Weil es in Thun kein Hallenbad gibt, hat die Stadt geprüft, ob sie sich allenfalls am Ausbau der Schwimmanlagen in Oberhofen oder in Heimberg beteiligen will. Nun ist klar: keines von beiden.
In Oberhofen ist das heutige Hallenbad auf dem Areal des denkmalgeschützten Wichterheerguts untergebracht. Dort eine zusätzliche Schwimmhalle zu bauen, wäre zwar grundsätzlich möglich. Es liegen denn auch zwei Projektvarianten vor.
Für die Stadt Thun käme aus Kostengründen allerdings nur die billigere, halb-unterirdische Variante in Frage. Die Kosten dafür werden auf gegen elf Millionen Franken geschätzt. Doch eine teilweise unterirdische Schwimmhalle hält die Stadt Thun für wenig attraktiv.
Ausserdem kommt für die Stadtbehörden eine alleinige Finanzierung der Investitions- und Betriebskosten, wie dies die Betreiber der Sportanlage in Oberhofen fordern, nicht in Frage. Der Gemeinderat legt darum das Projekt ad acta, wie er am Montag mitteilte.
Attraktiv, aber teuer
Der Ausbau des Sportzentrums Heimberg wäre deutlich attraktiver. Die Erweiterung der Anlagen mit Schwimm-, Sprung- und Multifunktionsbecken würde das Sportzentrum markant aufwerten. Der Haken an der Sache: das Projekt kostet rund 40 Mio. Franken. Thun müsste rund 18 Millionen davon übernehmen. Das könne sich die die Stadt nicht leisten, teilten die Gemeindebehörden weiter mit.
Das Heimberger Projekt müsste aus Thuner Sicht regional breit abgestützt werden. Weil in Thun verschiedene eigene Infrastrukturprojekte anstehen, will die Stadt nicht auch noch die Federführung für eine solche regionale Hallenbad-Lösung übernehmen. Sie würde sich aber gegebenenfalls in vertretbarem Ausmass beteiligen.
Noch teurer als eine Beteiligung an einem Hallenbad-Ausbau ausserhalb der Gemeindegrenzen wäre der Neubau eines eigenen Hallenbads in Thun. Diese Lösung steht aus finanziellen Gründen derzeit nicht zur Debatte.
Bis 2021 leistet die Stadt Thun weiterhin einen jährlichen Beitrag von 59'000 Franken an das Sportzentrum Wichterheer in Oberhofen. Der Vertrag ist 2020 neu zu diskutieren.
Dass Thun kein eigenes Hallenbad hat, wird seit vielen Jahren kontrovers diskutiert. 2012 unterzeichneten 1815 Thunerinnen und Thuner eine Initiative, damit über dem grossen Becken im Strandbad ein mobiles Winterdach aufgezogen werden kann.
Die Stimmberechtigten lehnten die Traglufthalle im Jahr 2013 mit 76,13 Prozent Neinstimmen ab, unter anderem auch aus Kostengründen. Die Stadtregierung versprach damals, das Thema fehlende Wassersportfläche auf der Agenda zu behalten.
Enttäuschung bei "Pro Hallenbad"
Im Jahr 2014 wurde der Verein "Pro Hallenbad" gegründet. Er setzt sich dafür ein, dass die elftgrösste Schweizer Stadt ein Hallenbad erhält.
Entsprechend enttäuscht reagierte der Verein am Montag auf den Entscheid der Thuner Stadtregierung. "Wir hatten uns ein besseres Resultat erhofft, nach drei Jahren Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung", schreibt der Verein.
Nach der Ankündigung der Stadtregierung, die planerischen und strategischen Fragen für ein Hallenbad in der Region zu klären, verzichtete der Verein darauf, eine Initiative zu lancieren. Nach dieser Vorgeschichte könne der Verein den Entscheid des Thuner Gemeinderates nicht verstehen, heisst es in der Mitteilung weiter.
Immerhin sei die Situation aber soweit geklärt, dass der Verein nun frei und unbeschwert seinen Kampf für ein Hallenbad in der Region intensivieren könne.
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