Baustellen "Nashorn-Jagd" im Untergrund des Berner Bahnhofs

SDA

9.10.2017 - 11:38

Bern

Tief unter dem Bahnhof Bern liegen womöglich die Überreste eines Nashorns. Bauarbeiter könnten in den nächsten Jahren darauf stossen, wenn sie an der Erweiterung des Hauptbahnhofs arbeiten.

Die Paläontologen des Naturhistorischen Museums Bern (NMB) werden den Bauschutt in den nächsten Jahren regelmässig unter die Lupe nehmen. Auf der Suche nach spektakulären Funden arbeiten sie eng mit dem Regionalverkehr Bern-Solothurn (RBS) zusammen, wie Vertreter von NMB und RBS am Montag vor den Medien ausführten.

Die Bauarbeiten für das Mega-Projekt "Zukunft Bahnhof Bern" begannen diesen Sommer. Ein Kernstück ist der neue RBS-Bahnhof, der bis 2025 unterhalb des heutigen SBB-Bahnhofs gebaut wird.

Die Baustellen liegen im Untergrund in gut 20 Millionen Jahren alten Gesteinen. Flussläufe brachten zu jener Zeit Riesenmengen von Schutt aus den Alpen ins heutige Mittelland. Daraus entstanden Sand- und Tonsteine, die Obere Süsswassermolasse, wie die Paläontologin Ursula Menkveld-Gfeller erklärte.

Als Sträflinge im Jahr 1850 mit Pickeln am Bau der Tiefenaustrasse arbeiteten, kamen in diesen Ablagerungen erste Fossilien zum Vorschein. Auch auf der Baustelle des Neufeldtunnels vor zehn Jahren wurden Versteinerungen gefunden und geborgen. Der bislang spektakulärste Fund war der Schädel eines frühzeitlichen Nashorns.

Wie Menkveld-Gfeller ausführte, offenbaren die Funde, dass in Bern vor mehr als 20 Millionen Jahren neben Nashörnern auch Hirsche, Marder, Schweine, Schildkröten, Schnecken und andere Tiere lebten. Pflanzenfunde zeigen überdies, dass ein subtropisches Klima herrschte.

Gespannt blicken die Paläontologen nun auf die Baustellen beim und unter dem Bahnhof Bern. Nach Angaben des Naturhistorischen Museums sind sie guter Dinge, dass auch hier neue, aufregende Funde zum Vorschein kommen. "Vielleicht ein vollständig erhaltenes Skelett eines Nashorns?"

Der Original-Nashornschädel ist zurzeit übrigens im Kirchenfeld zu sehen: Das Museum präsentiert ihn bis Ende März im Rahmen einer kleinen Sonderschau.

Zurück zur Startseite