Firma ORS erhält Riesenmandat Kanton Bern wirbelt Asylbetreuung durcheinander

SDA

26.4.2019 - 15:46

Die Firma ORS setzte mit der Betreuung von Flüchtlingen im Jahr 2015 rund 85 Millionen Franken um. Bild aufgenommen im Bundesasylzentrum Feldreben in Muttenz.
Die Firma ORS setzte mit der Betreuung von Flüchtlingen im Jahr 2015 rund 85 Millionen Franken um. Bild aufgenommen im Bundesasylzentrum Feldreben in Muttenz.
Keystone

Das Sozialamt des Kantons Bern hat am Freitag bekanntgegeben, welche Organisationen ab Juli 2020 im Kanton Bern Flüchtlinge betreuen dürfen. Es geht um einen Auftrag von rund 50 Millionen Franken. Heilsarmee und Caritas wurden nicht berücksichtigt; die Firma ORS erhält ein Riesenmandat.

Die Firma ORS Service AG erhält den Betreuungsauftrag für die Region Emmental-Oberaargau, der Verein Asyl Berner Oberland fürs Berner Oberland, das Rote Kreuz erhält den Betreuungsauftrag in den Regionen Bern-Mittelland und Berner Jura-Seeland. In der Stadt Bern und der Umgebung wird die Heilsarmee Subakkordantin der Stadt Bern.

Sogenannter «Regionaler Partner» für den Kanton Bern wird in dieser Region die Stadt Bern. Sie wird sich auf ihrem Gebiet und in weiteren Agglomerationsgemeinden um Asylsozialhilfe, Fallführung, die individuelle Unterbringung von Asylsuchenden und die Förderung der Arbeitsintegration kümmern.

Berns Bildungs- und Sozialdirektorin Franziska Teuscher freut sich laut Mitteilung über den Zuschlag. Damit könne die Stadt Bern ihre bisherige Arbeit in diesem Bereich fortführen und ausbauen.

Stellenabbau bei Heilsarmee

Daniel Röthlisberger von der Heilsarmee sagte nach der Bekanntgabe des Zuschlagsentscheids auf Anfrage, für die Heilsarmee-Flüchtlingshilfe bedeute dieser Beschluss einen Abbau von mindestens 150 Stellen. Die Heilsarmee prüfe, ob sie den Entscheid anfechten wolle.

Die Heilsarmee hatte für alle fünf Berner Asylregionen Offerten eingereicht. Sie betreut heute schon in mehreren Regionen des Kantons Bern Flüchtlinge.

Der Verein Asyl Biel & Region beschäftigt nach Angaben von Geschäftsführer Philipp Rentsch rund 100 Angestellte. Rentsch sagte auf Anfrage, er könne die Folgen für seine Organisation noch nicht abschätzen. 

21 Angebote gingen beim Kanton Bern ein, pro Asylregion mindestens vier. Das kantonale Sozialamt erteilte den Zuschlag laut seiner Mitteilung für jede Region jenem Anbieter, der hinsichtlich Preis und Qualität das beste Angebot eingereichte.

Für die Firma ORS Service AG bedeutet der Zuschlag für die Asylregion Emmental-Oberaargau die Rückkehr in den Kanton Bern nach längerer Abwesenheit.

Auslöser: Neue Bundes-Asylpolitik

Die Reorganisation der Flüchtlingsbetreuung sieht der Kanton Bern als Reaktion auf die beschleunigten Asylverfahren auf Bundesebene vor. Zudem forderte das Kantonsparlament Änderungen.

Mit der Neustrukturierung des bernischen Asylwesens wechselt die Zuständigkeit für den Asylsozialbereich von der Polizei- und Militärdirektion (POM) zur Gesundheits- und Fürsorgedirektion (GEF). Die POM wird künftig nur noch für den Vollzug von Wegweisungen verantwortlich sein, die GEF wird für alle Belange der Asyl- und Flüchtlingssozialhilfe zuständig.

Von der Neustrukturierung des Asylwesens erhofft sich die Berner Regierung auch einen Spareffekt. Die zwei Gesetzesänderungen, welche für die Neustrukturierung die Grundlage bilden, berät der bernische Grosse Rat im Sommer.

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