und Angehörige zu verbessern.
Gerade bei den Wartelisten sieht die Regierung aber Handlungsbedarf. Die abklärenden Stellen müssten nicht nur über ausreichende, sondern auch über gut qualifizierte Personalressourcen verfügen. Ziel müsse es sei, dass mutmasslich Betroffene innert nützlicher Frist von erfahrenen und qualifizierten Fachpersonen untersucht werden könnten.
Für die Beratung und die Koordination der therapeutischen Angebote setzen verschiedene Kantone über ein zentrales Kompetenzzentrum. Dies wurde auch vom Bundesrat in einem Bericht als sinnvoll erachtet.
Allerdings schreibe der Bundesrat keine konkrete Struktur vor, betont die Berner Kantonsregierung. Sie anerkennt jedoch Handlungsbedarf und will prüfen, mit welchen Massnahmen die Situation verbessert werden könnte. Dabei müsse aber die finanzielle Situation des Kantons mitberücksichtigt werden.
Eine weitere Forderung der Vorstösser für eine ausreichende Finanzierung von Weiterbildungsangeboten für Berufsgruppen, die für die Betreuung von Autisten zuständig sind, lehnt der Regierungsrat hingegen ab. Der Kanton stelle bereits seit mehreren Jahren finanzielle Mittel zur Verfügung. Eine aktivere Rolle des Kantons in dieser Frage wäre nicht sachgerecht, argumentiert die Regierung.
Andere Wahrnehmung
Autistinnen und Autisten unterscheiden sich zum Teil stark von einander. Ihnen gemein ist aber eine andere Wahrnehmung ihrer Umwelt. Oft haben sie Schwierigkeiten mit anderen Personen zu kommunizieren und Beziehungen aufzubauen.
Viele haben auch Mühe, sich auf Neues einzustellen und und lieben die Routine. Manche Betroffene entwickeln eine ausgeprägte Liebe für Details oder ein bestimmtes, oft technisches, Fachgebiet. Die Ursachen von Autismus-Spektrum-Störungen sind bis heute nicht vollständig geklärt. Die Wissenschaft geht davon aus, dass mehrere Faktoren eine Rolle spielen, etwa genetische Einflüsse oder biologische Abläufe vor, während und nach der Geburt.
Sind die Symptome stark ausgeprägt, sind die Betroffenen oft lebenslang auf Betreuung angewiesen. Schwächer ausgeprägte Formen fallen hingegen wenig auf und werden daher meist erst spät oder gar nicht erkannt.
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