Der Kanton Bern zeichnet acht Schriftstellerinnen und Schriftsteller mit dem Literaturpreis 2019 aus. Unter den Geehrten findet sich auch der Berner Oberländer Mirko Beetschen, der sich an ein ganz spezielles Genre heranwagte: den Schauerroman.
In Beetschens Roman «Bel Veder» treffen sich Verwandte in einem leerstehenden Hotel auf der Finsteralp, um das Erbe des verstorbenen Grossvaters anzutreten. Und dort ereignen sich aussergewöhnliche Dinge.
Der Schauerroman hat seine Wurzeln im England des 18. Jahrhunderts und weist typische Ingredienzien auf. Schauplätze sind meist alte Gemäuer wie Schlösser oder Ruinen. Protagonisten sind häufig eine bedrohte Jungfrau und ein Bösewicht. Diese typischen Zutaten hat Beetschen in die moderne Welt übersetzt und zu einem «bildstarken und packenden» Schauerroman verwoben, wie die bernische Erziehungsdirektion am Dienstag mitteilte.
Don Quichote neu interpretiert
Mit einem Literaturpreis ausgezeichnet wird auch das Duo Ariane von Graffenried und Martin Bieri für sein in Bern uraufgeführtes Stück «Donkey der Schotte und das Pferd, das sich Rosi nannte». Die beiden verarbeiten Cervantes alten Don-Quichote-Stoff neu und erzählen ihn aus der Perspektive von Quichotes Pferd und Esel.
Geehrt wird auch der Schriftsteller Franz Dodel für sein Endlos-Haiku. Der sechste Band «Nicht bei Trost. Capricci» verbindet das Sinnliche mit dem Sinnstiftenden, heisst es in der Mitteilung weiter.
Eine Generation zwischen totaler Digitalisierung und Sehnsucht nach der grossen Liebe: in seinem Roman «Erwachen im 21. Jahrhundert», leuchtet Jürg Halter «wunderbar und kontrastreich» das Lebensgefühl seines Protagonisten aus.
Rolf Hermanns Erzählband «Flüchtiges Zuhause» versammelt gleichermassen eindringliche wie poetische Erzählungen. Die Kindheits- und Jugenderinnerungen überzeugten die Literaturkommission durch ihre Bildhaftigkeit und ihren zauberhaft feinen Ton.
Eine weiterer Preisträgerin ist Li Mollet. In ihren dichten Miniaturen spürt sie den grenzenlosen Möglichkeiten, aber auch den Beschränkungen menschlicher Existenz nach.
Paul Wittwer geht in «Bestzeller» der Sehnsucht der Menschen nach ewiger Jugend nach. Die Medizin und ihre Möglichkeiten bilden den Hintergrund dieses «humorvollen, hintergründigen und atemberaubenden Kriminalromans».
Der Literaturpreis des Kantons Bern ist mit je 9000 Franken dotiert. Die Preisverleihung findet am 26. Juni statt.
Stipendiaten ausgewählt
Geehrt werden an dem Anlass auch die Empfängerinnen und Empfänger der Berner Schreibstipendien. Je ein Stipendium in der Höhe von 10'000 Franken erhalten Gornaya, Sarah King, Lorenz Pauli und Henriette Vasarhelyi.
Die Preisträgerinnen und Preisträger sind im Rahmen der «Literatour 2019» an verschiedenen Orten im Kanton Bern zu hören.
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