Kantonale Wahlen Sigriswiler Grossrätin Amstutz tritt auf eigener Liste zu Wahlen an

sr, sda

9.1.2022 - 18:12

Madeleine Amstutz - noch im Jahr 2020 Chefin der SVP-Fraktion im bernischen Grossen Rat und nun Grossratskandidatin auf einer eigenen Liste. (Archivbild)
Madeleine Amstutz - noch im Jahr 2020 Chefin der SVP-Fraktion im bernischen Grossen Rat und nun Grossratskandidatin auf einer eigenen Liste. (Archivbild)
Keystone

Die Sigriswiler SVP-Grossrätin Madeleine Amstutz tritt trotz ihrer Nicht-Nomination durch die eigene Partei zu den Grossratswahlen an. Sie tut dies auf einer «Bürgerlichen Stadt- und Landliste BSL» und riskiert damit den Ausschluss aus der SVP.

Keystone-SDA, sr, sda

Wie das Sekretariat dieser neuen Liste am Sonntag bekanntgab, kandidieren fünfzehn Personen für die BSL im Wahlkreis Thun für die Grossratswahlen vom 27. März. Amstutz – bis im November 2020 Fraktionschefin der SVP im bernischen Grossen Rat – wird im Communiqué als Spitzenkandidatin bezeichnet.

In der Mitteilung heisst es weiter, die BSL-Liste richte sich gegen «diktatorische Machenschaften» der SVP Sigriswil und des SVP-Wahlkreisverbands Thun. Es dürfe nicht sein, dass bei der SVP aus Eigeninteressen verschiedener Parteiexponenten eine erfolgreiche Politikerin verhindert werde.

Amstutz machte bei den letzten Grossratswahlen von 2018 das beste Resultat aller Kandidatinnen und Kandidaten der Liste SVP Thun Land. 2016 war sie Fraktionschefin der SVP im Kantonsparlament geworden. Am (morgigen) Montag läuft im Kanton Bern die Frist zur Einreichung von Wahllisten ab.

Berner SVP trifft sich am Montag

Bereits am Montagabend dürfte die Personalie Amstutz an einer Delegiertenversammlung der SVP Kanton Bern zum Thema werden: Die Partei trifft sich in Thun. Die bernische SVP drohte Amstutz schon Ende des vergangenen Jahres mit Parteiausschluss. Dies, nachdem bekannt geworden war, dass Amstutz doch eine Grossratskandidatur erwog.

Zuvor, im Juni 2020, hatte die SVP Kanton Bern die SVP Sigriswil aufgefordert, Amstutz aus der Partei auszuschliessen. Diese habe durch die Gründung einer Splitterpartei der SVP geschädigt. Die SVP Sigriswil lehnte aber den Antrag der Kantonalpartei knapp ab. Amstutz blieb damit in der SVP.

Lokale Splitterpartei gegründet

Die Karriere der Berner Grossrätin war im Jahr 2020 ins Stocken geraten. Dies, nachdem Amstutz vorgeworfen wurde, als Gemeindepräsidentin von Sigriswil habe sie zu viele Spesen bezogen und den Dienstweg nicht immer eingehalten.

Der Thuner Regierungsstatthalter hiess Ende des 2020 eine Beschwerde von Amstutz gegen einen Beschluss des Sigriswiler Gemeinderats gut, der Spesen zurückfordern wollte.

Nach diesen Querelen trat Amstutz im Namen einer neuen Partei namens «SVP Sigriswil 2020» zu den lokalen Gemeindewahlen an und holte auch einen Sitz. Als Gemeindepräsidentin war sie nicht Mitglied des Gemeinderats, sondern leitete die Gemeindeversammlung. Von der lokalen SVP war sie für die Gemeinderatswahlen nicht nominiert worden.

Die «SVP Sigriswil 2020» (später «Neue Sigriswiler Volkspartei") gibt es seit Mai 2021 nicht mehr. Amstutz sagte am Sonntagabend auf Anfrage, zu den BSL-Kandidatinnen und Kandidaten gehöre – abgesehen von ihr – niemand aus dieser Partei. Es handle sich um Personen aus dem ganzen Wahlkreis Thun.