1. Mai Nationalratspräsidentin bringt Dankbarkeit aus der Ukraine zurück

hn, sda

1.5.2022 - 19:34

Mehrere tausend Personen haben an verschiedenen Orten im Kanton Bern den Tag der Arbeit gefeiert, mit Kundgebungen und Reden. Auf dem Thuner Rathausplatz war Nationalratspräsidentin Irène Kälin zu Gast und berichtete über ihre kürzliche Reise in die Ukraine.

Keystone-SDA, hn, sda

Sie sei vom ukrainischen Parlamentspräsidenten eingeladen worden und habe die Einladung angenommen. Die Reise als Zeichen der Solidarität und Menschlichkeit sei das mindeste, was man in einem solchen Moment tun könne, sagte Kälin.

Die Ukraine habe sich als souveränes Land die Freiheit genommen, den Weg der Demokratie und der europäischen Wertegemeinschaft zu gehen und müsse sich nun gegen den russischen Aggressor verteidigen. «Dieser Angriff richtet sich gegen uns alle», betonte Kälin.

Es sei beeindruckend, mit welcher Entschlossenheit, Mut und Widerstandswillen sich die Ukrainerinnen und Ukrainer wehrten. Ihre Delegation habe die zerstörerische Kraft des Krieges gesehen, aber auch viel Mut, Zuversicht und Tapferkeit erlebt, sagte Kälin weiter.

Die Schweiz trage die Sanktionen gegen Russland mit, leiste humanitäre Hilfe vor Ort und hierzulande. «In der Ukraine sind sie dankbar dafür», führte Kälin aus. Diese Dankbarkeit habe sie mit auf den Rückweg genommen und trage sie nun weiter ins Land hinaus

Vorne die Tradition, hinten die Jungen

In Thun waren es rund 200 Personen, darunter nicht viele Junge, die Kälins Worten lauschten. Auch in Bern formierten sich am späten Nachmittag in der Altstadt vorwiegend nicht mehr ganz junge Menschen hinter den Bannern und Fahnen der Gewerkschaften für den 1. Mai-Umzug.

Mit etwas Abstand folgte dann der linksautonome «schwarze Block» und skandierte antifaschistische und antikapitalistische Parolen. Dahinter folgten viele junge Menschen, die sich für verschiedene Anliegen stark machten, etwa für die Rechte von Sanspapiers. Auch Organisationen von Migrantinnen und Migranten, vorwiegend von Kurden, liefen im Umzug mit. Alles in allem waren in Bern rund 2000 Leute unterwegs, wie eine Reporterin der Nachrichtenagentur Keystone-SDA schätzte.

Vor dem Bundesplatz trennte sich der Schwarze Block von der Kundgebung und zog weiter Richtung Bahnhofplatz und Reitschule. Die übrigen Kundgebungsteilnehmenden begaben sich auf den Bundesplatz, wo unter anderem der Rede des Präsident des Schweizerischen Gewerktschaftsbundes, Pierre-Yves Maillard, lauschten.

Bundesräte im Kanton Bern unterwegs

Auch bundesrätlichen Besuch erhielt der Kanton Bern. Bereits am Samstag besuchte Verkehrsministerin Simonetta Sommaruga Rangierpersonal in Bern.

Für das Rangierpersonal der SBB entschied sie sich, da ohne dieses «die Schweiz buchstäblich stillstehen würde» und seine Schwerarbeit häufig vergessen gehe, schrieb das Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation in einer Mitteilung.

Berste fordert mehr Engagement auf internationaler Ebene

Am Sonntagabend wurde in Münchenbuchsee Bundesrat Alain Berset erwartet. Gemäss seinem Departement will sich der Magistrat zur Frage äussern, wie die unter Druck stehende Demokratie gestärkt werden kann. Es gelte, den gesellschaftlichen und regionalen Zusammenhalt nicht nur wortreich zu beschwören, sondern als ständige Aufgabe zu begreifen, mahnte Berset. «Wir dürfen nicht zulassen, dass Menschen abgehängt werden», sagte der Magistrat laut Redeauszug.

Alle verantwortungsvollen Kräfte müssten die wichtigsten Themen nun gemeinsam angehen, ernsthaft und energisch.

An einer möglichst stabilen internationalen Ordnung müsse gerade der Schweiz besonders viel liegen. Niemand hierzulande könne ernsthaft wollen, dass die mächtigen Staaten die internationalen Regeln einfach aushebeln. «Denn wir und andere kleinere Staaten wären eindeutig die Leidtragenden einer solchen Entwicklung. Was es künftig braucht, ist deshalb ein noch grösseres Engagement auf internationaler Ebene: In der Uno, in der OSZE und gemeinsam mit der EU», forderte Berset.