Kunst Mäzen verspricht erneut Millionen-Spende für Kunstmuseum Bern

SDA

2.11.2017 - 12:05

Bern

Die schier unendliche Geschichte um die Ausbaupläne des Kunstmuseums Bern hat am Freitag eine neue, überraschende Wende genommen: Der schwerreiche Berner Kunstmäzen Hansjörg Wyss ist weiterhin bereit, dem Kunstmuseum dafür 20 Mio. Franken zu spenden.

Der in den USA lebende Wyss verknüpft sein Versprechen allerdings mit der Forderung, dass das Kunstmuseum Bern ein Projekt von 2006 wieder aus der Schublade kramt. Es ist das Projekt mit dem Namen "an_gebaut", mit dem ein Basler Architekturbüro damals einen Architekturwettbewerb gewann.

Das berichtete die "Berner Zeitung" am Freitag gestützt auf ein Mail von Hansjörg Wyss, das auch der Nachrichtenagentur sda vorliegt.

Das Kunstmuseum Bern will nun "so schnell wie möglich mit Herrn Wyss das Gespräch suchen", wie die Direktorin des Kunstmuseums Bern-Zentrum Paul Klee, Nina Zimmer, auf Anfrage sagt. Sie habe den Artikel mit grosser Freude gelesen und sehe im Engagement von Hansjörg Wyss "eine Riesenchance für Bern".

Bis Freitag habe sie vom Angebot von Wyss nichts gewusst, sagt Zimmer auch.

Auch der kantonale Erziehungs- und Kulturdirektor Bernhard Pulver freut sich über diese Nachricht, wie er auf Anfrage sagte. Das Angebot komme zum richtigen Zeitpunkt. Auch er habe nichts gewusst von diesem neuen Angebot von Wyss, so Pulver.

Ob ein Anbau gemäss der vom Mäzen geforderten Bedingung noch realisierbar sei, könne er jetzt nicht beurteilen. Darüber müsse man sicher reden.

Schon vor zehn Jahren versprochen

Schon 2006/2007 wollte Wyss für die Erweiterung des Kunstmuseums für Werke der Gegenwartskunst 20 Mio. Franken locker machen. Als die Museumsleitung wegen Einwänden der Denkmalpflege "an_gebaut" aber zurückzog, ärgerte dies Wyss sehr.

Später zeigte er sich aber bereit, dennoch auch das zweitrangierte Projekt "Scala" der Tessiner Architekten zu unterstützen, auf das die Verantwortlichen danach setzten.

Bekanntlich wurde aber dieses Projekt nie realisiert. Die Museumsleitung bemerkte 2009, dass das Projekt mehr als angenommen, nämlich 25 Mio. Franken kosten würde. Seither ist auch ein Projekt gescheitert, das Museum innen auszubauen und es zu modernisieren.

Ende September gab der Stiftungsrat der neuen Dachstiftung Kunstmuseum Bern - Zentrum Paul Klee bekannt, nur dringende Sanierungsarbeiten würden vorgenommen. Das Modernisierungsprojekt wurde auf 40 Mio. Franken veranschlagt.

Wyss hat in den USA diese Entwicklungen mitbekommen und schreibt in seinem Mail an die "Berner Zeitung" von einem "Scherbenhaufen".

Besser hätte das Kunstmuseum Bern schon 2006 auf das Projekt "an_gebaut" gesetzt. Auf diese Weise hätte Bern ein "wegweisendes, tolles Museum, eine Kombination eines Altbaus und eines modernen Anbaus erhalten", so Wyss. Solche Kombinationen seien anderswo gang und gäbe.

Dank Synthes-Verkauf Milliardär

Hansjörg Wyss ist in Bern aufgewachsen und absolvierte einen Teil seiner Schulzeit im ehemaligen Progymnasium am Waisenhausplatz. Er griff auch schon in seine Privatschatulle, als dieses Gebäude zum heutigen Kulturzentrum "Progr" umgewandelt wurde.

Vermögend wurde er als Chef und Präsident des von ihm gegründeten Medizinaltechnikkonzerns Synthes. Zum Milliardär wurde Wyss, als er 2011 Synthes an den US-amerikanischen Konzern Johnson & Johnson verkaufte.

Wyss hat zahlreiche weitere Projekte in der Schweiz und der ganzen Welt finanziell unterstützt. So entstand kürzlich an Uni und ETH Zürich dank einer 120-Millionen-Dollar-Spende von Wyss das "Wyss Translational Center". Es soll den Übergang von medizinischer Grundlagenforschung zu praktischen Anwendungen fördern.

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