Fremdkapital Stadt Bern geht nach Geldbeschaffung bei der FIFA über die Bücher

hn, sda

13.1.2023 - 15:43

Der Stadtberner Finanzdirektor Michael Aebersold muss Kritik einstecken, weil die Gemeinde beim Fussballverband FIFA Fremdmittel beschafft hat. (Archivbild)
Der Stadtberner Finanzdirektor Michael Aebersold muss Kritik einstecken, weil die Gemeinde beim Fussballverband FIFA Fremdmittel beschafft hat. (Archivbild)
Keystone

Die Stadt Bern hat mehrmals kurzfristig Geld beim internationalen Fussballverband FIFA aufgenommen. Über einen Zeitraum von sechs Jahren waren es 21 kurzfristige Finanzierungen in der Höhe von rund einer Milliarde Franken. Nun prüft sie eine Praxisänderung.

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Zu den 21 Transaktionen in der Höhe von rund einer Milliarde Franken kommen noch 14 kurzfristige Fremdfinanzierungen für die stadteigenen Anstalten und Sonderrechnungen im Umfang von 0,8 Milliarden Franken, wie die Stadtberner Finanzdirektion am Freitag mitteilte. Die Berner Tamedia-Zeitungen hatten am Freitag aufgrund einer Kleinen Anfrage im Stadtparlament über die Fremdmittelbeschaffung beim ethisch nicht unumstrittenen Fussballverband berichtet.

Bei den meisten kurzfristigen Fremdfinanzierungen der FIFA handelte es sich nach Angaben der Stadt um Refinanzierungen. Da sämtliche Finanzierungen zu Negativzinsen erfolgten, flossen der Stadt insgesamt rund 3,1 Millionen Franken zu.

Praxisänderung wird geprüft

Die Stadt hat für die Fremdmittelbeschaffung eine interne Richtlinie und ein standardisierter Vergabeprozess, wie aus der Mitteilung weiter hervorgeht. Verlangt wird, dass die Finanzierungspartner ihren Sitz in der Schweiz haben. «Daneben zählt nur der offerierte Gesamtpreis», schreibt die Finanzdirektion.

Bisher sei auf die Anwendung weiterer Kriterien, etwa ethischer Natur, verzichtet worden. Nun prüft die Stadt eine Praxisänderung, wie sie am Freitag mitteilte.

Doch die Handhabung in der Praxis dürfte nicht ganz einfach werden. Selbst mit einem eigenen Kriterienkatalog könne zurzeit nicht sichergestellt werden, dass über einen Finanzintermediär keine unerwünschten Gelder bei der Stadt platziert würden, hält die Finanzdirektion fest.

Geld parkieren war attraktiv

Die Stadt Bern benötigt kurzfristige Fremdmittel für die Dauer von bis zu sechs Monaten, um jederzeit liquid zu sein. Einzelne Anleihen sichert sie mit dreimonatigen sogenannten Zinsswaps ab. Dies sind Derivate, um die Kosten der fixen Anleihen durch variable Zinssätze zu reduzieren

Fremdmittelbeschaffungen tätigt die Stadt mittels direkter Angebote von Kapitalgebenden, über Broker oder über etablierte Finanzierungsplattformen.

Aufgrund der längeren Negativzinsphase war es für Banken, Versicherungen oder Pensionskassen lukrativ, bei der Stadt kurzfristig Millionenbeträge zu Negativzinsen zu platzieren. Ab dem Jahr 2017 hat auch die FIFA von dieser Möglichkeit Gebrauch gemacht.