Bern Psychiatriezentrum Münsingen mit Aufsichtsbeschwerde konfrontiert

hn, sda

11.2.2022 - 18:16

Das Psychiatriezentrum Münsingen sieht sich mit einer aufsichtsrechtlichen Beschwerde konfrontiert, weil es Mitglieder einer sektenähnlichen Gemeinschaft beschäftigte. (Archivbild)
Das Psychiatriezentrum Münsingen sieht sich mit einer aufsichtsrechtlichen Beschwerde konfrontiert, weil es Mitglieder einer sektenähnlichen Gemeinschaft beschäftigte. (Archivbild)
Keystone

Das Psychiatriezentrum Münsingen soll zwei Psychiaterinnen aus einer umstrittenen Therapie- und Lebensgemeinschaft beschäftigt haben. Beim Kanton ist deshalb ein Beschwerde hängig. Im Zentrum steht die Kirschblütengemeinschaft im solothurnischen Lüsslingen.

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Es handle sich um eine am Donnerstag eingereichte aufsichtsrechtliche Beschwerde, bestätigte Gundekar Giebel, Sprecher der bernischen Gesundheitsdirektion, einen Artikel des «Beobachter».

Wie der Beobachter schreibt, arbeiteten ab 2017 zwei Vertreterinnen der Solothurner Kirschblütengemeinschaft als Psychiaterinnen im Psychiatriezentrum Münsingen. Zudem soll auch die Tochter des Gründers der Kirschblütengemeinschaft 2020 als Psychologin in Münsingen eingestellt worden sein. Alle drei seien dort inzwischen nicht mehr tätig.

Im «Beobachter»-Artikel wird das Psychiatriezentrum mit der Aussage zitiert: «Wir distanzieren uns ausdrücklich von den wissenschaftlich nicht evidenzbasierten Therapieansätzen dieser Gemeinschaft und lehnen diese klar ab». Man praktiziere aber eine diskriminierungsreie Anstellungspraxis. Es gebe klare Verhaltensregeln, deren Einhaltung kontrolliert würden. Beschwerden von Patienten oder Kolleginnen habe es keine gegeben.

«Sektenhafte Gruppierung»

Gegründet wurde die Kirschblütengemeinschaft im Kanton Solothurn von dem 2017 verstorbenen Arzt und Psychiater Samuel Widmer. Seine Ansätze sind umstritten. Beim Verein Infosecta gilt die Kirschblütengemeinschaft als «sektenhafte Gruppierung», wie auf der entsprechenden Onlineseite zu lesen ist.

Die Gemeinschaft verstehe sich als «avantgardistisches Experimentierfeld für Beziehungen» und beschäftige sich mit Lebensfragen wie Liebe, befreite Sexualität, Glücksfähigkeit und Erleuchtung.

Grundlagen von Widmers Therapien sind unter anderem Tantra und die Psycholyse, bei der unter anderem auch illegale Drogen wie LSD zum Einsatz kommen. In der Schweiz hatte Widmer bis 1993 eine Sondergenehmigung für diese Therapie. Seither sind nur noch Substanzen erlaubt, die nicht zu den Psychedelika gehören.

Widmer provozierte verschiedentlich mit Aussagen zur sexuellen Anziehung und zum Thema Inzest. Umstritten war er auch, weil er Sex zwischen Therapeut und Patient nicht ausschloss.

Sein Bekenntnis zur «Polyamorie» und die Tantra-Kurse erregte in der Öffentlichkeit Anstoss. Medien berichteten über ihn teils als «Sex-Guru».