Parlament Kohli ist "höchster Berner" - Stadtrat lässt Erich Hess abblitzen

SDA

17.1.2019 - 18:12

Der 27-jährige BDP-Politiker Philip Kohli ist der jüngste Berner Stadtratspräsident der Geschichte. Das Parlament wählte ihn am Donnerstag einstimmig ins Amt.

Unbestritten war auch die Wahl von Barbara Nyffeler (SP) zur ersten Vizepräsidentin. Zu reden gab hingegen das zweite Vizepräsidium: Die SVP-Fraktion hatte Erich Hess vorgeschlagen, doch davon wollte die Ratsmehrheit nichts wissen.

In geheimer Wahl gaben sie Hess' Parteikollege Kurt Rüegsegger den Vorzug. Rüegsegger bekam 51 Stimmen, Hess bloss 21. Rüegsegger nahm die Wahl an.

Wer wie gestimmt hatte, blieb zunächst unklar. Nur die Freie Fraktion hatte sich offen gegen Hess ausgesprochen, der aufgrund rassistischer und sexistischer Äusserungen als "höchster Berner" nicht in Frage komme.

Die Mitte-Fraktionen GLP und BDP/CVP wollten Hess zumindest eine Chance als zweiter Vize geben. Die FDP hatte Stimmfreigabe beschlossen. Die Fraktion SP/JUSO, GFL/EVP und GB/JA äusserten sich vor der geheimen Wahl nicht und landeten dann einen eigentlichen Überraschungscoup.

Tadel vom Fraktionschef

SVP-Fraktionschef Alexander Feuz hatte vergeblich für den offiziellen Kandidaten geworben. "Erich Hess weiss, dass er als Präsident einen anderen Hut trägt denn als Parlamentarier", sagte Feuz. Er sei initiativ und einsatzfreudig - "und wir kennen ihn alle: Harte Schale, weicher Kern."

Nach der Wahl übte Feuz harte Kritik an Rüegsegger. Dass dieser die Wahl angenommen habe, sei "nicht loyal". Er werde aber nicht "das Foltereisen hervornehmen", sagte Feuz im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Es sei an den Wählerinnen und Wählern, 2020 das Urteil zu sprechen.

Kohli "mit Herzblut"

Geräuschlos über die Bühne gegangen war die Wahl des 27-jährigen Juristen Philip Kohli zum "höchsten Berner". Seine Mutter Vania Kohli hatte das Amt 2011 ausgeübt und gehört mittlerweile dem Grossen Rat an.

Kohli versprach, er werde das Amt mit "Engagement und Herzblut" ausüben. Die Parlamentsmitglieder könnten von ihm jederzeit ein offenes Ohr für ihre Anliegen erwarten. Umgekehrt erwarte er von ihnen, dass sie stets den Anstand wahrten und immer zum Thema sprächen - was in der Vergangenheit nicht immer der Fall gewesen sei.

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