Nach dem Wintersturm "Burglind" sorgen die starken Regenfälle im Kanton Bern für weiteres Ungemach. Verschiedene Kantonsstrassen im Berner Oberland mussten nach Erdrutschen gesperrt werden. Zudem droht zunehmend Hochwassergefahr.
Nach Murgängen und Hangrutschen nicht mehr passierbar waren am Donnerstag die Strassen in die Lütschinentäler, nach Adelboden, ins obere Simmental und nach Saanenmöser. Verletzt wurde bei den Erdrutschen niemand, wie der Kanton Bern mitteilte.
Auch die Hochwassergefahr nimmt mit andauerndem Regen zu. "Durch den starken Regen in Kombination mit einer hohen Schneeschmelze wegen des milden Wetters kommt es zu einer sehr grossen Wassermenge", sagte Bernhard Wehren vom Amt für Wasser und Abfall des Kantons Bern auf Anfrage der Nachrichtenagentur sda.
Das grösste Problem sei, dass flächendeckend über den ganzen Kanton Bern mit viel Wasser zu rechnen sei. "Wir gehen aber davon aus, dass der Wasserstand unterhalb der kritischen Grenze liegen wird und es zu keinen grösseren Überschwemmungen an den Seen kommt", so Wehren.
Wehren und sein Team sind laufend daran, den Wasserstand zu überwachen, um das Wasser rechtzeitig und dosiert abzuführen. Mit einer Entspannung der Lage rechnet der Gewässerexperte frühestens am Wochenende.
Fehlender Wolf wieder aufgetaucht
Der starke Regen gestaltete auch die Aufräumarbeiten der vom Wintersturm "Burglind" entstandenen Schäden schwierig. So wurden etwa die Reparaturen an den beschädigten Tiergehege im Berner Tierpark Dählhölzli erschwert. Für Schlagzeilen sorgte zudem, dass im Wolfsgehege zwischenzeitlich nur fünf von sechs Wölfen gezählt worden waren.
Der Tierparkdirektor gibt jedoch am frühen Donnerstagabend Entwarnung: "Alle Wölfe sind mit Sicherheit da", sagte Bernd Schildger gegenüber der sda. Das Tierpark-Team hatte die Suche am Mittwoch abgebrochen, weil die Wölfe "extrem nervös" geworden seien, folglich also gar nicht das ganze Gehege abgesucht.
Bei der ersten Zählung habe dieser Wolf wohl einfach ein besseres Versteck als die anderen gehabt, so Schildger. Aus Sicherheitsgründen wurde das Dählhölzli-Areal für Besucher vorübergehend geschlossen. Die Schadenskosten beziffert Schildger im sechsstelligen Bereich.
Noch 2500 BKW-Kunden ohne Strom
Auch die Aufräumarbeiten nach der Zugsentgleisung zwischen Zweisimmen und Lenk gestalten sich wegen dem schlechten Wetter als äusserst schwierig, wie Gabriel Rosetti, Leiter Personenverkehr bei der Montreux-Oberland-Bahn (MOB) sagte. Auf der unterbrochenen Linie verkehren derzeit Ersatzbusse.
Eine starke Windböe hatte den Triebwagen der MOB am Mittwoch aus den Geleisen gehoben. Acht Passagiere wurden dabei verletzt. Sechs der verunfallten Personen konnten das Spital unterdessen wieder verlassen.
Auch die MOB-Strecke Château d'Oex VD - Zweisimmen bleibt bis mindestens kommenden Dienstag gesperrt. Grund sind mehrere Erdrutsche wegen dem vielen Regen und Schnee, sagte Rosetti. Reisende müssen auf Ersatzbusse umsteigen und mit grossen Verspätungen rechnen.
Wegen beschädigter Stromleitungen waren am Donnerstagabend noch rund 2500 Kunden ohne Strom, wie die BKW am Abend mitteilte. Rund 100 Netzspezialisten seien nach wie vor im Einsatz, teilweise unter schwierigen Wetterbedingungen. Betroffen sind vor allem die Regionen Emmental, Schwarzenburgerland und Jura.
Sachschäden bis zu 10 Mio. Franken
"Burglind" hat im Kanton Bern Schäden in der Höhe von mehreren Millionen Franken verursacht. Die bernische Gebäudeversicherung rechnet mit bis zu 5000 Schadensfällen und Kosten zwischen sechs und zehn Millionen Franken.
Diese Schätzung basiere auf Erfahrungswerten, sagte Julia Zosso von der kantonalen Gebäudeversicherung GVB gegenüber Radio SRF.
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